6. Kapitel

13 4 0
                                    


Sie saß vor mir. Schweigen. Starrte mich an. Ich versuchte mich in einem zaghaften Lächeln. Doch das Mädchen zog argwöhnisch eine Augenbraue in die Höhe und verschränkte die Arme fest vor der Brust. 

"Was machen wir hier Sophie?" Ihre Stimme war eisig und ließ vermuten, das diese Frage nicht aus Interesse gestellt wurde. 

Sie kannte mich besser als jeder andere, sie wusste genau warum wir hier waren. Ich schluckte schwer. 

"Ich wollte dir mein Lieblingsrestaurant zeigen... "Das Mädchen blieb stumm. "Ich dachte wir könnten..." begann ich zögerlich, bevor sie mich unwirsch zum Schweigen brachte. "Du dachtest was? Dass wir hier gemeinsam etwas essen? Uns einen schönen Abend machen?!" Ihre Stimme wurde laut. 

Plötzlich war ich wie gelähmt. Seit das Mädchen bei mir lebte war sie nicht oft auf mich wütend gewesen. Genervt vielleicht, abwertend und enttäuscht. Aber nur selten wütend. Ich versuchte mich so klein wie möglich auf meinem Stuhl zu machen und sah mich unsicher in dem kleinen Raum um. 

Auf einmal standen die Tische viel zu dicht aneinander, die Luft war zu dick um richtig atmen zu können und die Geräusche die um mich herum ertönten waren zu laut um einen klaren Gedanken zu fassen. 

Das Mädchen roch meine Verletzlichkeit wie ein Tier das Blut geleckt hatte und legte nach. "Wann bringst du es endlich in dein verkümmertes Gehirn. Essen hilft dir nicht. Essen hat nichts mit einem schönen Abend zu tun! Und so wie du aussiehst ist jeder Bissen zu viel. Wie du dich überhaupt noch hier zwischen die ganzen schlanken Menschen gewagt hast, verstehe ich nicht. Merkst du denn nicht wie sie über dich lachen aus? Wie sie dich verurteilen?!"


We are one, darlingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt