10 - ¿Una familia?

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Mit einer Tasse Tee und den Tabletten gehen wir zurück ins Wohnzimmer. Im Eingang bleibe ich stehen und bedeute Elena leise zu sein.

Matt liegt in eine Decke gewickelt auf dem Sofa und schläft. Dabei sieht er unheimlich süß und, unglaublich aber wahr, heiß aus. Denn an einer Stelle ist sein Oberteil verrutscht und man hat freie Sicht auf einen Teil seines trainierten Oberkörpers.

Zusammen schleichen wir uns zu ihm und ich stelle alles auf dem Wohnzimmertisch ab. Elena krabbelt wieder auf das Sofa und ich knie mich vor Matt.

Während ich seinen Namen sage, rüttle ich an seinem Arm. Stöhnend öffnet er seine Augen und reibt sich über sein Gesicht.

"Ich hab einen Tee für dich. Und hier sind die Tabletten." Ich zeige auf den Tisch und er richtet sich langsam auf. Mein verschlafener Chef nimmt die Tasse in die Hand und trinkt einen Schluck. Genüsslich stöhnt er auf.

"Der schmeckt ja richtig gut. Was ist das?", will er wissen.

"Holunderblütentee, hilft am Besten bei Fieber, meinte die Apothekerin. Magst du jetzt die Tabletten nehmen? Ich denke danach wird es dir bald um einiges besser gehen."

Er tut was ich sage und lehnt sich danach wieder zurück. Auch ich setzte mich wieder auf das Sofa und sehe mir mit Elena weiter die Sendung an, während Matt vor sich hin döst.

"Komm, Elli. Ich bring dich ins Bett. Dein Onkel sollte noch etwas schlafen", beschließe ich. Matt ist bereits vor einer Stunde eingeschlafen. Ein wenig merkwürdig ist diese Situation schon. Ich sitze auf dem Sofa, im Haus meines Chefs, pflege ihn gesund und schaue mit seiner Nichte Fernsehen. Es ist als wären wir eine Familie und das erschreckt mich. Mit einem kuschelsüchtigen und vor allem anschmiegsamen Miesepeter kann ich einfach nicht umgehen. Matt ist mein Chef, noch dazu ein nicht besonders freundlicher. Er sieht gut aus und er hat seine netten Momente, aber er ist eben mein Chef und jegliche Gefühle für ihn, die über Freundschaft hinaus gehen, sind vollkommen unangebracht.

Solange ich mich aber rein freundschaftlich verhalte ist alles in Ordnung.

Die Kleine steht ohne zu Murren auf und gibt ihrem Onkel einen Kuss auf die Wange. Ich mache den Fernseher aus und gehe hinter ihr her die Treppe hoch. Im Badezimmer macht sie sich fertig und ich warte in ihrem Zimmer auf sie.

"Kannst du nochmal für mich singen?", bittet sie mich, als sie im Bett liegt.

"Das selbe Lied?" Sie nickt fröhlich.

"Dann kuschle dich mal schön in dein Bett", sage ich und decke sie richtig zu. Dann beginne ich das Lied Hijo de la Luna nochmal zu singen.

Ein paar Minuten später ist die Kleine eingeschlafen. Ich streiche ihr nochmal übers Haar und schließe dann leise die Tür hinter mir.

Unten angekommen nehme ich die leere Tasse vom Wohnzimmertisch.

"Was machst du?" Erschrocken drehe ich mich um. Matt sieht mich verschlafen an.

"Ich... ich hab Elena ins Bett gebracht. Und jetzt räume ich noch eben auf." Schon wieder erwische ich mich beim Stottern. No sé qué me pasa. (Ich weiß nicht, was mit mir los ist.) Normalerweise bin ich eine sehr selbstbewusste Person.

"Danke, aber du musst hier nicht noch aufräumen. Du hast schon genug getan. Du solltest lieber nach Hause gehen, du musst morgen arbeiten."

"Nein, nein. Kein Problem, ich mach das eben." Schnell gehe ich in die Küche und stelle die Tasse in die Spüle.

"Mira", ruft Matt aus dem Wohnzimmer. Ich seufze und gehe zurück. Eigentlich wollte ich einfach nur kurz aufräumen und dann nach Hause. Dieser neue Matt ist mir nicht ganz geheuer, ich sollte mich lieber von ihm fern halten. Das wäre zumindest besser für meine Gefühle.

"Mach eine Pause. Du musst hier überhaupt nichts tun. Soweit ich weiß hast du heute gearbeitet und dann deine restliche Freizeit hier verbracht, um dich um Elena und mich zu kümmern. Das war sehr nett von dir." Er bedeutet mir, mich zu setzen.

"Das habe ich wirklich gerne gemacht. Elena ist ein sehr liebes Kind und wirklich gut erzogen. Warum hast du eigentlich niemandem Bescheid gesagt? Deinem Bruder oder deiner Mutter oder so? Elena kann sich ja wohl kaum um dich kümmern und ohne Hilfe wärst du noch wochenlang krank."

"Ich wollte keine Umstände machen. Frederik arbeitet und meine Mutter hat uns das ganze Wochenende an der Backe. Sie beschwert sich jedes Mal, wenn sie mich mal wieder pflegen muss. Sie meint ich soll mir eine Frau dafür suchen." Sein letzter Satz ist nur noch genuschelt und man kann ihm ansehen, wie peinlich ihm das ist.

"Wie geht es deiner Wange?", fragt er plötzlich.

"Es geht schon. Morgen sieht man es bestimmt nicht mehr."

"Es geht mir nicht darum, ob man es sieht, sondern wie es dir damit geht." Er lehnt sich ein wenig vor und streicht meine Haare zur Seite.

"Es sieht schon besser aus. Ich habe oben Salbe, soll ich sie dir holen?", bietet er an. Dankbar nicke ich und kurze Zeit später kommt er wieder. Sanft streicht er ein wenig von der kühlenden Creme auf meine Wange. Obwohl er vorsichtig ist, fühlen sich die Berührungen wirklich komisch an. Er hält in der Bewegung inne und sieht mir in die Augen. Fast unbemerkt kommen unsere Köpfe sich näher und ich kann seine Lippen schon beinahe auf meinen spüren.

"Matti! Kannst du kommen? Onkel Matti!"

Elenas Rufe lassen uns auseinander schrecken. Erschrocken starren wir uns an.

"Willst du nicht zu ihr gehen?", frage ich leise.

"Ähm, doch klar." Er springt auf und geht nach oben.

"Mierda", (Scheiße) fluche ich leise. Vor ein paar Stunden war ich noch fest davon überzeugt nur freundschaftliche Gefühle für den Miesepeter zu empfinden, aber ich habe mich scheinbar selbst belogen.

Ich habe mich in meinen Chef verknallt!

Te deseoWhere stories live. Discover now