•Ein wichtiges Erbstück•

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"Willst du dies wirklich machen?", fragte ich meinen Lord. "Wenn ich Mittelerde damit ein Stück retten kann? Dann ja.", entgegnete er mir. "Nun, ich werde mit dir kommen und dem Bösen an deiner Seite gegenüberstehen. Egal was andere dazu sagen!" Ich räumte entschlossen Lembas, Wasser, Decken und Waffen wie Schwerter, Dolche und meinen Bogen, während er mich schweigend beobachtete, zusammen. Als ich gerade prüfen wollte ob mein Bogen aus Eibenholz gut gespannt und präzise zu bedienen war, spürte ich seine Hand auf meiner Schulter. "Eruvae", flüsterte er mir langsam und leise ins Ohr. "Tu das nicht! Ich selbst weiß nicht, ob wir alle lebendig zurückkommen werden. Ich möchte nicht das Leben meiner Liebe riskieren!" Ich blickte ihm in die eisblauen Augen und verlor mich in ihnen. Sein Blick war kühl und Ausdrucksstark und doch verspürte ich eine gewisse Wärme in ihm. Legolas zog mich behutsam an sich heran und umarmte mich. Ich spürte seinen warmen Atem an meinem Kopf und ein angenehm kühler Schauer überzog mich. Es fühlte sich so geborgen bei ihm an. Mir wurde schon ganz schlecht wenn ich daran dachte das er in bereits zwei Tagen fortziehen müsse. Doch diese Gedanken verflogen, es war wie Magie, als er mir über meine langen, roten Haare strich. Ich drohte die Ernsthaftigkeit der Lage zu vergessen und versuchte wieder auf das Wichtige zurückzugreifen. "Und doch werde ich euch helfen!" Es war schwerer, als ich dachte, bei seiner doch so zarten Überredenskunst standzuhalten. "Ich kann doch nicht einfach mit den anderen Elben nach Valinor zu den zwei Bäumen segeln, mit der Ungewissheit ob ihr Sauron besiegt oder Mittelerde mit euch untergeht! Das möchte und kann ich nicht."
Ich spürte bereits, wie meine Stimme anfing zu zittern. Tränen stiegen in mir auf und ich dachte an den ganzen Schaden, der Mittelerde zustößen würde wenn das Böse siegen sollte. "Denk nicht an das ganze Unheil, welches dieser Welt passieren könnte, Eruvae. Du machst dir schon genug Gedanken um jene deren Ende naht. Trag also nicht noch die Last der Ungewissheit. Hier, nimm dies." Er kramte in einer alten Truhe herum und es kam eine alte Kette zum Vorschein, Legolas reichte sie mir. Zuerst blickte ich sie etwas unbeeindruckt an, da ich bereits viele Ketten solcher Art sah. Doch dann kam mit ein Licht auf. "Wie kommst du an ein so wergvolles Artefakt?", fragte ich ihn erstaunt. "Dies ist eine uralte, noch von Gil Galad getragene Kette. Woher hast du sie?" "Dies ist ein Erbstück, welches von ihm über die Zeitalter hinweg immer weiter gegeben wurde. Bis zu meinem Vater und mir. Eigendlich hatte ich vor sie unserem zukünftigen Erben zu überreichen, doch nun gebe ich sie an dich. Du musst wissen, dass ich dir hiermit das warscheinlich Wertvollste, welches in Besitz eines Elben ist an. Nimm dies als Geschenk von ganzer Güte meines Volkes an. Mach dir keinen Kummer mehr. Ich will dich strahen sehen. Ich möchte, dass du nach Valinor segelst, an der Seite meines Vaters und jener Elben, die bereits Mutig für ihre Geliebten und ihre Heimat in den Krieg zogen. Trage diese Kette zu jeder Zeit, und ich bin immer bei dir. Lege sie niemals ab!"
Wie gebannt hing ich an seinen Lippen. Als wäre ich in trance blickte ich die Kette Gil Galads an und spürte wie jeder einzelne meiner Muskeln immer und immer angespannter wurde. Als mir Legolas das Schmuckstück um den Hals band, schwor ich mir sie niemals abzusetzten. Irgendetwas schien mir bereits in meinem Unterbewusstsein zu sagen, dass diese Kette später noch unheimliche Wichtigkeit mit sich tragen würde. Nur was? Noch war ich mir alles andere als klar darüber. "Ich werde sie nie ablegen!", versichterte ich meinem Lord.
Später am Abend waren bereits alle Notwendigen Dinge für die große Reise nach Mordor zusammengeräumt, und in Taschen verpackt. Ich bin nach draußen gegangen, um mir die Schönheit Bruchtals unter Sternen anzusehen. Ich ging am Waldrand vorbei, sah mir von dort aus die atemberaubend schönen Gebäude an, beobachtete die Hallen Elronds und schländerte entlang der Flüsse. Dies war die Heimat meiner besten Freundin Arwen. Sie ist die Tochter des Herrschers Elrond und schwärmte schon immer über Aragorn. Er tat es ihr gleich. Mittlerweile sind die beiden ein wundervolles, romantisches Paar. Tatsächlich sind die beiden wie für einander geschaffen und Aragorn verriet mir, dass er ihr einen Antrag machen wolle. Sogar noch heute Nacht. So wie ich meine Freundin kannte, wäre sie überglücklich darüber. Wenn ich mir sie in einem Brautkleid vorstellte, ging selbst mir das Herz auf, obwohl ich eher weniger Emotional bei solchen Dingen bin.
"Du bist noch wach?", fragte mir eine schon lang vertraute Stimme. "Ja mein Herr, ich betrachte noch ein letztes mal etwas Friedliches. Es ist nunmal in dieser Grausamen Zeit nicht überall so ruhig wie hier." "Das ist leider wahr. Doch wundert es mich, dass du so ganz allein ungerwegs bist. Was währe denn zum Beispiel mit Legolas oder Arwen? Wollen sie nicht bei jemandem sein? Oder möchtest du Frodo msl einen Besuch abstatten?" Es schien mir, dass Gandalf der Graue etwas vorhatte. Ich kannte ihn seid ich klein war. Er war ein alter Freund meiner Eltern, Celeborn und Galadriel. Sie waren die Herren Lothlóriens, meiner Heimat. "Ich genieße die Stille hier. Obwohl ich es eigentlich für sinnvoll betrachte Frodo bei seiner Ladt zu unterstützen, halte ich es dennoch für Logisch ihn sich auszuruhen. Sam ist bei ihm und das genügt." "Und Arwen?" Der Zauberer wollte scheinbar nicht nachlassen, weshalb er weiterhin nachhakte. "Warum ist sie nicht bei dir?" "Sie ist mit Aragorn am Bach. Laut ihr ist dies ein sehr wichtiger Moment zwischen den beiden, also lasse ich sie in Ruhe. Allerdings weiß ich sowieso genau was sie tut, schließlich kenne ich meine beste Freundin wie meine Westentasche." Gandalf musterte mich. "Was tut Arwen mit ihm?", fragte er misstrauisch. "Sie wird ihm suf jeden Fall nicht umstimmen, nach Mordor zu kommen wenn es das ist was ihr denkt. Sie wird Aragorn ihren Abendstern überreichen und somit das Bündnis, ihre Unsterblichkeit zu verlieren, eingehen." Je länger er mich direkt anblickte, desto unsicherer wurde ich. Doch schließlich wandte er sich mit einem "Dann ist ja alles gut.", ab. Nachdenklich blickte ich ihm hinterher. Durch dieses Gespräch und immer noch verwirrt, lief ich zu Elrond. Zur dieser Zeit saß er immer noch bei seinen vielen Unterlagen, Karten und Büchern. Aufgrund dieses Wissens fand ich ihn rasch in den Sternenhimmel hinaufblickend. Scheinbar dachte er gerade an seine im Krieg verstorbene Frau.
"Mein Herr Elrond! Ich muss mit ihnen reden. Verzeit, wenn ich euch störe." Ich war etwas aus der Puste, da ich so schnell wie möglich Antworten auf meine Fragen suchte. Etwas erschrocken blickte er mich an. Anscheinend erwartete er so spät niemanden mehr, vorallem nicht so einen durchwühlten Kopf wie mich. "Ist alles gut Eruvae? Ist etwas passiert?" Sein Gesichtsausdruck änderte sich rasch von Verwirrung zu Besorgtheit. "Es ist schonmal nicht, worüber man sich sorgen müsse, mein Herr."
So langsam beruhigte ich mich und wurde wieder konzentriert. Elronds Augen wanderten interessiert zu meiner Kette. "..smaragt grün und mit gold-glänzenden Monumenten beschmückt", überlegte er laut. "Ich sah dies Schmuckstück schon einmal." Er blickte mich an, und wieder zurück zu meinem Geschenk. "Dies ist eine Kette Gil Galads.", half ich ihm. "Legolas hat sie mir übberreicht."
"Nun, was sind deine Fragen?" Er stellte mir die Frage eher abwesend und betrachtete weiterhin das Erbstück. Nach einer Zeit blickte er aber wieder mich an und erwartete eine Antwort. Allerdings war ich nicht mehr bei der Sache. Ich dachte an den Elb, der mir die Kette schenkte. Wenn meine Wünsche von den Göttern erhört würden, wäre alles um mich herum unwichtig sein, damit ich nur für Legolas leben könnte. Das er meine Zuneigung zu ihm erwiederte, erfüllte mich mit tausenden von Glücksgefühlen. Unwillkürlich tastete ich nach seinem Geschenk und lächelte bewusst. Als ich merkte, dass ich so verträumt nicht zu gebrauchen war, schüttelte ich hastig den Kopf um in die Realität zurückzufinden und ordnete somit meine versträuten Gedanken. Ich war verliebt, Hals über Kopf! Und dies war nicht gerade leicht zu verbergen.
"Ich muss wissen, warum Gandalf solche Angst davor hat, was mit Aragorn passieren könnte. Bisher hatte er sich doch auch keine Sorgen über sein Leben als Waldläufer gemacht. Aber jetzt irgendwie schon." Als hätte ich den besten Witz gemacht, lachte der Herr Bruchtals los, anstatt bei dem Thema ernst zu bleiben. "Mädchen! Du trägst die Kette Gil Galads, und wir stehen alle kurz vor dem größten Krieg unseres Zeitalters. Wir haben heute 9 Gefährten zusammengestellt, die unsere Welt retten müssen, indem sie ihr Leben für einen kleinen Hobbit aufs Spiel setzten werden. Es sind so schlimme Zeiten in denen wir uns befinden und du? Du fragst dich Dinge, die schon lange so sind wie sie sind." Auf einmal wurde seine Miene ernster. "Aragorn muss auf den Thron, sonst werden die meisten freien Völker dem Untergang geweiht sein. Genau das weiß Gandalf und er hat Angst, dass Arwen ihn von seiner Bestimmung zu sehr ablenkt." Mit diesen Worten wandte er sich ab.
Also war es Wirklichkeit? Hing das Schicksal von Gondor, Rohan, der Weltfold und der weiteren freien Völkern an Aragorns Entscheidung? Ich hörte schon allerlei solcher Theorien, doch nie glaubte ich an sie. Früher sind Gandalf, Elrond, Saruman und meine Mutter Galadriel, also der weise Rat, oft zusammengekommen und haben sich über Thorin Eichenschild mit einer kleinen Zwergengruppe und Bilbo Beutling, der Onkel Frodos, beraten. Arwen und ich haben uns aufs Dach geschlichen und von dort aus gelauscht. Das war vor 60 Jahren. Wir hörten allerlei von Sauron und dem Bösen in Mittelerde, doch nie viel ein Wort über Aragorn. Gut, dort war er erst 27 (sehr süß), aber damals sollte doch schon klar gewesen sein, was aus ihm werden müsse. Es war also wie in den alten Erzählungen: Die Zeit des Elessar war gekommen, wo er auf den Thron Gondors schreiten solle. Allerdings verzichtet er immernoch darauf, was mir nun Sorgen bereitete. Ich wandte mich dem Spiegel zu, der pompös geschmückt wurde und mit goldenen Spränkeln verziert war. Ich blickte mich an und überlegte über die Worte Gandalfs und Elronds. Dann betrachtete ich zum wiederholten Male meine Kette. Sie lag wie angegossen um meinen blassen Hals und der Edelstein glänzte förmlich in allen Farben. Ich blickte meinem Spiegelbild in die Augen. Sie hatten den selben Schein wie mein Schmuckstück. Das selbe smaragt grün, mit schimmernden kleinen Details. Mein Körper klein, gerade mal so groß, wie der eines 1000 Jährigen Elben. In Menschenjahren gemessen, wäre man ungefähr 12. Meine Kleidung Körperanliegend und ebenfalls grün. Sie hatte braune Einzelheiten, die geziehlt angestickt wurden. Eine Art Gürtel um meine Hüfte und Schräg über meinen Oberkörper, schmale Muster, die an Ranken erinnerten. Meine Schuhe saßen perfekt und sehr Hoch geschürt. Die Haare hatte ich in einem strammen Halbzopf zusammengebunden. Trotz vieler Kämpfe gegen Orks und Spinnen, könnte man ihre Glätte nicht verkennen. Normalerweise trug ich keinen Schmuck und schon gar nicht solche Kleidung. Ich kam aus Lórien und dort trug ich hauptsächlich ein locker sitzendes, grau-blaues Kleid. Schuhe besaß ich kaum und zu Hause zog ich sie nie an. Doch wenn ich unterwegs war, bevorzugte ich mich auf diese Weise zu kleiden. Ich konnte wieder mal nicht verzichten, meine Kette zu bestaunen. Es war schließlich ein Artefakt eines unvorstellbar erfolgreichen Elben und aus dem 1.Zeitalter! Ich selbst war gerade einmal 2500 Jahre alt und stammte noch aus dem 3. Plötzlich hörte ich eine rufende Stimme, die mich aus meinen Gedanken riss. "Eruvae?" Blitzschnell drehte ich mich um und sah wie Legolas mich erleichtert erblickte. "Da bist du ja. Ich habe praktisch jeden Stein nach dir umgedreht." Fragend blickte ich ihn an. "Ist etwas passiert?", fragte ich besorgt. Normalerweise machte ich mir keinen Kopf, wenn mich jemand suchte. Doch unter dem Zorn Saurons, der im Moment wallte, konnte man sich nie wirklich sicher sein ob etwas schlimmes geschah. "Sind Orks eingetroffen? Ist etwas mit Frodo passiert? Geht es allen gut?" Meine Gedanken schwirrten umher, ich wusste nicht was ich fühlen oder denken sollte. Doch als ich das sanfte Lächeln meines Lord erblickte, verschwanden meine wirren Fragen wie im Fluge. "Sorge dich nicht, gîl nin [mein Stern]. In Bruchtal geht es ruhig zur Sache und niemand ist verletzt." Als er das sagte viel mir ein Stein vom Herzen. "Warum suchtest du dann nach mir?" "Nun, du wolltest mit nach Mordor und dich für die anderen einsetzten. Das habe ich den Gefährten berichtet. Wie sich herausstellt sind alle damit einverstanden. Nur dies wollte ich dir sagen. Allerdings fand ich dich nicht in unserem Zimmer auf, aber jetzt habe ich dich ja gefunden." Er blickte mir direkt in die Augen. Es war wie Magie, als wären wir für einander bestimmt. Dann wurde mir klar wofür wir lebten: Für uns.

Die Sage einer Elbin     [Noch in Arbeit]Where stories live. Discover now