ix - the feeling of home

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Artemeis beobachtete das Quidditchfeld aus ihrem Fenster. Sie konnte ein paar Schüler erkennen, die trainierten und Runden um das Feld flogen.

Sie seufzte und dachte an ihre Zeit in Hogwarts, in der sie begeistert mit dem Quidditchteam mitgefiebert hatte und bei jedem Spiel ihrer Freunde dabeigewesen war, aber diese Zeiten waren nun vorbei und Artemis würde nichts daran ändern können.

Sie war nicht mehr die alte Artemis, die immer einen sarkastischen Kommentar abgab, wenn es ihr passte oder jemanden aufbaute, wenn er verletzt war.

Im Krieg hatte sie nicht nur geliebte Personen verloren wie Fred, Sirius, Dora oder Remus.

Sie hatte ihr Lachen verloren und ihre Fürsorglichkeit.

Im Krieg hatte sie sich selbst verloren.

Der Krieg hatte ihr Zuhause genommen und nun war sie seit fünfzehn Jahren auf der Suche nach einem Ort, der ihr dasselbe Gefühl gab, das sie damals verspürt hatte, als sie bei den Ordenssitzungen teilgenommen hatte, als sie mit ihren Freunden im Gemeinschaftsraum oder der Bibliothek saß und lerne oder wenn sie einfach bei ihrer Familie war.

Seit Jahren suchte sie nach diesem Gefühl, doch nichts hatte ihr Verlangen stillen können, bis sie nach Hogwarts gekommen war.

Bis sie in das Klassenzimmer gelaufen war, in dem zufälligerweise Edward Remus Lupin saß und sie nach seinen Eltern fragte.

Sie fragte sich, ob sie das Gefühl vermissen würde, wenn sie die Schule wieder verließ.

Sie fragte sich, ob sie das Verlangen spürte, wieder zurückzukehren oder ob sie einfach weiterziehen konnte.

Ihr Herz war durchaus zwiegespalten. Denn einerseits wusste sie, dass es Leute gab, die sie hierbehalten wollten wie Teddy oder vielleicht auch George, aber sie wusste auch, dass Leute wie Harry es vermutlich besser fanden, wenn sie für immer von der Bildfläche verschwand.

Es fühlte sich wie damals an, als sie das erste Mal gegangen war und nicht wusste, ob sie wirklich wieder zurückkehren würde.

Damals wollte sie eigentlich gar nicht zurück.

Damals wollte sie wirklich alles hinter sich lassen und einfach ein neues Leben beginnen. Die hatte aber nicht gewusst, dass es so verlaufen würde. Alleinstehend. Ohne eine Familie oder ein richtiges Zuhause.

Nun hatte sie wieder die Wahl. Sie konnte gehen. Den einfachen Weg nehmen und alles hinter sich lassen, wie beim letzten Mal. Die anderen konnten ihr doch egal sein!

Aber sie spürte, dass dies vielleicht nicht die richtige Entscheidung war.

Denn es gab noch den zweiten Weg. Den schwierigeren Weg. Die Möglichkeit zu bleiben und wieder ganz von vorn anzufangen.

Sie könnte wirklich widder im Ministerium arbeiten oder einfach ihre Arbeit fortführen oder etwas komplett Neues ausprobieren. Sie war noch nicht alt. Noch nicht einmal vierzig! Da konnte man sich auf Neues einlassen.

Sie wusste aber auch, dass sie nicht bei allen willkommen wäre. Sie wusste, dass es viel Arbeit werden würde, sich mit den alten Leuten in Verbindung zu setzten und wieder da zu sein, wo sie begonnen hatte.

Konnte sie das? Konnte sie so stark sein und wieder unter die Leute zu gehen, die sie für so lange Zeit gemieden hatte? Würden sie das überhaupt akzeptieren? Manche vielleicht, aber gewiss nicht alle.

Es klopfte an ihrer Tür. Artemis drehte sich um und sagte laut: "Herrein."

Mit einem Quietschen ging die Tür auf und dahinter befand sich Professor McGonagall. "Professor", sagte Artemis und deutete auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch. "Setzen Sie sich doch."

"Oh, ich bleibe nicht lange, Artemis", sagte die ältere Dame. "Ich wollte nur mit Ihnen über die nächste Woche sprechen."

"Genau", sagte Artemis und erinnerte sich schmerzlich daran, dass die nächste Woche ihre letzte sein würde. "Gibt es da denn viel zu besprechen? Soweit ich weiß, kommt Professor Goldstein am Samstag wieder in England an und übernimmt ab Montag wieder das Fach."

"Natürlich wird er das, aber es geht mir  nicht um das Fach Verteidigung gegen die Dunklen Künste", sagte sie geheimnistuerisch und in diesem Moment erinnerte Professor McGonagall Artemis ein Stück an Professor Dumbledore.

"Es wirkt so, als ob diese Unterhaltung länger dauert", sagte Artemis und ließ sich auf ihrem eigenen Stuhl nieder. Auch McGonagall nahm Platz. "Über was genau wollen Sie nun mit mir sprechen?"

"Ich weiß, dass Sie nächste Woche diese Schule verlassen werden."

"Das war von Anfang an klar."

"Doch ist mir aufgefallen, dass Sie Gefallen am Unterrichten gefunden haben", fuhr Professor McGonagall unbeirrt fort.

"Was soll das nun bedeuten?"

"Artemis, Sie waren nun lange eine Hexe, die kein Zuhause hatte, bis Sie dieses Angebot bekommen haben", erklärte die Direktorin und sah sie vielsagend an. "Vielleicht irre ich mich auch und Ihnen gefällt dieser Lebensstil, aber Sie haben bei mir den Eindruck hinterlassen, dass der Umgang mit den Schülern Ihnen guttut."

Artemis sah sie fragend an. "Und was genau wollen Sie mir damit sagen? Dass ich für eine Stelle geeignet bin, die leider schon vergeben ist?"

"Ich will Ihnen eine andere Stelle anbieten",  sagte die Professorin nun endlich.

Interessiert horchte Artemis auf. "Eine Stelle?"

"Habe ich nun Ihr Interesse geweckt?"

"Das hängt davon ab, was sie mir nun als nächstes sagen, Professor", erwiderte Artemis unbeeindruckt.

McGonagall seufzte. "Ich habe mit Hagrid gesprochen und er selbst meint schweren Herzens, dass er selbst nicht mehr jünger wird und seinen Posten als Lehrer für Pflege Magischer Geschöpfe an eine kompetente Person weitergeben möchte."

Artemis zog die Augenbrauen hoch. Sie? Als Lehrerin für Pflege Magischer Geschöpfe? War sie überhaupt kompetent genug für sowas? (Obwohl, Lockhard war auch für ein Jahr Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste gewesen. Die Ansprüchefür Lehrer konnten nicht so hoch sein.)

"Sie denken, dass ich so einen Posten übernehmen könnte?", fragte Artemis die Professorin.

"Hagrid selbst hat Sie in unserem Gespräch vorgeschlagen", sagte Professor McGonagall und Artemis schwieg.

Sie konnte bleiben. In Hogwarts. Das bedeutete, dass sie nah genug an ihrem alten Leben war, aber weit genug von allem Möglichen, das sie aus der Fassung bringen konnte.

Es wäre eine perfekte zweite Chance.

"Hagrid meint, dass er noch dieses und nächstes Jahr bis in den Dezember das Fach weiterhin unterrichten würde, aber wenn Sie an seiner Stelle interessiert wären, könnte ich sie für Sie freihalten", fuhr McGonagall fort. "Sie müssen mir nur Bescheid sagen, bevor ich mich auf die Suche nach einem anderen Lehrer mache."

Artemis sah die Professorin an und dann aus dem Fenster.

Sie würde ein beständiges Leben haben, aber ihre Freiheit aufgeben. Wenn sie ja sagte, gäbe es kein Zurück. Sie müsste sich dann zwar verspätet aber irgendwann ihren Problemen stellen.

Sie sah wieder zu der Professorin und traf eine Entscheidung.

DenkariumWhere stories live. Discover now