Man sollte meinen, es hätte irgendeine Warnung gegeben, aber ich habe nichts

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dergleichen verspürt.
Ich betrete meine Wohnung, die Tür fällt zu, ich schließe ab und ohne Warnung, von einem Moment auf den anderen sind sie da. Gedanken. Gestern waren sie noch nicht da. Vor einer Stunde noch nicht. Vor einer Minute noch nicht. Vor fünf Sekunden noch nicht. Doch jetzt beginnen sie quälend langsam sich anzuschleichen, ihre Runden durch meinen Kopf zu ziehen und mich zu vergiften. Überwältigt bewege ich mich ebenso langsam wie die Gedanken in meinem Kopf durch die Wohnung. Räume auf. Mache Essen. Setze mich auf die Couch und schaue einen Film. Und ohne Warnung sind die Gedanken wieder weg. Der Film lenkt mich ab. Doch danach. Ohne Warnung sind die Gedanken wieder da. Tun die Menschen nur so, als würden sie mich mögen? Was fange ich mit meinem Leben an? Will ich leben? Will ich Kinder? Was will ich? Und wer bin ich überhaupt? Die Gedanken kommen nicht allein. Sie kommen in einer sich aufbäumenden Flut. Immer mehr. Immer intensiver. Bis mein Kopf gefüllt ist, ich an nichts anderes mehr denken kann, als daran, dass ich nicht vorankomme. Feststecke. Ich möchte weinen. Möchte den Schmerz und Stress und alles was damit zusammenhängt aus mir herausspülen. Doch ich kann nicht. So sehr ich mich anstrenge. Ich kann nicht weinen. Wenn ich Glück habe laufen drei Tränen über meine Wange. Doch das ist alles. Das reicht nicht, um mich zu befreien. Ich könnte darüber reden. Das würde mich befreien. Aber wer versteht das schon? Ich wäre eine Belastung für die Menschen, die vermutlich sowieso nur so tun als würden sie mich mögen. Objektiv betrachtet weiß ich, dass das alles nicht stimmt. Aber mein Kopf redet es mir ein und er ist verdammt gut darin. Und das alles ohne Warnung. Von einem Moment auf den anderen. Von augenscheinlich glücklich zu leer. Leer beschreibt es gut. Ich denke so viel, dass nichts anderes übrig bleibt, als Leere. Aber Morgen, wenn ich meine Wohnungstür aufschließe, werde ich wieder glücklich sein. Und wenn ich wiederkomme, werden die Gedanken wiederkommen, von denen man meinen sollte, ich hätte sie den Tag über bemerkt, es hätte eine Warnung gegeben, aber ich habe nichts dergleichen verspürt.

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