Hoch über der Stadt auf einer schlanken Säule stand die Statue des glücklichen

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Prinzen.
Sein Lächeln war so warm, dass selbst die Statue positive Energie ausstrahlte. Seine Uniform war so schön, dass selbst die Statue ausstrahlte wie edel er war. Das Schwert an seinem Gürtel und die locker  darauf abgelegte Hand waren so bestimmt, dass selbst die Statue ausstrahlte, wie gut er damit umgehen konnte.
Die Statue war das Ebenbild es Prinzen. Die Ausstrahlung war die selbe. Aber auch die Kälte des Metalls. Die innere. Denn so warm das Lächeln des Prinzen war, so geübt sein Umgang mit dem Schwert und so wunderschön seine Kleider... Innerlich war der Prinz kalt. Nicht gegenüber dem Volk oder den Angestellten. Nicht gegenüber seinen Eltern oder den Beratern. Nicht gegenüber der Armee. Nicht gegenüber seinen Freunden. Nein. Nur sich selbst gegenüber. Er strahlte so viel Wärme nach außen aus, dass er nicht mehr vermochte sich selbst zu wärmen.
Vor allem abends beim zu Bett gehen, wenn der letzte Bedienstete den Raum verlassen hatte wurde ihm schwer ums Herz. Er hinterfragte sich und alles was er tat. Redete sich ein, es sei gesund dies zu tun und wusste trotzdem, dass das Ausmaß, in dem er es tat, es nicht war. Aber er konnte es nicht lassen. Die halbe Nacht grübelte er und versuchte sehnsüchtig zu schlafen. Doch es gelang jede Nacht aufs neue viel zu spät, sodass nach wenigen Stunden die ersten Schritte auf dem Flur und die Sonnenstrahlen seinen unerholsamen Schlaf beendeten.
Sobald ein Bediensteter seine Gemächer betrat, war das Lächeln wieder da. Die Wärme. Die Wärme, die er für jeden übrig hatte außer sich selbst. Er war auf die Wärme der anderen angewiesen. Die Angestellten, die ihn anlächelten und für seine stetige Gültigkeit liebten und bewunderten. Seine Freunde, die ihn aufmunterten. Seine Eltern, die stolz auf ihn waren. Die Frauen, die ihn anhimmelten. Das Volk, das den zukünftigen König liebte und anerkannte. Die Armee, die stets für seine Befehle bereitstand und ihm blind vertraute. Von dort bekam er seine Wärme. Doch... der Tag des Prinzen war voller Aufgaben und so blieb nicht viel Zeit positive Energie zu tanken. Hier ein bisschen, dort ein bisschen.
Doch dann... Konflikte mit den Nachbarländern, Dinge, die nicht so funktionieren, wie sie sollen, Streits. Die Wärme wird aufgebraucht und verschwindet. Und abends war der Prinz allein in der warmen Kälte seines Bettes und fühlte sich wie die Statue, die hoch über der Stadt auf einer schlanken Säule stand und einen glücklichen Prinzen zeigte.

Der erste SatzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt