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-Jisung's Sicht-

Langsam hüpfte ich mit Felix' Hilfe eine Stiege nach der anderen hinauf und humpelte danach weiter in mein Zimmer. Dort setzte ich mich sofort auf mein Bett und ließ mich ächzend nach hinten fallen.
Die Matratze neben mir senkte sich und Felix legte sich ebenfalls auf den Rücken.

"Es ist wegen Minho oder?", begann er nach kurzem Schweigen das Gespräch und seufzend schloss ich meine Augen, bevor ich leicht nickte.
"Es ist uns allen aufgefallen, dass er sich etwas anders in deiner Nähe verhält als früher. Ich wünschte, ich könnte dir sagen warum, aber ich weiß es nicht. Er lässt nicht mit sich reden, ich habs schon versucht.", meinte er und drehte sich auf die Seite, um mich anzusehen.

"Er mag und will mich anscheinend nicht mehr.", flüsterte ich und spürte schon wieder, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.
"Was? Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Wieso sollte er?", entsetzt bekam Felix ganz große Augen.

Schniefend hob ich meinen Arm, an dem ich das Freundschaftsarmband trug und hielt ihn vor sein Gesicht.
"Er hat es nicht mehr und du weißt, dass wir es nie abnehmen.", murmelte ich traurig und legte meinen anderen Arm über meine Augen, um zu verhindern, dass er meine Tränen sah.

"Ach Ji, dafür gibt es bestimmt eine gute Erklärung. Minho würde es bestimmt nicht einfach so abnehmen, wenn er weiß, dass er dich damit verletzt.", versuchte er mich zu beruhigen und setzte sich etwas auf, als er bemerkte, dass ich unterdrückt aufschluchzte.

Sanft zog er mich ebenfalls hoch in eine sitzende Position und legte dann seine Arme um mich, woraufhin ich nun endgültig anfing zu weinen. Fest krallte ich mich in sein Oberteil und drückte meinen Kopf an seine Schulter.
Wie sehr ich mir gerade wünschte in Minho's Armen zu liegen.

"Vielleicht wäre es ganz gut, wenn du mit ihm redest?", schlug Felix vor, weshalb ich sofort heftig den Kopf schüttelte.
"Auf keinen Fall! Entweder wirft er mich komplett aus der Bahn und ich habe keinen Plan mehr, was ich eigentlich tun wollte, oder ich weine sobald ich ihn sehe.", erklärte ich verzweifelt.

"Du magst ihn wirklich sehr, stimmt's?", lächelte er sanft und strich zärtlich durch meine Haare.
"Natürlich mag ich Minho!", perplex hob ich meinen Kopf an, während ich mir die Tränenreste von meinen Wangen wischte.
"Du weißt genau, wie ich das meine.", seufzte er und ließ meine Augen ganz groß werden.

"N-nein, d-das stimmt d-doch gar nicht...", stotternd wandte ich meinen Blick ab und sah auf meine Hände. Ganz unauffällig. Verdammt.

"Du kannst mir nichts vormachen, Jisung. Ich merke doch, dass für euch die Welt kurz stehen bleibt, wenn ihr euch anseht, bis wir euch wieder in die Realität zurück holen.", lächelte er überzeugt.
"Für mich vielleicht, aber bestimmt nicht für ihn ...", murmelte ich niedergeschlagen. Es zu leugnen würde sowieso nichts bringen. Felix würde so lange nicht locker lassen, bis ich ihm seine Vermutung bestätigte.

"Das kannst du doch nicht wissen. Wahrscheinlich zerbricht er sich gerade selbst den Kopf darüber und zieht sich deshalb etwas zurück.", überlegte er, was ich wieder mit einem Kopfschütteln abtat.
"Aber warum hätte er deswegen das Armband weggetan? Das macht doch keinen Sinn.", widersprach ich ihm deprimiert.
"Dass er dich ganz plötzlich nicht mehr mag, macht doch noch weniger Sinn!", konterte Felix sofort, woraufhin ich nichts mehr erwiederte und mich wieder zurück ins Bett fallen ließ.

"Schlaf eine Nacht darüber und morgen schauen wir weiter, okay? Vielleicht löst sich das ja von alleine auf und alles wird gut.", versuchte der Australier mich zu beruhigen und zustimmend grummelte ich leise.
"Hoffen wir's, auch wenn ich das nicht glaube."

"Dann gute Nacht und falls etwas ist, komm einfach zu mir und weck mich auf. Ich bin immer für dich da!", verklickerte er mir, was mich zum Lächeln brachte, bevor er das Zimmer verließ und mich mit meinen Gedanken alleine ließ.

Sollte ich vielleicht wirklich mit Minho reden? Mehr als mich erneut abweisen konnte er sowieso nicht und dann hätte ich wenigstens Gewissheit. Wahrscheinlich war das wirklich die bessere Lösung, auch wenn es mich ziemlich verletzen würde und ich nicht wusste, wie es danach weitergehen sollte.

~~~~~

Etwa um ein Uhr nachts wachte ich auf, da ich ziemlichen Hunger hatte. Immerhin hatte ich nicht wirklich zu Abend gegessen und das vermisste mein Körper nun.

Also versuchte ich vorsichtig aufzustehen, ohne dabei komplett meinen schmerzenden Knöchel zu belasten und gelangte irgendwie zur Türe und schlussendlich auch zur Treppe.
Überlegend blickte ich an dieser herab und schätzte meine Chancen, mich zu verletzen oder schlimmsten Falls an einem Genickbruch zu sterben, ab.

"Brauchst du Hilfe?"

Erschrocken fuhr ich herum und hätte beinahe aufgeschrien, wenn ich mir nicht schnell die Hand vor den Mund gehalten hätte.
Was tum Teufel machte Minho um diese Zeit hier? Überschattete er mich etwa?

"Ich seh doch, dass du kaum gehen kannst, lass mich dir helfen.", er versuchte seinen Arm um meine Hüfte zu legen und meinen Arm um seine Schulter, als ich mich sofort wieder von ihm entfernte.

"Das schaffe ich alleine!", flüsterte ich teils wütend, teils überfordert und hüpfte auf die erste Stufe hinunter.
Seufzend folgte er mir und beobachtete mich, wie ich mich schwerfällig hinunterkämpfte. Und es kam wie es kommen musste, ich rutschte bei einer Stufe ab, verlor mein Gleichgewicht und kniff vor Schreck meine Augen zusammen.

Anstatt jedoch den Rest der Treppe hinunter zu fallen und mich noch mehr zu verletzen, packten mich kräftige Arme und ich wurde wieder nach hinten gezogen.

Hektisch atmend legte ich meine Hände auf Minho's und hielt mich zusätzlich daran fest. Auch wenn ich ihn vorhin dafür verflucht hatte, genau dann aufzutauchen, wenn ich runter gehen wollte, war ich jetzt wahnsinnig erleichtert. Sonst würde ich nun vermutlich am Ende der Treppe liegen und müsste noch länger vom Training aussetzen.

Als ich mich etwas gefasst hatte, drehte ich mich vorsichtig um und umarmte den Älteren, der dies sofort erwiederte und mich weiterhin fest an sich drückte.
"Ich hab doch gesagt, dass du mich dir helfen lassen sollst.", seufzte er und strich sanft über meinen Rücken.
"Tut mir leid ... a-aber danke.", murmelte ich beschämt gegen seine Brust.

"Schon gut, lass uns jetzt runter gehen.", beschloss er und hatte mich im nächsten Moment schon hochgehoben, um mich den Rest der Stiege hinunter zu tragen. Leise aufquietschend legte ich meine Hände um seinen Hals und verschränkte meine Beine hinter seinen Rücken, sofern es mein Knöchel zuließ, ohne weh zu tun.

Meine roten Wangen versuchte ich zu verbergen, indem ich meinen Kopf in seiner Halsbeuge versteckte.
Seine Hände umgriffen währenddessen fest meine Oberschenkel, damit ich nicht runterrutschen konnte und alles kribbelte wie verrückt. Schon lange war ich ihm nicht mehr so nah wie gerade und mein Körper schien total überfordert damit.

bracelett || minsungWhere stories live. Discover now