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-Jisung's Sicht-

Aufzischend sank ich zu Boden und fasste mir an meinen Knöchel. Verdammt.
Ich war zu sehr mit Anstarren von Minho beschäftigt, sodass ich mich nicht auf mich selbst konzentriert hatte und nun während dem Tanzen umgeknickt war.

"Jisung, was ist passiert?", direkt stürzten die anderen zu mir und Chan kniete sich neben mich, um meinen Knöchel unter die Lupe zu nehmen.
"Bin umgeknickt.", presste ich hervor und hielt die Luft an, als unser Leader meinen Knöchel abtastete.
Seufzend ließ er kurze Zeit später wieder von ihm ab und sah zu mir.
"Deiner Reaktion nach tut es ziemlich weh, also setzt du heute auf jeden Fall einmal aus und schonst deinen Knöchel!", bestimmte er und sah mich streng an, als ich dagegen reden wollte. Ergeben nickte ich schließlich und ließ mich von ihm aufhelfen.

Mein Blick wanderte dabei durch den Raum und blieb an Minho hängen, der mit zusammengebissenen Zähnen und nicht wirklich erfreuten Blick zu mir, beziehungsweise zu Chan's Händen, sah, die um meiner Hüfte lagen und mich stützten. Seine eine Hand zuckte kurz, bevor er sie zu einer Faust formte und hinter seinen Rücken mit seiner anderen Hand verschränkte.
Was war denn mit ihm los?

Chan half mir zu dem Sofa am Rand des Raumes und erleichtert ließ ich mich darauf nieder, um meinen Fuß zu entlasten. Als ich wieder vorsichtig zu Minho sah, haftete ebenfalls sein Blick an mir. Er schien sich etwas entspannt zu haben. Wir sahen uns eine Weile stumm in die Augen, bis wir durch ein Räuspern unterbrochen wurden und er sich wieder dem Training zuwand.

Fast durchgehend blieb mein Blick an ihm hängen, ich konnte mich einfach nicht an ihm satt sehen. Auch wenn er mir zwischendurch zuzwinkerte, wenn sich unsere Blicke im Spiegel trafen, konnte ich mich nicht lange von ihm abwenden. Dieses Zwinkern gab mir Hoffnung, dass vielleicht wieder alles wie früher war, denn er tat dies normalerweise sehr oft bei mir. Er liebte meine Reaktionen darauf und mochte es mich damit zu provozieren.

"So, das reicht für heute. Gehen wir nach Hause!", beendete Chan das Training und alle bis auf Minho ließen sich zufrieden aufseufzend auf den Boden gleiten.
Dieser schritt nämlich auf mich zu, weshalb ich ihn verwundert entgegensah und etwas nervös wurde.
Hatte ich etwas gemacht?
Doch kurz vor mir wandte er leicht grinsend  seinen Blick ab und steuerte auf eine Wasserflasche knapp neben mir zu. Ich atmete die angestaute Luft aus, die ich zuvor vor Aufregung angehalten hatte und beobachtete ihn, wie er die Flasche öffnete und seinen Kopf in den Nacken legte, um daraus zu trinken.
Selbst dabei sah er unglaublich gut aus. Was konnte er eigentlich nicht?

"Ich bleib noch etwas hier, wenn das okay ist.", meinte er und schloss seine Wasserflasche wieder.
"Ich denke es ist wirklich genug für heute. Du solltest dir auch etwas Ruhe gönnen.", erwiederte unser Leader und beäugte ihn skeptisch.
"Ich bin sowieso noch nicht müde und sonst hat doch keiner etwas dagegen, oder?", seufzte er und wir alle wussten, es würde nichts bringen, ihn davon abzuhalten.

Dabei dachte ich, wir könnten nun zu Hause vielleicht reden. Ich wollte nicht, dass er mich weiterhin ignorierte.
Schon öffnete ich meinen Mund, um etwas zu sagen, traute mich aber dann doch nicht, als alle Blicke auf mir lagen.
"Willst du was sagen?", ermutigte mich Felix mit einem Lächeln und unsicher sah ich zu Minho, der mich mit hochgezogener Augenbraue erwartungsvoll ansah. Schnell schüttelte ich meinen Kopf und senkte meinen Blick.

"Na gut, dann gehen wir. Aber du machst nicht mehr zu lange okay? Sonst komme ich dich persönlich abholen.", beschloss Chan und half mir wieder vom Sofa auf. Augenverdrehend nickte Minho und drehte sich wieder zum Spiegel.

"Ich warte mit dem Essen auf dich.", murmelte ich kleinlaut und suchte dabei Minho's Blick im Spiegel.
"Musst du nicht.", erwiederte er nur und fuhr sich einmal durch seine Haare, um vereinzelte Strähnen von seinem Gesicht zu lösen.
"Ich möchte aber, ich will nicht, dass du nachher ganz alleine essen musst.", antwortete ich ihm nun etwas selbstsicherer, was ihn kurz überrascht zu mir drehen ließ. Schnell hatte er sich aber wieder gefasst und drehte sich zurück zum Spiegel, wich dabei meinem Blick aus.
"Wenn du meinst.", sagte er dann nur mit den Schultern zuckend, was Chan leise aufseufzen ließ.

"Komm wirklich nicht zu spät nach Hause, morgen wird es wieder anstrengend.", redete er Minho noch einmal ins Gewissen, woraufhin dieser jedoch nichts mehr erwiederte und wir alle anderen den Raum und anschließend das Entertainment verließen. Mich stützte weiterhin Chan und Felix war so nett und trug meinen Rucksack. Wir alle waren sichtlich verwirrt über Minho's Verhalten, blieben aber still.

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Seit etwas mehr als einer Stunde saß, beziehungsweise lag ich schon fast, auf dem Sofa im Dorm und wartete auf den Älteren. Zwar hatte ich schon ziemlich Hunger und müde war ich bereits auch, aber ich würde auf keinen Fall ohne Minho essen. Außerdem ginge es auch schwer, da ich alleine kaum gehen konnte, ohne dass es weh tat und die anderen waren schon in ihren Zimmern verschwunden, schliefen wahrscheinlich bereits.

Gähnend widmete ich mich wieder meinem Handy. Minho hatte meine Nachrichten nicht gesehen, oder er ignorierte sie schlicht einfach, wobei ich auf ersteres hoffte. Er sollte wirklich bald heimkommen, sonst wäre er morgen bestimmt nicht ausgeruht.

Eine weitere halbe Stunde verging und ich war schon fast eingeschlafen, als ich hörte, wie ein Schlüssel in der Eingangstür umgedreht wurde. Im Halbschlaf wollte ich mich aufsetzen, kippte aber wegen meines gerade nicht vorhandenen Gleichgewichts wieder zurück und war zu müde, um mich erneut aufzusetzen.
"Minho ...", murmelte ich also nur leise und hörte daraufhin Schritte, die auf mich zu kamen.

"Ich hab doch gesagt, du musst nicht auf mich warten.", seufzte er uns hockte sich neben das Sofa, um mich ansehen zu können.
"Ich wollte aber sicher gehen, dass du nach Hause kommst.", meinte ich bereits wieder im Halbschlaf und schnappte mir seine Hand, die er auf den Sofarand gestützt hatte und umarmte sie mit meinen beiden Händen, drückte sie an meine Brust, als wäre sie ein Kuscheltier. Schmunzelnd schüttelte der Ältere seinen Kopf und ließ es mit sich machen.

"Hast du schon gegessen?", fragte er und ich schüttelte grummelnd meinen Kopf.
"Will aber jetzt auch nichts mehr, bin zu müde.", erwiederte ich und schloss meine Augen.
"Sicher?"
Gähnend schloss ich meine Augen und nickte.
"Na gut, ich gehe schnell noch eine Kleinigkeit essen und dann helfe ich dir ins Zimmer.", beschloss er und wollte seine Hand wegziehen. Schmollend öffnete ich meine Augen und zog seinen Arm zurück zu mir.

Auf einmal stockte ich aber in meinem Tun, war plötzlich hellwach und löste ruckartig meinen Griff. Schnell wanderte mein Blick zu seiner anderen Hand und wieder zurück.

Es war weg.

Unser Freundschaftsarmband, das wir zwei schon seit Ewigkeiten trugen, es war einfach weg.

Verwirrt über mein Verhalten stand Minho auf und machte sich wortlos auf in die Küche. Traurig sah ich ihm nach und spürte den aufkommenden Kloß in meinem Hals.

Er hat es einfach abgenommen.
War es ihm egal? War ich ihm egal?
Wollte er mich nicht mehr?
Wollte er nicht mehr mit mir befreundet sein?
Hat er sich deshalb in letzter Zeit so anders verhalten?

Leise schluchzte ich auf und sah zu dem Armband auf meiner Hand hinunter.
Vielleicht übertrieb ich, aber mir bedeutete dieses Band sehr viel und er wusste das. Er wusste, dass es mich verletzen würde und trotzdem tat er es.

bracelett || minsungWhere stories live. Discover now