Schlaflose Nacht

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„Hey, wie geht's dir?", fragte mich Jeff. „Naja, bescheiden, ich meine, wir haben gerade so ziemlich alles verloren, oder?" Er nickte bedrückt. Uns allen ging es nicht gut. Wir hatten einen Frischling verloren, der nur ein paar Tage bei uns war, denjenigen, der uns immer zusammengehalten hatte und eine wichtige Person, die uns alle hätte retten können. Ganz davon zu schweigen, dass alle drei sehr gute Menschen und Freunde gewesen waren, die nun, genauso wie George, für immer weg waren. An einem Ort, den niemand von uns so einfach erreichen konnte. Das Gefühl, dass Alby wegen so etwas gegangen sein soll, war lächerlich. Er war so stark und mutig und sollte nicht bei einem einfachen Rückverfolgungslauf sterben. „Wenn du was brauchst, dann sag Bescheid, okay? Ich bin immer für dich da, Emilia." Ich musste nicht aufschauen, um zu wissen, dass er gegangen war. Ich lächelte kurz, Jeff war immer an meiner Seite gewesen, als ich wegen George und Newt das Gefühl hatte nicht mehr atmen zu können, nicht mehr leben zu können. Doch sofort schämte ich mich wieder, wieso lächelte ich, wieso erlaubte ich es mir, wenn auch nur für einen Moment, glücklich zu sein, wo doch Alby, Minho und Thomas gestorben waren? „Vielleicht können sie wirklich überleben, Alby ist stark, Minho kennt sich im Labyrinth aus und Thomas wird schon nicht so schnell aufgeben", drang Chucks Stimme an mein Ohr. „Nein Chuck, sie werden nicht wiederkommen! Newt hat recht, weißt du? Es stimmt zwar alles, was du gesagt hast, aber die Griever sind trotzdem stärker. Sie sind tot, Newt ist jetzt unser Anführer". Ich sah kurz zu ihm und merkte, dass er unruhig vor der Mauer auf und ab lief. Chuck schaute mich betrübt an und ging. Mir gefiel nicht, ihn so zu enttäuschen, aber es gab keine Hoffnung. Die drei waren tot! „Wie fühlst du dich?", fragte Newt mit seinem britischen Akzent. Anscheinend war er zu mir hinübergekommen. „Nicht gut, aber wie geht es dir? Das ist jetzt weitaus wichtiger". Mein Freund setzte sich an meine Seite und legte den Arm um mich. „Du bist das Wichtigste!", sagte er mit seinem unwiderstehlichen Lächeln, das aber auch innerhalb einer Sekunde wieder zusammenfiel. Ihm schien es genauso zu gehen wie mir, zu Lächeln war falsch, wenn gerade drei Menschen unnötig gestorben waren. Ich legte der Kopf auf seine Schulter, gerade als mir die Tränen kamen. Ich fing an zu heulen. „Warum jetzt auch noch Alby, Minho und Thomas? Es war schon genug George und fast dich zu verlieren und gestern war doch schon Ben schlimm, also wieso jetzt auch noch sie?", schluchzte ich mit hoffnungsvoller Stimme. „Ich weiß es nicht, das gehört alles irgendwie zu dem kranken Plan der Kreatoren. Aber hey, du darfst die Gefühle nicht Oberhand gewinnen lassen! Das habe ich getan und du weißt, was deswegen geschah". Natürlich kannte ich die Geschichte, ich war ja dabei gewesen und hatte immer noch Albträume deswegen. „Ich wünschte, das alles wäre nur ein riesiger, schlechter Traum". Newt nickte verständnisvoll. Auf einmal hörte ich sie, Griever, die sich bestimmt gerade hungrig über die drei hermachten. Resigniert schloss ich die Augen, Tränen tropften immer noch auf die Schulter meines Freundes, was er anscheinend auch merkte, denn er zog mich noch näher an sich heran. "Du musst einfach daran glauben, dass wir es schaffen. Und ich bin sicher, irgendwann werden wir es hier raus schaffen. Glaub einfach daran." "Glaubst du denn daran? Newt, du warst doch Läufer. Du weißt, dass es keinen Ausweg gibt. Wir sind hier drinnen gefangen." "Wir werden es schaffen, Emilia. Das verspreche ich dir!" Ich liebte ihn so sehr, ich konnte es nicht einmal in Worte fassen. Es war doch klar, dass wir für immer gefangen waren und trotzdem versuchte er mir Hoffnungen zu machen. Irgendwann schliefen wir dann so ein, doch mein Schlaf sollte nicht lange anhalten. Mitten in der Nacht wachte ich auf, Dunkelheit umgab mich und ich sah alle Jungs der Lichtung vor der Mauer schlafen. Vorsichtig stand ich auf, um Newt nicht zu wecken, er sah so friedlich aus, und ging zu unserem Versammlungsraum, nur um dort Gally zu entdecken. „Ich dachte, du schläfst", sagte er mit monotoner Stimme. „Genau das Gleiche dachte ich von dir. Was machst du hier eigentlich?" „Weiß nicht, nachdenken. Glaubst du nicht auch, dass seit Thomas da ist, sich alles verändert hat? Zuerst Ben, der mitten am Tag gestochen wurde, dann noch Alby und Minho, die es nicht aus dem Labyrinth schafften. Das ist alles höchst merkwürdig und das alles passierte erst seitdem Thomas da war. Bist du derselben Meinung?" „Gally, Thomas kann nichts dafür, dass Minho und Alby im Labyrinth sind oder eher waren. Und dass mit Ben, warum sollte gerade Thomas schuld sein. Das sind nur Zufälle", er versuchte etwas zu sagen, „ich weiß, was Ben gesagt hat, aber er war halb wahnsinnig wegen dem Grievergift. Okay? Es sind Zufälle oder ein schlechter Scherz der Schöpfer, aber nichts davon ist Thomas' Schuld, ja? Wir sollten nicht so über ihn reden, er ist tot!" Gally schloss kurz die Augen und flüsterte: „Was, wenn er auf deren Seite ist, was, wenn wir nur wegen ihm hier sind?" „Dann war das ein früherer Thomas, der jetzt nicht mehr existiert. Wir alle existieren nicht mehr, nicht so wie vor dem Labyrinth waren. Die früheren Personen, die wir mal waren, sind tot. Was ich damit sagen will, ist er hat sein Gedächtnis verloren. Jetzt ist er auf unserer Seite, wenn er überhaupt je zu denen gehörte". Gally nickte beeindruckt. „Schöne Rede, wirklich. Hätte man dir nicht zugetraut", sagte er spöttisch. Ich verbeugte mich leicht und berührte ihn leicht an der Schulter. „Geh schlafen. Wir alle brauchen Schlaf, morgen ist ein neuer Tag". Ein Tag ohne Alby, MInho und Thomas. Leicht nickte er und trat hinaus, während ich ihm folgte. Ich kuschelte mich wieder leicht an Newt, doch der langersehnte Schlaf ließ sich nicht blicken. Also beobachtete ich die Lichter, alles schien so friedlich und ruhig. Nichts deutete darauf hin, dass wir gefangen waren oder dass blutrünstige Monster nur darauf warteten uns anzugreifen. Bis auf die Mauern natürlich. Mit diesem Gedanken schlief ich an Newts Schulter gelehnt dann doch noch ein. Ich brauchte den Schlaf, denn am nächsten Morgen passierte etwas wirklich Unglaubliches. 

Maze Runner- Meine GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt