Kapitel 17

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„Wo wohnen sie denn?", fragte ich Laura. „Gleich dort!" Sie zeigte auf ein einsames Haus auf einem Hügel. Ich schluckte. Würden sie sich freuen dass ich nun hier bin? Oder...wollten sie nicht entdeckt werden? „Mach dir keine Gedanken, Oma Virginia ist total nett".

Rius setzte zur Landung hin und ich kraulte ihn. „Wie kommt es, dass er schwarz ist? Ich habe noch nie einen schwarzen Pegasus gesehen!", fragte ich. „Tja, Linda, hier in Wey ist alles möglich", meinte sie nur.

Achso, alles möglich. „Jeder hier hat sein Tier. Es gibt einen Ort, nicht weit von hier, da kann man sich alles wünschen. Die Wächter gehen dorthin, wenn sie ihre Prüfung bestanden haben und dann in ganz Wey sein dürfen. Willst du einmal Wächterin werden, Linda?"

Ich dachte nach. Zwei Minuten, drei Minuten. „Ja, vermutlich schon. Muss man als Wächter einen Pegasus haben?", wollte ich mit einen Blick auf den Fuchs wissen. Meine Schwester zuckte mit den Schulter: „Vielleicht. Aber man kann die Ausbildung nur ab 16 Jahre machen, also hast du nur ca. ein Jahr Zeit". "Hast du auch so ein Tier, außer Rius?"

Sie schüttelte den Kopf: "Nein, ich hätte zu viel Angst, dass es meinetwegen stirbt oder so." Da hatte sie mal wieder recht. Ich strich mir meine langen Haare aus dem Gesicht und beugte mich zu Aduel hinunter. Er schmiegte sich in meine Handflächen und schnurrte, wenn das überhaupt bei einem Fuchs möglich war.

Rius und Aduel warteten auf uns, während wir das letzte Stück zu dem Barockhaus hinaufstiegen. Es war aus grauem Stein, Efeu kroch die Außenmauer hinauf und im Dach nisteten Vögel, die ich noch nie gesehen habe. Tja, eben eine andere Welt.

Es könnten Phönixe sein oder eine Art von Adler. Kurz sehnte ich mich zurück nach Kopenhagen, schüttelte diesen Gedanken aber gleich ab. Klar, dort waren meine Eltern, aber hier...ich warf einen Blick zu Laura, die wie immer lächelte. Hier war meine richtige Familie mit all meinen Freunden und Roy.

Roy. Bei ihm hüpfte mein Herz in die Höhe. Ich war verliebt, wie ich noch nie verliebt gewesen war. Es war magisch.

Ich hob meine Hand um an das Holz zu klopfen, aber verharrte. „Wann bringst du mich zurück? Ich habe um 16.00 Uhr Bogenschießen", sagte ich. „Linda, alles gut. Sie werden dich nicht beißen, nun klopf doch". Laura hatte mich natürlich schon durchschaut. War ich ihr offenes Buch? Schließlich donnerte meine geschlossene Faust auf das Holz. Ich trat einen Schritt zurück und knibbelte nervös an meinen Fingernägeln herum.

„Hallo, ach Laura! Schön dich zu sehen, aber wer ist diese junge Dame?" Eine Frau um die Mitte fünfzig öffnete die Tür. Ihre Locken standen vom Kopf ab, die Flügel waren abgestumpft, sonst sah sie recht harmlos aus.

„Hallo Oma. Erkennst du Linda denn nicht?" Ihre Augen weiteten sich erstaunt: „Linda, oh wie schön. Ich habe dich seit deinem 4. Lebensjahr nicht mehr gesehen!" Sie schloss mich in ihre Arme. Ich war etwas überrumpelt, konnte mich aber noch an sie erinnern. Ein Nebel umhüllte die Erinnerung. Sie bei uns zuhause, ich berührte ehrfürchtig ihre Flügel. Damals dachte ich, dass sie nicht echt waren, doch ich hatte mich getäuscht. Dass eine Eltern dies zugelassen hatten, war eh schon ein Wunder für sich, vermutlich war gerade Halloween gewesen und so war sie nicht aufgefallen.

„Ist Opa auch da?" Meine Oma und Laura verspannten sich. Ich sah zwischen ihnen hin und her. „Ich habe es dir nicht gesagt, aber dein Opa war ein Mensch. Und naja.. du weißt ja wir töten Menschen. Und genau dass hat deine Oma getan..", stotterte Laura. Ich riss die Augen auf. Wie bitte? Meine Oma hatten ihren Mann kaltblütig ermordet? Und ich sollte ihr vertrauen!

„Egal, kommt rein". Plötzlich kam mir Virginias Lachen hinterhältig vor. Ich trat einen Schritt zurück:" Nein danke. Ich muss wieder in den Palast, Roy vermisst mich sicher schon!" Da hörte ich ein Keuchen hinter mir und fuhr herum. „Laura, runter!" Ich warf mich auf den Boden und kam unsanft auf.

 Ich blickte hoch. Dämonen feuerten Feuerbälle auf uns ab. Das Haus stand in Flammen. Wie hatten sie uns bloß gefunden? Es roch ekelhaft, ich hielt mir die Nase zu.

Die Dämonen zingelten uns ein, nahem uns immer wieder in Beschuss. Ich versuchte zu fliegen, ging aber nicht. „Lass es! Wir können in der Gegenwart von Dämonen nicht fliegen! Nicht, wenn sie nicht in Menschen stecken sondern frei auftreten!", schrie Laura und beschwor einen Sturm herauf, aber der wurden vom Feuer erstickt. Na, dass war ja mal praktisch. In der Gefahr konnte man einfach nicht weg fliegen.

Warum hatten wir die Flügel dann? Jedoch verkniff ich mir jede weiteren Fragen. Als das Feuer unseres Gegners meinen Arm streifte, keuchte ich auf. Wir waren unterlegen, wenn wir keine Hilfe bekamen, waren wir erledigt!

Ich formte einen großen Feuerball in meinen Händen herauf und feuerte ihn in den Himmel, in der Hoffnung, jemand würde ihn sehen und uns helfen. Die Dämonen handelten geschickt. Bald hatte ich schon keine Magie mehr, meine Beine schmerzten und ich hatte einen schalen Geschmack im Mund.

„Linda!" Mein Kopf schnellte weg von den Dämonen und was ich da sah, Gott, ich hätte fast geheult, so erleichtert war ich. Roy, Zoe, Ari und zwei andere Mädchen namens Olivia und Aysima kamen auf uns zu. Ariadne attackierte die Feuerbälle der Gegner mit Wasser, da diese dann erloschen. Es dampfte und zischelte.

„Ari kann dass auch?" Olivia verstand die Welt nicht mehr. „Wir können dass alle, konzentriert euch!", teilte ihnen Roy mit. Aysima sah sehr überrascht aus, legte aber die Hände sofort auf die Erde.  Dann grollte es. Sie ließ die Erde erbeben, Zoe und Ari schlossen sich zusammen und beschossen sie mit Wasser und Feuer.

Das schwächte die Dämonen besonders, doch immer mehr kamen hinzu. "Das gibt es doch gar nicht!", rief ich aus.

„Linda, Feuerpfeile!" Ich verstand Roy, zog meinen Bogen mit einer fließenden Bewegung von der Schulter und legte einen Pfeil an. Mit meinen Feuerball  brachte ich die Pfeilspitze zum Glühen und schoss sie in den Dämon.

Er zerfiel zu Staub. Olivia, ich und Roy beschossen sie, Laura hielt sie mit Druckwellen von uns  und Ari ertränkte sie richtig. Schließlich war es vollbracht, der letzte Dämon wurde von Roy erschossen.

Wir fielen uns um den Hals.  Wir alle waren bis auf die Knochen ausgelaugt und keuchten heftig.

„Wir haben dein Feuer gesehen und dann uns sofort auf den Weg gemacht", sagte Zoe und umarmte mich heftig. „ Danke, an euch alle. Aber deine Haare.." „Ja, ich weiß! Aber kurze Haare stehen mir doch auch gut, nicht?"

Das Feuer hatte ihre schwarzen Haare versegt, jetzt fielen sie nur mehr bis zur Schulter. „Warum seit ihr hier? Ich meine, warum allein? Das war gefährlich!" „Wir wollten nicht, dass wir zu spät kommen. Mr. Phantom weiß Bescheid, wir haben es Meredith gesagt und die ist zuverlässig", erwiderte Roy und nahm meine Hand.

„Was du immer für Sachen machst. Da muss ich dich immer beschützen!"

Firewolf - GetarntWhere stories live. Discover now