Kapitel 7

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"Du musst viel Potenzial haben", meinte das Mädchen, welches sich als Tamara herausstellte. „Warum, wo gehen wir denn hin?" Sie war ebenfalls eine Wassergöttin, genau wie ihre Freundinnen. Göttin, warum waren hier alles Götter? Tja, das würde ich wohl erst später erfahren, mal wieder. Wahrscheinlich waren sie deshalb erst befreundet, aber es ging mich ja nichts an.

„Nun ja, wo wir hingehen, dürfen nur die Besten der Besten ihren Bogen aussuchen", wich sie mir aus und beschleunigte ihre Schritte. Hier waren alle so merkwürdig, wenn es um Leistungen ging. Ich beeilte mich aber lieber, ihr hinterher zu kommen.

Wenig später standen wir auf einer abgemähten Wiese, wo die unterschiedlichsten Bögen lagen. Große, Kleine, Schmale, Dicke.

Ich wollte zu einem schwarzen Exemplar gehen, doch Tamara hielt mich zurück. „Was ist?", wollte ich sofort wissen und spannte mich an. Gab es hier Fallen? „ Unter welche Kategorie fällst du?"

„Unter- was?", echote ich verständnislos. Tamara verdrehte die Augen: „Na, welche Göttin du bist. Es gibt Wasser, wie mich, Feuer und Wind und Erde. Die Elemete eben!"

„Feuergöttin. Lernen wir wie die Naturgewalten vorgehen, oder was?" Tamra ging nicht darauf ein. „Nun stelle dich hin und schließe deine Augen. Der Bogen, der am besten zu dir passt, wird zu dir kommen", leitete sie mich an. Ihre Stimme war kühl.

„Okay, aber vorher musst du mir noch eine Frage beantworten", blieb ich hartnäckig. „Ja, und die wäre?" Tamara wandte sich schon zum Gehen. „Warum hattet ihr nicht meine Auswahl?" Wenn sie die gleiche Prozedur erlitten hätte wie ich, würde sie mich in diesem Moment nicht so ansehen. „Ganz einfach", flüsterte sie. „Diese Schule weiß wer was drauf hat und wer nicht. Es ist wichtig für unsere Zukunft, die Besten der Besten besser als die anderen auszubilden!" Tamara holte Luft: „Und du.. bist eben eine davon!"

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Ich spürte meine Sinne. Das leise Rascheln des Windes und das Gluckern des Sees. Ich roch den Duft nach Rosen. Meine Augen öffneten sich. Der kühle Nordwind blies mir meine Haare ins Gesicht, spielte mit meinen Spitzen.

„Man!" Die Bögen lagen immernoch an der gleichen Stelle wie zuvor. Tamara hatte gelogen, so ein verlogenes Ding.

Frustriert ließ ich meinen Blick schweifen und meine Augen blieben an etwas im hohen Gras hängen. Ich kniff die Augen zusammen, konnte aber nichts erkennen. Kurzerhand lief ich los. Ich wusste, dass es fahrlässig war und sicher nicht von der Schule gedultet wurde, doch..Etwas zog mich magisch an.

Das hüfthohe Gras schlug mir gegen meine Rippen, doch das war mir momentan egal. Was war das Wesen dort im Gras?! Als ich näher trat, konnte ich einen Fuchs ausmachen. „Hey, na du?" Ich beugte mich über ihn. Er schien noch jung zu sein, seine Ohren waren zurückgelegt. Er hatte Angst, das sah ich eindeutig.

Und da sah ich auch warum. Seine rechte Vorderpfote war aufgeschlitzt und blutete. Ich verzog das Gesicht und merkte wie mir ein wenig übel wurde. Ich vertrug den Blick von Blut nicht so gut, wie andere Menschen. Das war schon immer so gewesen. Aber dieses hilflose Tier, nein! Ich strich über sein Fell und nahm es in meinem Arm. Ich starrte seine Verletrzung nieder, riss mich zusammen. Nein, ich würde jetzt nicht kotzen gehen!

Es zitterte. „Ruhig! Bei mir bist du in Sicherheit", flüsterte ich und suchte in meiner Hosentasche nach einem Taschentuch. Ich fand eines mit dem ich die Wunde abdeckte. Der Fuchs sah mich mit seinen großen Kulleraugen an.

Ich zog das Tuch um den Hals: „ Keine Sorge, ich kümmere mich um dich!" Plötzlich pfiff der Wind lauter als zuvor. Die Blätter raschelten, meine blonden Haare flogen in alle Richtungen. Der Fuchs in meinen Armen piepste erschrocken auf. Dann geschah etwas Komisches.

Eine Feder aus meinen Flügeln flog in den Himmel und daraufhin erhob sich einer der Bögen. „Das ist.." Schon sauste der Bogen auf mich zu und ich fing ihn auf. Er war aus rotem Kirschholz und die Sehne aus schwarzen Pferdehaaren. Er war leicht und roch gut nach Lak und Holz.

Ich hang ihn mir über die Schulter und warf einen Blick auf meine neue Errungenschaft. Es war fast wie bei Harry Potter, ein Zauberstab, der seinen Meister wählte, in diesem Fall war es jedoch ein Bogen. „Komisch", murmelte ich vor mich hin und lief mit dem Fuchs im Arm los um auf schnellsten Wege in die Schule zu kommen. Schließlich wurde es bereits dunkel.

Den Weg zurück zufinden war gar nicht mal so leicht. Doch schon nach ein paar hundert Meter sah ich die weißen Türme des Internates. Immernoch überwältigt blieb ich stehen. Die Abendsonne ließ das düstere Schloss geheimnisvoll wirken.

Ich genoss diesen Augenblick und hörte einen Vogel. Ich sah in den Himmel und merkte, dass ich mich noch immer unter dem Netzt befand, das anscheinend nie enden wollte. Da raschelte es im Gebüsch hinter mir und ich bemerkte einen Wolf. Wie kam der denn da rein?

Der Fuchs bekam Angst und biss in mein Handgelenk. Das tat höllisch weh und ich musste mir einen Aufschrei verkneifen.

 Ich merkte erst dann, dass ich flog, als ich in der Luft war. "Was zur Hölle?", rief ich und ruderte mir einer Hand. Schon waren wir wieder auf der Erde und ich betrachtete meine Hand. Der Biss von dem Fuchs war inzwischen angeschwollen und kratzte ganz schön.

„Na mein Kleiner! Was machen wir denn jetzt mit dir?", wollte ich wissen. Ich konnte ihn ja schlecht mit ins Zimmer nehmen. Alles würden total aus dem Häuschen sein.Ich war immernoch überwältigt von meinem kleinen Flug, anscheind war ich ganz normal und hatte die gleichen Instinkte, wie auch die anderen Feuerwölfe.

„Linda!" Ich fuhr herum und versteckte den Fuchs hinter meinem Rücken. Es waren Roy und ein paar andere Jungs.

„Hi!" Ich tat betont lässig. „Alles gut? Mr. Phantom hat schon nach dir suchen lassen, hat dir niemand gesagt, dass man nach sechs Uhr nicht mehr in der Gegend vor der Schule sein soll?", fuhr er mich an. "Und zieh dein Tuch hoch, wenn du schon alleine draußen bist!" Ich funkelte ihn an.

Was dachte der sich eigentlich? „Ich bin nicht dein Roboter", fauchte ich. Die Jungs lachten, nur Roy starrte mich grimmig an. „Was hast du da?" Er zeigte auf meinen Biss am Handgelenk. „Nichts", meinte ich schnell. „Nach nichts sieht das aber nicht aus", sagte nun auch einer seiner Freunde. „Du kommst jetzt mit!" Roy griff nach meinem Handgelenk und zog mich mit. „Aua!", zischte ich leise und wimmerte.

Firewolf - GetarntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt