Kapitel 10 ×Liebe ist beschissen×

404 37 4
                                    

Einige Tage vergingen bevor ich wieder zur Schule gehen durfte. Ich stand gerade in der Toilette und wusch mir die Hände als ich ein Schluchzen hörte. Verdutzt schaute ich mich um. Wieder ein Schluchzen. Es war nur ganz leise, kaum hörbar, aber dennoch hörte ich es. „Hallo?“ fragte ich, doch bekam keine Antwort. Ich begutachtete die Kabinen. Nur eine einzige war besetzt. Ich ging darauf zu und versuchte sie zu öffnen, was mir auch gelang, da sie nicht abgeschlossen war. Ein Junge kauerte auf dem Boden und weinte. Ich erkannte ihn gleich. Es war Liam. Er war wohl so ziemlich der unbeliebteste Junge auf der ganzen Schule und bekam immer am meisten ab. Er schaute zu mir hoch und als er mich sah, erstarrte er förmlich. „Bitte, lass mich in Ruhe. Ich..ich kann nicht mehr.“ Er hatte Angst vor mir. Irgendwie auch verständlich. Ich hatte mich ihm gegenüber nie nett verhalten. Er tat mir leid und ich hatte ein schlechtes Gewissen, denn ich wusste dass ich mit einer der Gründe war, warum er jetzt hier so saß. „Ich tue dir schon nichts.“ sagte ich und ging vor ihm in die Hocke. „Was ist los? Wieso weinst du?“ Er schaute mich völlig überrumpelt an. Und ich konnte ihn verstehen. Kommt nicht oft vor das der ‚Bad Boy‘ nett ist. „Seit wann interessiert es dich wie es anderen geht?“ Ich seufzte. „Ich weiß ich bin ein ziemliches Arschloch anderen gegenüber gewesen, auch dir gegenüber, aber das tut mir leid. Ich..ich bin eigentlich nicht so und ich will auch nicht so sein.“ Er schaute mich einfach nur an. „Also, was ist los?“ „Ich möchte nicht darüber sprechen.“ Er wandte seinen Blick von mir ab. „Okay, wie du meinst. Soll ich bleiben oder willst du alleine sein?“ „Ich weiß um ehrlich zu sein, nicht wirklich was ich will.“ Ich setzte mich im Schneidersitzt auf den Boden. „Liam, es tut mir wirklich leid wie ich dich behandelt habe. Es tut mir leid, wie dich alle behandelt haben, dass hast du nicht verdient. Ich bin mir sicher du bist ein netter Kerl. Wahrscheinlich ist gerade das der Grund warum du so behandelt wirst. Du hast einfach ein viel zu großes Herz.“ „Das ist kein Grund jemanden fertig zu machen.“ Ich nickte. „Ja, ich weiß, ist es nicht.“ Mehr sagte ich nicht und auch er sagte keinen Ton mehr. Wir saßen einfach da auf dem Boden in der Toilette und schwiegen uns an.

Es war nicht peinlich. Es war eine angenehme Stille. Ich ging meinen Gedanken nach, Liam ging seinen Gedanken nach und niemand sagte ein Wort. Und das war vollkommen in Ordnung. „Liebe ist beschissen.“ sagte Liam auf einmal aus dem Nichts. Ich schaute zu ihm und er schaute mich an. „Warst du schon mal verliebt? Ich mein so richtig. So das du dir ganz sicher warst, diese Person ist die Richtige?“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Sei froh, denn weißt du Liebe ist vielleicht das schönste Gefühl auf dieser Welt, aber sie kann dich völlig frontal treffen. Mitten ins Gesicht. Sie verletzt dich schlimmer, als es Worte oder Schläge jemals tun werden.“ „Ich glaube, dass gehört zum Leben dazu. Sich zu verletzten. Das Wichtige ist nur immer wieder aufzustehen.“ „Und was wenn man irgendwann nicht mehr aufstehen kann?“ „Dann denke ich, ist es gut jemanden zu haben, der einem dabei hilft.“ Mit diesen Worten stand ich auf und streckte Liam meine Hand hin. Er schaute erst meine Hand und dann mich verwirrt an. „Was wird das?“ „Ich helfe dir beim Aufstehen.“ Er schaute wieder auf meine Hand. Er lächelte leicht und nahm sie schließlich. Ich zog ihn hoch. „Ich kenne dich nicht. Nicht wirklich, aber ich weiß das du stark bist, wahrscheinlich stärker als sonst irgendwer. Und du wirst nicht aufgeben und du wirst wieder aufstehen und wenn nicht dann werde ich dir dabei helfen.“ „Wieso?“ Er schaute mich fragend an. „Wieso bist du plötzlich nett zu mir und willst mir helfen?“ Ich lächelte. „Ich will es wieder gut machen. Alles will ich wieder gut machen.“

𝕓𝕖𝕒𝕤𝕥Where stories live. Discover now