Kapitel 3

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Mit sehr viel Mühe und Schmerzen schaffe ich es bis zu dem kleinen, nicht mit Bäumen zugewachsenen Platz. Hektisch drehe ich den Kopf so umher, damit ich sehen kann ob sich ausser mir noch jemand auf der Wiese befindet. Im ersten Moment will ich schon enttäuscht den Kopf senken und den Weg zurück in Angriff nehmen, als ich direkt am Flussufer, neben einer kleinen Baumgruppe, etwas Blaues aufblitzen sehe. Voller Hoffnung heute doch nicht völlig umsonst den Weg hierhin gefunden zu haben, begebe ich mich zu der Ansammlung an Bäumen und halte währenddessen weiterhin Ausschau nach dem blauen Etwas, dass kurz davor aufgeblitzt ist. Wieder bewegt es sich dort zwischen den Gräsern und so langsam kann ich auch die Gestalt im Gras ausmachen zu der die blauen Haare gehören. Dort ganz alleine und nachdenklich den Kopf zur Seite gelegt sitzt Hope und scheint gar nicht so recht wahrzunehmen was um sie herum geschieht. Wie auch schon beim letzten Mal trägt sie ein leichtes Sommerkleid und scheint in einer eigenen kleinen Welt zu leben. Nachdem sie mich bemerkt hat, fängt sie an mich mit einem fragenden Ausdruck in den türkisen Augen zu mustern. Du bist zu spät", stellt sie anschliessend ruhig und ohne eine Regung in ihrer Stimme an zu sprechen. Verlegen senke ich den Kopf ein wenig und versuche ihr ausser Atem, mit wilden Gestikulation klar zu machen, weshalb ich nicht schon wie geplant vor 10 Minuten hier aufgetaucht bin, sondern vor 30 Sekunden völlig ausser Atem und mit aufgeschürfter Haut. Nachdem sie mich mit einem belustigten Blick ruhig gestellt hat und mir ohne Worte den Platz neben sich angeboten hat, dreht sie sich still wieder dem beruhigenden Klang des Wassers zu. Wieso bist du hier?" Ein wenig entgeistert, da sie diejenige ist die mir nur einen einzigen winzigen Zettel mit Uhrzeit hingelegt hat, antworte ich ihr nach einer kurzen Denkpause: Was meinst du? Du hast mir doch geschrieben ich soll kommen?" Ich dachte nicht das du kommst.", meint sie leise und senkt ihren Kopf dabei ein wenig. Weshalb sollte ich nicht kommen?" Na ja, Menschen mögen mich nun mal in den meisten Fällen nicht besonders. Ich dachte du möchtest mir auch lieber fern bleiben." Nein ich mag dich, die Gespräche mit dir sind viel entspannter und ungezwungener als mit den meisten anderen Leuten. Es entstehen keine Erwartungen es wird einfach nur ausgesprochen was man denkt. Das macht es einfacher schwierige Themen zu umgehen und sich die Zeit zu nehmen auch mal nicht nur an Schule, Geld und sonstige alltägliche Sorgen zu denken." Erstaunt mustert mich die etwas kleinere Blauhaarige: Du hast eine schöne Sicht dieser Welt, also bist du eine sehr optimistische oder einfach nur eine naive Person. Ich wünsche mir ich könnte die Welt noch so sehen." Wehmütig schaut sie hinauf in den Himmel und es sieht aus als ob sie in den Sternen nach diesem gewissen etwas sucht, was in ihrer Stimme so sehr fehlt und sie unglücklich zu machen scheint. Was ist die Welt für dich?" Kurz scheint sie über eine geeignete Antwort nachzudenken und räuspert sich einige Sekunden später um meine Frage zu beantworten. "Hoffnungslos" Und damit lässt sie mich stehen, steht auf und verschwindet in der Dunkelheit des Waldes. Die Gedanken um die gesprochenen Worte des mysteriösen Mädchens aus dem Wald halten mich aber noch bis tief in die Nacht wach.

Am nächsten Morgen musste ich mich sehr konzentrieren nicht während des Unterrichtes einzuschlafen. Die Gedanken haben mich gestern noch bis spät in die Nacht wach gehalten und um jede nichtssagende Überlegung am Vorabend ist es heute schwieriger nicht schon im Stehen die Augen zu schliessen und in einen wohligen Schlaf zu fallen. Das entgeht natürlich auch L und Luis nicht, welche mich beide schon seit geraumer Zeit mit ihren stechenden Augen durchbohren, scheinbar in der Hoffnung auf telepathische Weise den Grund meiner Schläfrigkeit zu finden. Kaum ertönt das schrille Klingeln der Schulglocke, sehe ich die beiden aufspringen und in meine Richtung kommen. Mein verzweifelter Versuch der direkten Konfrontation mit einem grossen Hechtsprung in Richtung Tür zu entgehen, scheitert als ich mit dem Fuss an der Tasche meines Nachbars hängen bleibe und ungebremst auf dem Boden aufkomme. Dort bleibe ich mit einem schmerzhaften stöhnen für einige Sekunden liegen. Doch genau diese Sekunden haben die anderen beiden gebraucht, damit L sich ohne Rücksicht auf meinen Rücken setzen kann und mich so daran hindert einen erneuten Fluchtversuch zu wagen. " Was ist den bei dir los. Du bist ja selten morgens wirklich wach, aber das du beinahe einschläfst ist dann doch eher eine Selten" Kritisch mustert mich Luis während er eher ungeduldig auf eine Antwort wartet. Bevor ich aber auch nur zu einer Antwort ansetzen kann, unterbricht mich L: "Vielleicht hatte er gestern Abend ja Besuch. Da kann es schon mal später werden." Mit einem versauten Grinsen mustert sie mich in der Hoffnung, dass ich ihrem Gedanken zustimme. "Nein L, sorry das ich dich enttäuschen muss aber deine Gedanken kannst du gleich wieder in die hinterste Ecke deines nur minimal vorhandenen Gehirns einschliessen.", spreche ich meine Gedanken in einem monotonen Ton aus. Wie geahnt dreht sich L nun so weg, dass sie nicht mehr in mein Gesicht blickt und fängt an mit ihrem Handy zu spielen. Kaum merke ich wie sie anfängt zu schmollen, kann ich mein Lachen kaum noch zurückhalten. Mit einem Blick in Richtung Luis merke ich das es auch ihm schwerfällt nicht laut loszulachen. Sanft schiebe ich L von meinem Rücken runter, stehe auf und mache mich, nachdem ich meine Tasche gepackt habe, auf den Weg zur Mensa. Im Augenwinkel sehe ich, wie auch die anderen beiden ihre Sachen zusammenpacken und sich tuschelnd ebenfalls auf den Weg machen.

Fight for HopeWhere stories live. Discover now