67 | komplizen.

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„Was glaubt ihr, wo versteckt sie sich?", fragte Naome eines Nachmittags, als sie vor dem Kamin ihre Aufsätze schrieben.

Das war eine dieser unvermittelten Themeneinbrüche, auf die Anne normalerweise immer mit „Ich weiß nicht" antwortete. Diesmal jedoch saß auch Corben dabei.

„Sie hat doch längst das Land verlassen", mutmaßte er, ohne von seinem Portfolio über die Aurorapflanze aufzusehen.

Naome runzelte die Stirn. „Wenn ihr in ein Land fliehen müsstet, wohin würdet ihr dann gehen?"

Es war eines der ersten Male, dass Logan einem Gespräch über sich beiwohnte, das ihr keine Übelkeit die Galle hoch jagte. Vielleicht, weil sie wusste, dass sie nun nicht mehr wehrlos war. Weil sie etwas tat, um nicht mehr in ihrer Situation zu ertrinken.

Oder vielleicht auch, weil sich Freds Lippen in verstohlenen Momenten, die schon beinahe zu Regelmäßigkeiten wurden, immer wieder zu ihr verirrten. Und mit ihnen erstmals wieder das Gefühl, nicht mehr alleine zu sein.

„Also, folgende Situation", raunte er ihr am Freitag zu, als sie Vorräte aus Snapes Schrank sammelten und der Duft nach quellenden Ahornblättern die Luft verhing. „Wir decken Harry nächste Woche Freitag sowieso den Rücken, er muss mal kurz in Umbridges Büro vorbeischauen." Leger zupfte er ihr Trauerweidenäste zurecht und ließ die Rinde in ihre Handflächen bröseln. Seine Haare hingen ihm mittlerweile so tief in der Stirn, dass er verwegen aussah ohne es wirklich versuchen zu müssen. „Wir halten sie also sowieso auf Trab. Wenn wir sie auch aus dem dritten Stock fernhalten -"

„Sollte sie gar nicht erst auf die Idee kommen, bei Dumbledores Büro vorbeizuschauen."

„Absolut."

Alicia drängte sich hinter ihnen den Gang entlang. Logan trat so nah an Fred heran, dass sie seinen Atem roch und sein Duschgel schmeckte.

„Fred, wenn euch das zu riskant ist –"

Belustigung zog sich durch seine Miene, dabei wünschte sie, sie würde ihn in seiner Rücksichtslosigkeit nicht auch noch beflügeln.

„Ihr müsst das nicht tun", beteuerte sie.

„Hermine Granger hat gesagt, dass das Ganze unmöglich ist", sagte er. „Es gibt kein Zurück."

Und von diesem Entschluss, das wusste Logan, ohne es versuchen zu müssen, bekam sie ihn nicht mehr weg. Vielleicht war es aber über allem auch das Siegesgefühl, das Fred trug wie nach einem Quidditchspiel, das ihn berauschte.

Logan fragte sich derweil bloß, als sie sich klammheimlich zurück an ihren Sitzplatz stahl, ob Corben etwas merkte. Ob er Rob und sie in den letzten Tagen in den Korridoren hatte flüstern sehen, nachdem sie sich Monate lang ignoriert hatten. Und ob ihm aufgefallen war, dass Logan ihre Blicke zu Fred nicht mehr verbarg.

„Ich werde nichts dagegen tun, Tina", beteuerte er bei ihrem Weg hinauf in den Gemeinschaftssaal am Abend. Tina und Paul waren ihnen mit Besen und Trikot ausgerüstet entgegengekommen. Corben hingegen trug die Abwesenheit dieser Dinge mit straffer Brust. Und jetzt grade tanzten die Flammen auf seinem blassen Gesicht und seine Silhouette auf den Ritterrüstungen.

Tina war fassungslos.

„Aber du kannst diese Kröte doch nicht gewinnen lassen!"

„Hier geht es nicht ums Gewinnen!" Die Ader an Corbens Hals war angeschwollen und noch nie war Logan aufgefallen, wie arg die Sehnen an seinen Unterarmen hervortreten konnten. Und das, obwohl er nicht einmal schrie. Corben schrie nie, er zischte bloß. „Hier geht es darum, dass ich meine Zukunft behalten will! Dass ich der Schlange keine zweite Chance gebe, auch nur irgendetwas gegen mich –"

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt