KAPITEL DREI

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JEONGGUK WAR NICHT überrascht, als er am nächsten Morgen erneut alleine in seinem Bett aufwachte. Und auch wenn er nicht davon überrascht war, so spürte er dennoch Enttäuschung in seinem Inneren aufkeimen. Es machte keinen Unterschied—Jeongguk musste nun sowieso aufstehen, auch wenn sich die Sonne noch hinter dem Horizont versteckte und es noch dunkel war. Dennoch hätte er sich gerne von dem Jungen verabschiedet—von Jimin. Denn auch wenn er Hoffnung hatte, Vertrauen in sein Können, so war er nicht gänzlich sicher, ob er den heutigen Auftrag erfolgreich abschließen konnte und somit überlebte. Einen letzten, abschließenden Kuss, den er in Erinnerung halten könnte—den hätte er gerne bekommen. 

Doch so sollte es nicht sein und im Vergleich zum Vortag, trauerte Jeongguk dem Verschwinden von Jimin nicht länger nach. Er hatte einen Auftrag, auf den er sich konzentrieren musste, denn das entschied über sein Leben. Die Hexe fangen und erlegen, das war das einzige, über was er sich nun Gedanken machen sollte; da hatte Jimin einfach keinen Platz, ganz egal wie stark er sich abermals nach ihm sehnte. Was er dafür geben würde, den Jungen erneut zu sehen. 

Als Jeongguk von dem Bett aufstand und nach seinem Wams griff, welches er in der vergangenen Nacht achtlos hatte auf den Boden fallen lassen, fiel ihm etwas im Bett auf. Er knöpfte das Wams zu, während er mit gerunzelter Stirn um das Bett herum ging, auf die Seite, auf welcher Jimin geschlafen hatte. Er erstarrte und griff dann nach dem Objekt, welches auf dem Kissen lag. 

Es war eine einzelne, schwarze Feder.

Jeongguk war sich sicher, dass Jimin am gestrigen Abend keine Feder bei sich gehabt oder getragen hatte; das wäre ihm doch aufgefallen! Doch nun starrte er die Feder an, die er zwischen seinem Daumen und Zeigefinger hielt. 

Eine Schwanenfeder, Jeongguk war sich dessen absolut sicher. Doch wie sollte eine solche Feder in dieses Zimmer, auf dieses Bett gelangen? Der Händler hatte selber gesagt, dass sich im Umkreis des Dorfes keine Schwäne aufhielten.

Bis auf den Schwan, den Jeongguk auf dem See in dem Wald gesehen hatte. Diesen einen, sonderbaren Schwan, aus dem er nicht ganz schlau geworden war. Dieser eine Schwan, der so zutraulich gewesen war, dass er ihn hatte streicheln können. Dieser eine Schwan, dessen Verhalten Jeongguk unglaublich abstrus vorgekommen war. 

Es musste eine Feder von ihm sein. 

Aber wie sollte es möglich sein, dass sie hier hin gelangt war? Jeongguk hatte keine mitgenommen—er hatte es nicht gewagt, dem Tier eine Feder zu stehlen. Doch nun hielt er sie zwischen seinen Fingern und strich vorsichtig die Konturen entlang. 

Dabei kam Jeongguk ein absurder Gedanke. 

Er hatte bereits am gestrigen Tag mit dem Gedanken gespielt, dass möglicherweise der Schwan die Hexe sei, weil er sich dessen Gegenwart nicht hatte erklären können, als einziges Tier inmitten dieses verlassenen Waldes. 

BLACK SWAN | ʲᶤᵏᵒᵒᵏWhere stories live. Discover now