69 | dumbledores büro.

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Das Papier in seiner Hand knisterte und riss Logan aus ihrer Trance. Rasch zog er eine Tüte dünn bezahnter Nadelöhre hervor. Rob reckte sie begierig in Logans Zauberstablicht.

„Probiert das, falls das Büro trotz des Passworts blockiert sein sollte. Sind Schlossknacker." Rob hatte sie schon an sein Ohr gehalten, um kräftig dran zu rappeln, da fuhr Fred dazwischen: „Nicht schütteln, ist eine Beta-Version."

Gehorsam stopfte Rob sie in die Tasche seiner Lederjacke. „Wie spät ist es?"

Fred schielte auf die abgenutzte Uhr an seinem Handgelenk, die Logan noch nie hatte lesen können. Planeten umkreisten Zeiger; die von Gus hatte sie auch nie verstanden.

„Geht gleich los."

Mit gerunzelter Stirn schob Rob sich an ihm vorbei und lugte einen schmalen Spalt breit hinter dem Gemälde hervor.

Logan verfestigte ihren Griff um das kleine Beutelchen, das sie in ihrer Jackentasche trug. Es mochte närrisch sein, doch die Finsterniskugeln zu tragen, die die Zwillinge ihr zu Weihnachten geschenkt hatten, wogen sie in Sicherheit.

„Fred", hauchte sie und schon wandte er sich ihr zu.

„Du weißt, dass George Mist faselt, oder?", sagte er, bevor sie etwas hätte nachsetzen können. „Er wird ewig lang drauf rumreiten, dass man dich für ne Mörderin hält. Vorausgesetzt, dass Umbridge uns nicht die Pulsadern verknotet. Das werden die schlimmsten Witze aller Zeiten."

Gegen ihren Willen schmunzelte Logan. Fred hingegen musterten sie und plötzlich vermisste sie das Gefühl, in seinem Arm zu sein.

„Fred", wiederholte sie deshalb und so wie Corben vor zwei Tagen war es nun sie, die Kraft an einem anderen Namen fand. „Danke."

Noch während Logan wenige Atemzüge später den Korridor im fünften Stock entlang schlenderte als wäre dies der normalste Nachmittag der Welt, wusste sie, dass sie sich später nicht mehr richtig an diesen Moment erinnern würde. Später, wenn sie im Gemeinschaftsraum sitzen und voller Unglaube in die gleißend blaue Flamme starren würde, wäre alles bloß noch ein nebliger Dunst als hätte man ihre Vergangenheit auf ein Ölgemälde gemalt und mit zu viel Wasser begossen.

Und trotzdem lief sie. Ihre Schritte federten auf dem kalten Stein. Durch das schwummrige Bild, das ihr Sichtfeld war, sah sie Freds roten Haarschopf ganz gemächlich an einem Wandvorsprung lehnen.

Und dann ging alles ganz schnell.

Sie waren es insgesamt fünf Mal durchgegangen. George hatte es ihr aufgeschrieben, so wie einst den Weg in die Bibliothek. Fred hatte jeden Moment mit ihr durchgekaut und Rob ihr immer wieder wiederholt, wie wichtig das für sie war. Oder viel eher, wie wichtig es für sie war, dass sie richtig lagen. Dass es dieses Buch wirklich noch in Professor Dumbledores Büro gab. Und dass sie es auch fanden.

Trotzdem hätte Logan nichts auf den Knall vorbereiten können, der ertönte, als die Feuerwerkskörper im Innenhof explodierten.

Im ersten Augenblick zuckte sie zusammen. Doch ab dann lief ihr Körper in Automatie.

Sie erreichte den Wasserspeier zeitgleich mit Rob und wurde beinahe von einer begeisterten Horde Zweitklässler überrannt, die ihr entgegen stürmten; Robbie, hast du das gesehen? 

Gemeinsam warteten sie auf Freds Daumen, der ihnen vom Ende des Korridors freie Bahn gab, bevor er zum Treppenhaus huschen und den Verschwindesumpf loslassen würden. Binnen dieser Zeit mussten sie verschwunden sein. Und der Wasserspeier wieder an seiner eigentlichen Stelle stehen.

Logan und Rob starrten sich an. Noch nie war ihr aufgefallen, dass Irrwitz sein Gesicht so viel spitzer machte als bestünde er bloß noch aus Ecken und Kanten. In der Ferne knallte es. Rußbehafteter Nebel lag in der Luft.

THE OUTCOME » fred weasley ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt