Neunzehn

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Endlich, nach gefühlten Stunden kamen wir an das Ende des Tunnels. Vor uns lag eine große braune Tür.
»Seid ihr bereit?« fragte Enya, wir nickten. Femke drückte die Türklinke nach unten.
Wir traten in einen sehr hellbeleuchteten Raum. Das erste was ich sah, waren zwei Männer, vor vielen großen Bildschirmen. Sie hatten uns den Rücken zugewannt und drehten sich erschrocken um, als sie uns hörten. Man konnte förmlich sehen, wie Laufrü die Farbe aus dem Gesicht wich. Uns hier zu sehen, hatte er wohl nicht erwartet. Henry hingegen sah uns nicht sonderlich überrascht an.
»Wie? Ich meine...«, Laufrü fehlten die Worte. Er drehte sich wieder einem Bildschirm zu, »Henry, erklären Sie mir das.« befahl er. Henry sah ihn fragend an, »Ich wüsste nicht, was es da zum erklären gibt. Die vier sind einfach nur cleverer als Sie.«, antwortete er.
»Nein, das ist einfach unmöglich.« stotterte Laufrü.
»Sehen Sie nicht, wie möglich das ist?«, fragte jetzt Enya, »Ihr hattet nicht vor, dass wir dort wieder lebend rauskommen würden, oder?« ich hatte sie noch nie zuvor so wütend erlebt. Sie trat einen schnellen Schritt vor und verpasste dem Doctor ein blaues Auge, indem sie mit ihrer geballten Faust zuschlug. Emba zog neben mir scharf die Luft ein.
»Nun ja...« fing Laufrü an. Doch Enya schlug noch einmal zu. Dieses Mal traf sie die Nase. Ein sehr unangenehmes Knacken war zu hören.
»Enya, lass ihn besser am Leben. Ich weiß etwas viel besseres.« sagte Femke. Er hatte in der Ecke ein Seil gefunden.
Enya trat Laufrü und Henry in die Kniekehlen, so dass sie einknickten und auf den Boden vielen. Femke holte schnell das Seil und band die Beiden zusammen.
»Was wollt ihr jetzt tun?« fragte Laufrü. Ich sah zu den beiden hinab.
»Wir werden wieder nachhause gehen. Aber Sie werden in den Wald geschickt. Es ist an ein paar Stellen sehr schön dort.«
»Genau. Und dort können Sie nicht sterben.« fügte Emba dazu.
»Nein, ihr könnt nicht mehr nachhause.«, ging Laufrü dazwischen und lachte gemein auf, »Wir haben euren Familien vor eineinhalb Jahren einen Brief geschickt, in dem Stand, dass ihr leider gestorben seid.« darauf erntete er noch einen Schlag von Enya.
»Was soll das heißen, vor eineinhalb Jahren, wir waren doch nicht mal ein Jahr weg.« sagte Emba. Henry schüttelte den Kopf und zeigte dann an eine Wand. Dort hing ein Kalender. Ich ging zu ihm um mir das Datum anzusehen.
»Moment mal. Wir haben das Jahr 2023?« fragte ich erschrocken.
»Ja. Ihr wart drei Jahre in dem Wald. Aber wir haben die Zeit dort etwas anders gemacht. Sie geht dort etwas langsamer rum.« antwortete Henry.
»Ein Grund mehr, schnell wieder nachhause zu gehen.«, Femke sah die beiden sehr sauer an, »Und noch ein Grund mehr, dass unsere Familien sich freuen, dass wir wieder zuhause sind.«
»Gut, wenn das jetzt geklärt wäre. Habt ihr beiden noch etwas zu sagen, bevor ihr in ein sehr tolles Wald-Labyrinth gebracht werdet?« fragte Emba. Die beiden gaben ihr keine Antwort.
Femke ging zu einem viereckigen langen Gerät.
»Das stand auch in unserem fliegendem Zimmer.«, murmelte er, »Ist das, was ich glaube, dass es ist?« Henry nickte etwas schüchtern. Darauf hin, schaltete Femke das Gerät ein und ein paar Sekunden machte es sehr laute gruselige Geräusche. Dann kam ein heller Schein aus einer kleinen Öffnung und verschluckte die beiden.
Es dauerte höchstens zwei Sekunden, bis Henry und Laufrü auf einem der vielen Bildschirme zu sehen waren.
»Schließen wir besser die Tür ab. Bevor sie einen schnellen Weg zum Notausgang wissen.« sagte ich.
Emba hatte bereits einen Schlüssel gefunden und schloss die Tür extra dreimal ab. Zur Sicherheit schmiss sie ihn dann in eine Kiste, mit allem möglichen kleinen Sachen.

»Freiheit!« rief Enya, als wir das Gebäude verlassen hatten.
»Ja.«, sagte Emba nachdenklich, »Ich war ja nicht schon lang genug in einem Wald. Und jetzt kann ich wieder in den alten, wo ich davor schon gelebt habe.«
»Was ist mit deinen Eltern?« fragte Femke.
»Tja, ich denke mal, die würden sich eher darüber freuen, wenn ich wirklich gestorben wäre. Meine Eltern hassen mich. Aber bitte fragt jetzt nicht warum, das weiß ich nämlich nicht.«
»Dann komm erstmal mit zu uns. Meine Eltern wissen bestimmt, was wir mit dir machen sollen. Aber ich werde nicht zulassen, dass du jemals wieder unfreiwillig in einem Wald wohnen musst.« schlug ich schnell vor. Emba strahlte: »Danke, das ist sehr nett.«
Wir überredeten einen Mann, der in diesem Gebäude Angestellter war, dass er uns ein Taxi rief. Kurze Zeit später waren wir auf dem Weg nachhause. Als erster wurde Femke vor seinem Haus abgesetzt.
»Wir treffen uns aber wieder, oder?« fragte er traurig.
»Bald. Aber jetzt will ich erstmal zu meinen Eltern.« sagte Enya. Dann stieg Femke aus.
Als nächstes hielt das Taxi vor meinem Haus. Emba und ich stiegen aus und gingen zu der Tür. Ich zögerte.
»Was ist?« fragte Emba.
»Ich weiß nicht. Was wenn sie mich nicht mehr erkennen, oder sauer sind?«
»Du wirst sehen, die werden sich riesig freuen.« ermutigte sie mich. Ich klopfte an die Tür.
Erst passierte nichts. Doch dann öffnete jemand von innen die Tür. Ein Mädchen stand im Türrahmen und riss erschrocken die Augen auf, als sie uns sah. Es dauerte einige Sekunden um zu erkennen, dass das Xamin war. Sie hatte sich total verändert.
Sie schien aus ihrer Schockstarre aufzuwachen und verpasste mir einmal kräftig eine Backpfeife. »Jean.« hauchte sie und Tränen liefen ihr die Wange hinunter. Dann viel sie mir in den Arm.

Meine Eltern hatten nichts dagegen gehabt, dass Emba für eine Weile hier bleiben würde. Sie waren so überglücklich, dass ich wieder da war und erzählten mir, wie schlimm es für sie war, als sie den Brief bekommen hatten, in dem Stand, dass ich tot war. Vor allem für Xamin war es schrecklich. Sie hatte es nie richtig glauben wollen und hatte sich nach dieser Nachricht sehr verändert. Sie hatte sich immer sehr schnell über andere aufgeregt und war auf Leute losgegangen. Jetzt war ihr das alles sehr peinlich und sie schwor, ab jetzt wieder sehr brav zu sein. Solang ich nicht wieder so lange verschwinden würde.
Danach erzählten Emba und ich über den Wald.
Und ein paar Tage später trafen Enya, Femke, Emba und ich uns wieder.

—————-Ende———————-

Forest Maze - Kampf um den VerstandWhere stories live. Discover now