Zehn

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Der Bär kam immer näher und keiner von uns konnte sich bewegen, wir waren alle wie vor Schreck erstarrt. Doch der Bär wurde nicht langsamer.
Und endlich, als er nur noch ein kleines Stück von uns entfernt war, konnten wir uns alle wieder bewegen und rannten zur Seite. Der Bär hielt an und drehte sich nach rechts, in die Richtung, in die sich Femke und Enya gerettet hatten. Sie rannten weiter, doch standen plötzlich in einer Sackgasse. Um sie herum waren große Felsen.

Emba und ich waren hinter dem Bären her gerannt und überlegten fieberhaft, was wir machen konnten.
Der Bär war mittlerweile langsamer geworden und schlich jetzt laut fauchend um die Beiden herum.

Anscheinend war Emba eine Idee gekommen, denn sie kletterte schnell auf eine Tanne, pflückte einen Tannenzapfen und zielte auf den Kopf des Bären. Doch in dem Moment, als sie warf, setzte sich der Bär wieder etwas schneller in Bewegung und rannte weiter auf Femke und Enya zu.

Ich machte einen Schritt vorwärts und stolperte über einen Stein. Ich nahm ihn und schmiss ihn in die Richtung des Bären.
Der Stein knallte ihm gegen den Kopf. Erschrocken blieb er stehen, und drehte sich dann in meine Richtung. Doch als er los laufen wollte, fiel er zur Seite um und blieb benommen liegen. Anscheinend hatte der Stein den Bären wohl doch richtig getroffen.
Ich Atmete erleichtert aus und stand wieder auf. Emba sprang vom Baum und wir gingen zu den Bnderen beiden, die noch immer total geschockt an dem Felsvorsprung kauerten.

»Denkt ihr, er ist tot?« fragte Enya.
Ich ging zu dem Bären und achtete darauf, ob er noch Atmete.
Er stieß ein ganz leichtes Schnaufen aus.
»Nein, er lebt noch.«
»Ich würde vorschlagen, dass wir noch ein Stück weiter gehen, weg von diesem Bär und dort bis morgen bleiben.« schlug Emba vor.
Femke nickte erleichtert: »Gut, noch mehr Action heute würde ich nicht aushalten.«

Wir gingen noch ein Stück weiter den Felsvorsprung nach oben und suchten uns dort etwas zu essen. In der Nähe stand ein Apfelbaum mit vielen großen, reifen Äpfeln. Wir pflückten uns ein paar und aßen sie. Langsam ging die Sonne hinter den Bäumen unter.
Femke und ich suchten einige große Steine, die wir um ein Feuer drumherum legen wollten. In der Zeit suchten die Mädchen nach geeigneten Stöckchen und Ästen - zumindest Emba suchte, Enya hatte sich einfach auf den Boden gesetzt und uns die Arbeit überlassen.

»Ich hoffe, sie hört damit irgendwann auf und benimmt sich normal.« meinte Femke. Ich nickte zustimmend. Bis jetzt hatte sie sich einfach nur unmöglich benommen. Außerdem hasste sie andere Ränge, die niedriger als ihr eigener waren. Und mit solchen Menschen hatte ich schon immer ein Problem gehabt. Ich fand immer, dass es egal war, welchem Rang sie angehörten, hauptsache es sind gute Menschen. Egal ob arm oder reich.
Plötzlich zuckte Femke neben mir zusammen.
»Was ist?« ich sah mich suchend um.

»Da hinten.« Femke zeigte auf ein Reh, welches in sicherer Entfernung zu uns stand und nach Essen suchte. Ich sah Femke fragend an.

»Was ist mit dem Reh?« erkundigte ich mich, da ich nicht verstand, was ihm jetzt so Sorgen machte.
»Ist das nicht gefährlich?« stotterte er. Ich musste lachen und schüttelte den Kopf. »Rehe tun dir nichts, die sind ganz scheu. Wenn wir noch näher ran gehen würden, würde es weg rennen, da das Reh viel mehr Angst vor uns, als wir vor ihm haben.«
»Nein, da... das glaub ich nicht.«
Bisher hatte Femke zwar erzählt, das er mal eine Krankheit gehabt hatte, doch nicht gesagt welche. Langsam kam mir eine Idee, was er haben könnte. Ich wusste zwar den Namen der Krankheit nicht, aber ich wusste, dass es eine gab, bei der man vor allem möglichen Angst hatte. Sogar vor Tieren, wie zum Beispiel einem Reh.

Emba zeigte uns einen Trick, wie man Feuer ohne einem Feuerzeug machen konnte. Sie nahm einen Stock und drehte ihn so lang und so schnell sie konnte auf einem anderen Stück Holz, bis Funken davon wegsprangen und ein kleines Feuer entstand.
Nachdem das Feuer groß genug war, spiessten wir uns Äpfel auf Stöcke und hielten sie über die Flammen. Keine Ahnung warum, aber es machte Spaß warmen Apfel zu essen.
»Auf was freut ihr euch am meisten, wenn wir wieder zuhause sind?« fragte ich die Anderen.
»Was denkst du denn? Natürlich darauf, dass ich nie wieder in so einen gruseligen Wald muss, in dem man halb von einem Bären gefressen wird und mit Rang tieferen Idioten zusammen ist.« rief Enya sofort aus.
»Ich freue mich auf meine Familie. Und darauf, aus diesem Wald zu kommen. Der ist mir unheimlich. Du?« antwortete auch Femke.
»Also erstmal freu ich mich Xamin, meine kleine Schwester, wieder zu sehen. Und natürlich auch den Rest meiner Familie.«
Emba sagte nichts.

Als es um uns herum stock dunkel war, beschlossen wir, dass einer eine Nachtwache halten sollte. Falls etwas passieren würde könnte er die Anderen aufwecken. Jeder sollte mal drankommen und man sollte immer so lange Wache sein, bis man zu müde war.
Ich hielt die erste Nachtwache. Die anderen legten sich auf den Waldboden und schliefen sofort ein. Oder wie Emba, die auf einen Baum kletterte und sich gegen den Stamm lehnte und so einschlief.

Ich sah hinauf in den Sternenklaren Himmel und überlegte, wie lang wir wohl ungefähr brauchen würden, um aus diesem Wald zu finden.
Um nicht auch einzuschlafen stand ich auf und ging ein wenig im Kreis spazieren.
Ich wusste nicht was es war, aber irgendetwas störte mich an diesem Wald.

Und plötzlich wusste ich es.
Es war so still hier. Normalerweise war es nachts in einem Wald doch viel lauter, die Eulen, die in der Nacht umherflogen und auch andere Nachtaktive Tiere. Doch kein einziges war hier. Es war so still, dass es mir so vor kam, als wäre ich in meinem Zimmer zuhause.

»Bekommst du nicht langsam einen Drehwurm?« fragte Emba, die auf einmal neben mir stand. Ich schüttelte den Kopf.
»Soll ich dich langsam mal ablösen?« erkundigte sie sich weiter. Da erst wurde mir bewusst, wie müde ich eigentlich schon war.
»Danke.« antwortete ich ihr und legte mich auch schlafen.

Forest Maze - Kampf um den VerstandWhere stories live. Discover now