Sechzehn

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Enya wollte schon den Stein wieder bei Seite stellen, damit wir wieder nach draußen konnten, doch ich hielt sie zurück.
»Was?« fragte sie und lauschte.
»Vielleicht sind sie noch in der Nähe. Warten wir lieber noch ein wenig.« entgegnete ich.
Also warteten wir. Doch nichts geschah, es war so still, dass man sogar eine Stecknadel hätte fallen hören können. Nur leider gab es die hier eben nicht.
»Ok, ich denke die Luft ist rein.« sagte ich und wir versuchten den Stein bei Seite zu schieben.
Doch auf einmal hörten wir wieder Getrappel, genau über uns. Aber dieses Mal war es viel leiser, fast nicht zu hören. Dennoch hielten wir inne und lauschten.
Etwas sprang von dem Felsvorsprung hinunter und blieb vor dem Eingang stehen.
»Oh verdammt, wir sind so tot.« flüsterte Femke angsterfüllt.
»Sei still.« zischte ich. Wir hielten den Atem an. Doch was wir nun hörten, versetzte uns so sehr in einen Lachanfall, das wir beinahe keine Luft mehr bekamen: »Hey ihr Bären! Wollt ihr nicht Langsam Mal aus euren dämlichen Felsvorsprung kommen? Mir wird langsam echt ziemlich langweilig und ich dachte wir wollten wieder nach Hause.«
Nachdem wir uns endlich vom Lachen beruhigt hatten, schoben wir den Stein zur Seite und gingen zu Emba, die schon vor dem Fels saß und uns erwartungsvoll entgegen sah.
Enya ging zu ihr und baute sich vor ihr auf.
»Wie konntest du nur? Plötzlich warst du weg. Wo warst du?« Emba ließ den Kopf hängen.
»Tut mir leid. Aber da waren diese Zentauren.«
»Zentauren?«, unterbrach ich sie: »Die gibt es doch gar nicht.«
Emba zuckte mit den Schultern. »Dachte ich auch. Aber ihr habt sie ja auch kennen gelernt. Sie haben euch schließlich verfolgt.« Zentauren also. Was würde wohl als nächstes kommen? Ein Drache vielleicht? Dieser Wald wurde mir immer unsympathischer. Erst stand plötzlich wie aus dem nichts ein Einhorn vor uns, dann wäre ich beinahe durch einen Ast erstochen worden, der dann plötzlich neben mir lag und jetzt auch noch Zentauren. Und zu guter letzt, fanden wir diesen dämlichen Ausgang nicht, obwohl der Wald überhaupt nicht so groß sein konnte. Schließlich gab es im Umkreis von 50.000 Meilen keinen großen Wald. Es gab zwar immer wieder kleine Wälder, aber keine so groß, dass man sich darin verirren könnte, geschweige denn keinen einzigen Ausgang finden. Das alles konnte nicht war sein.
Wir gingen weiter. Emba kletterte noch einmal auf einen Baum um nachzusehen, in welche Richtung sie das Ende gesehen hatte. Dann sprang sie vom Baum und rannte uns hinterher. Ein paar Bäume weiter, bogen wir um eine Felsgruppe.
»Wenn ich mich nicht irre, müssen wir eigentlich immer nur weiter geradeaus gehen. Dann müssten wir bald da sein.«

Am Abend machten wir ein kleines Feuer und Femke und ich gingen ein Stück tiefer in den Wald. Wir hofften, vielleicht auf ein Schwein oder so etwas zu treffen, damit wir mal etwas anderes Essen konnten, als Beeren. Auch wenn mir die Vorstellung etwas gruselig war, ein Schwein zu töten.
»Schh! Da.« machte Femke und zeigte in eine Richtung. Mein Blick folgte seinem Arm. Nicht weit von uns stand ein Wildschwein. Ich nickte und Femke legte einen Pfeil in den Bogen, den wir bevor wir losgegangen waren aus Ästen und einer Liane gebaut hatten. Er zielte und schoss den Pfeil in Richtung der Sau. Doch leider traf er zwei Meter neben ihr einen Baum.
Wir duckten uns, damit sie uns nicht sehen konnte. Doch anscheinend interessierte sich die Sau nicht für uns. Femke reichte mir den Bogen und ich versuchte einmal zu schießen. Doch auch mein Pfeil landete Meter daneben.
Jetzt wurde die Sau doch aufmerksam und rannte mit ihren kleinen Stummel Beinen weg.
»Na toll. Wir sind echt zu dumm.« sagte ich. »Lass uns umkehren. Die bekommen wir eh nicht mehr, da esse ich doch lieber ein paar Beeren.« Femke nickte. Wir wollten uns gerade umdrehen, als etwas an uns vorbei flog. Wir duckten uns und hörten von weiter weg ein lautes schmerzerfülltes "Quiek".
»War das, die Sau?« fragte Femke. Ich schätzte mal, dass irgendetwas die Sau getroffen hatte. Wir gingen sie suchen. Die Sau lag tot ein Stück weiter weg.
»Oha, ich hab sie getroffen.« Femke und ich sahen nach oben. Emba saß dort auf einem Ast eines Baumes und strahlte uns entgegen. In ihrer Hand hielt sie einen viel besseren Bogen, als den, den Femke und ich gebaut hatten. Sie sprang hinunter und zu dritt trugen wir die Sau zu Enya und dem Feuer.
»Ih, ihr könnt die doch nicht hier hinlegen.« sagte Enya, als wir das Schwein abgelegt hatten.
»Von mir aus könnt ihr die da hinten auseinander nehmen. Aber doch nicht genau hier.« sie zeigte in eine Richtung. Ich sah sie genervt an und Femke verdrehte die Augen. Trotzdem trugen wir das Schwein ein stück weg, aus Enyas Blickwinkel und überlegten, was wir nun machen sollten. Zum Glück kam Emba dazu und half uns.

Es war schön, mal wieder Fleisch zu essen.
»Das habt ihr wirklich gut gemacht.« lobte Enya. Gut, so lang es ihr schmeckte, war alles in Ordnung. Ich glaube, ich wäre ziemlich genervt gewesen, wenn Enya das Fleisch jetzt nicht geschmeckt hätte und sie irgendwas anderes haben wollte.

»Ich halte als erste Wache.« sagte Emba, als wir müde waren. Wir machten aus, dass sie mich wecken würde, wenn sie selber mal etwas schlaf brauchte. Dann würde ich die Nachtwache übernehmen.
Es dauerte nicht lang, bis ich eingeschlafen war. Ich verfiel in einen Traumlosen Schlaf. Und als ich aufwachte, war es noch mitten in der Nacht. Ich wollte Emba fragen, ob ich sie jetzt ablösen sollte, doch sie war nicht da. Oder ich sah sie einfach nicht. Ich sah mich um, doch konnte sie nicht sehen. Die kommt bestimmt gleich wieder. Redete ich mir ein. Ich nahm mir einfach vor, dass ich jetzt bis sie wieder da war wach blieb. Ich schloss nur für einen kurzen Moment die Augen. Riesen Fehler. Vielleicht ein bis zwei Sekunden später war ich wieder eingeschlafen. Ich hatte überhaupt nichts dagegen unternehmen können.

Forest Maze - Kampf um den VerstandWhere stories live. Discover now