KAPITEL 10

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»Denn wenn ich dir sag, dass du viel mehr für mich bist«

Nico

Verblüfft starrte ich Lea hinterher, starrte auf die Tür, die so plötzlich hinter ihr ins Schloss fiel. Was hatte ich denn jetzt wieder falsches gesagt? Ich hatte ihr ein Kompliment machen wollen, sie war die wundervollste Frau, die ich kannte.
Und ja, ich wäre neidisch auf denjenigen, der sie lieben durfte, denn sie war ein Geschenk. Mir war sogar recht, wenn es Max wäre – dann wüsste ich, dass Lea in guten Händen wäre. In Händen, die sie verdienten, auch wenn es mir das Herz zerreißen würde.

Seufzend machte ich mich auf in meine Suite. Dabei war es wieder so cool gewesen zwischen uns, ich hatte Leas Abend unglaublich genossen. Wie sehr ihr meine Version von 110 gefallen hatte, dass sie so mit getanzt hatte – ich musste schmunzeln in den Erinnerungen an diesen wunderschönen gemeinsamen Moment auf der Bühne.
Aber auch, wie sehr ihr Max' Version von Immer, wenn wir uns sehen gefallen hatte, wie sie Max angelächelt, und vor allem wie Max sie angesehen hatte... vielleicht wussten Max und sie noch nicht, was sie füreinander empfanden. Vielleicht bildete ich mir das alles aber auch nur ein, weil ich mir Lea aus dem Kopf schlagen musste – was so vielleicht am besten funktionieren würde.
Stöhnend raufte ich mir die Haare. Es half alles nichts – ich musste pennen für den letzten Tag, den Tag unseres Gastgebers, und es war schon verdammt spät.

Es folgte der Tag aller Tage, Michael Patrick Kellys Tauschabend. Sein dritter Tauschabend bei Sing meinen Song, und vielleicht wollten wir alle es deshalb noch einmal unvergesslich für ihn machen, und uns ganz besonders ins Zeug legen. Ich war überzeugt, dass es seine letzte Staffel bei Sing meinen Song war, und deshalb fühlte ich mich besonders geehrt, seinen großen Hit Et Voila singen zu dürfen.

Aber ausgerechnet an diesem Tag konnte ich mich nicht wirklich konzentrieren. Leas Worte und ihre überstürzte Flucht am gestrigen Abend ließen mich einfach nicht los. Hatte sie sich etwa in mich verliebt? Nichts anderes konnte ich aus ihrem Verhalten, ihren Worten deuten, wenn ich ehrlich war, und es brach mir das Herz. Ich genoss unsere Freundschaft so sehr, diese Unbekümmertheit, dann wieder die Ernsthaftigkeit, mit der ich mit ihr über alles reden konnte. Aber vielleicht war es wirklich so – Freundschaft zwischen Männern und Frauen konnte nicht funktionieren.

Ich stockte schon, als ich den Frühstückssaal betrat und Max und Lea am Buffet stehen sah. Lea kicherte wegen irgend etwas und Herrgott – wie sehr wünschte ich mir, dass sie wegen etwas lachte, das ich sagte. Nicht...
Seufzend ging ich zu ihnen, ich brauchte unbedingt einen Kaffee. Aber vielleicht hätte ich später zum Frühstück gehen sollen.
»Hey, Liebes, hast du nicht Lust, dass wir morgen zusammen deine Version von Für Immer singen?«, fragte Max gerade, als ich zu den beiden stieß und mein Herz zog sich zusammen. »Ich fands so toll einfach und würds mega gern mit dir zusammen singen.«
»Oh, sooo, so gerne!«, freute sich Lea, umarmte Max und ich konnte nur fühlen, wie mein Herz erneut stockte. Es war doch das, was ich wollte, oder? Dass sie glücklich war.

»Ey, ich freu mich«, schien auch Max erleichtert, dass Lea zugesagt hatte. Unwillkürlich musste ich grinsen. Es war beinahe wie früher vor dem Schulball, als die Jungs um die beliebtesten Mädchen gebuhlt hatten. Auch damals hatte ich meistens den Kürzeren gezogen.
»Wenn ihr schon bei den Duetten seid«, sagte Mo da hinter uns und riss mich aus meinem Gedanken. »Max, ich hätt mega Bock, mit dir So wie du bist zu machen.«
»Bin sofort dabei«, sagte Max und schlug in Mos Hand ein.
»Moin, Bro, weißt du schon, mit wem du singst?«, fragte mich Max und ich seufzte.
»Nein, ich wollte heute Abend noch abwarten«, log ich.
»Du findest schon auch noch deine Duetts«, klopfte Mo mir auf die Schulter und ich rollte innerlich die Augen.
Das hörte sich an wie Du findest schon auch noch dein Date, lieber Nico.

... Und wenn ich's Dir sag?Where stories live. Discover now