Auf das der Tod euch scheidet...

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Auf das der Tod euch scheidet...


Zwanzig Minuten bevor du heiratest, küssen sich dein Verlobter und deine Mutter leidenschaftlich.

Ich war nervös.
Nun, wer war auch am Tag seiner Hochzeit nicht nervös?
Ich atmete tief durch, versuchte angestrengt mir nicht mit den Händen durch die kunstvoll hochgesteckten blonden Haare zu streichen.
Stattdessen spielten meine Finger lieber mit dem lockeren Rock meines weißen Hochzeitskleides.
Es handelte sich dabei um kein pompöses Kleid, sondern ein schlichtes Exemplar, welches perfekt für eine Hochzeit am Ufer eines malerischen kleinen Sees war.
Und dort, im weichen Ufersand des Sees wartete neben dem Standesbeamten Mr. Bright auch Nancy - Alex Schwester und seine Trauzeugin.
Ein paar wenige Gäste saßen bereits auf ihren Stühlen und unterhielten sich miteinander.
Von Alex fehlte jedoch noch jede Spur.
Er würde mich schon nicht sitzen lassen – immerhin hatte er mir vor einem halben Jahr den Antrag gemacht.
Und dennoch – dennoch waren da diese leisen Ängste in meinem Hinterkopf, die mir beinahe den Magen umdrehten.
Unbewusst hatte ich begonnen in meinem kleinen Zimmer auf und ab zu laufen, meine Schritte das einzige Geräusch in der Stille.
Ich brauchte jemanden mit dem ich reden konnte.
Meine Mutter.
Sie war gerade einmal zwei Zimmer den Gang hinunter und dürfte inzwischen auch damit fertig sein meinen Brautstrauß zu binden.
Noch einmal atmete ich tief durch, dann öffnete ich die Tür und trat auf den kleinen Gang hinaus.
Wir hatten uns dazu entschieden die Wirtschaft am Ufer des Sees komplett zu buchen, weshalb ich auch niemand anderem begegnete, als ich mit schnellen Schritten auf die angelehnte Tür zuhielt, die in das Zimmer meiner Mutter führte.
Da ich sie nicht erschrecken wollte, zügelte ich mich noch einmal und öffnete die Tür langsam, schob nur kurz meinen Kopf hindurch.
Doch meine Begrüßung blieb mir wortwörtlich im Halse stecken.
Was sich vor mir abspielte schien aus einem schlechten Film zu kommen.
Meine Mutter stand am Rande ihres Bettes, die blonden Haare zerzaust und schwer atmend. Und vor ihr, ja beinahe auf ihr, stand niemand anderes als Alex, welcher seine Hände unter ihre Bluse wandern ließ.
Beide waren sie in einen Kuss verwickelt dessen Leidenschaft alles überstieg, was er mir hatte zukommen lassen.
Und oh Gott, mit Zunge?
Ich wollte schreien, blieb jedoch stumm.
Ich wollte den Blick abwenden, doch es war wie bei einem grausamen Autounfall – ich konnte einfach nicht weg sehen.
Auch nicht, als er begann meiner Mutter die Bluse auszuziehen, sie dabei aufs Bett hinunter drückte.
„Alex...warte."
Meine Mutter schob ihn leicht von sich, die Stirn in Falten gelegt.
„Wir...wir sollten aufhören. Das was wir hier machen ist falsch...Du heiratest Jessica, nicht mich..."
„Ich weiß", schnurrte Alex und ich kämpfte gegen das Brennen in meinen Augen, dass einherging mit einem unbeschreiblichen Ziehen in der Brust.
„Aber du weißt genau, warum ich sie heirate. Mein Vater würde niemals erlauben, dass ich eine ältere Frau eheliche. Jessica ist die beste Partie. Sie ist hübsch und naiv. Wodurch mehr Zeit für uns beide bleibt..."
Ich wollte es einfach nicht glauben.
Ich war also nur ein Instrument, welches er benutzte um meine Mutter flach legen zu können.
Und sie war auch noch damit einverstanden!
Irgendwie schmerzte dieser Verrat beinahe noch mehr als die Untreue von Alex.
Als er erneut seine Lippen auf ihre brachte, wandte ich mich endlich um und verschwand so lautlos wie möglich in meinem Zimmer, achtete jedoch nicht darauf die Tür zu schließen.
Diese verdammten Heuchler!
Verräter alle beide!
Wie konnten sie mir das antun?
Wie konnte meine eigene Mutter mir so etwas antun?
Wie konnte ich nur so blind gewesen sein nichts davon zu bemerken?
Inzwischen rannen mir heiße Tränen über das Gesicht, aber sie waren nicht getrieben von Enttäuschung und Trauer, sondern von brennender heißer Wut.
Einer Wut, wie ich sie schon sehr lange nicht mehr gespürt hatte.
Sie brannte sich durch meinen Verstand und Körper, zeigte sich in meinen gebleckten Zähnen und den zu Fäusten geballten Händen, während ich erneut auf und ab schritt.
„Dieses verdammte Arschloch!", knurrte ich, grub die Hände in die Haare, dachte nicht länger über meine Frisur nach.
Genau genommen war es sowieso egal.
Eine Hochzeit würde es vermutlich eh nicht mehr geben.
Nichts würde mich dazu bringen diesen steinreichen Playboy jetzt noch zu ehelichen.
Nicht wenn ich ihm eigenhändig den Hals umdrehen könnte.
Oder ihn erdolchen.
Ihn erschlagen.
„Oh, ich werde ihn umbringen, dieses Schwein", zischte ich giftig, trat dann gegen einen Stuhl, woraufhin dieser krachend umfiel.
„Worauf wartest du dann noch?"
Im ersten Moment zuckte ich überrascht zusammen, bis mein aufgebrachtes Gehirn die dunkle, vom vielen Rauchen raue Stimme erkannt hatte.
Lawrence.
Und tatsächlich – als ich mich umdrehte lehnte der schlanke Mann im Türrahmen, strich sich eine schulterlange schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus dem Wachs, mit welchem er ausnahmsweise versucht hatte seine Haare zu bändigen, gelöst hatte. Er trug seinen charakteristischen schwarzen Anzug mit dem roten Hemd, während die silbernen schlangenförmigen Manschettenknöpfe im Licht der Sonne blitzten.
Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette, bevor er sie zu Boden warf und unter der Sohle seines Militärstiefels ausdrückte.
„Ich bin neugierig, Jess...Von welchem Schwein reden wir?"
Auch wenn der Anblick meines ältesten Freundes mich ein wenig beruhigt hatte, konnte ich nicht verhindern, dass mir erneut ein wütendes Knurren entkam.
„Alex."
Er hob überrascht eine Augenbraue, doch das dunkle Grinsen, welches sich auf seine Lippen legte, sprach davon, dass er geahnt hatte, um wen es ging.
„Was hat dein Verlobter angestellt? Hat er deine beste Freundin flach gelegt? Oder eine der Kellnerinnen?"
Lawrence stieß sich vom Türrahmen ab, schritt lauernd auf mich zu.
Wieder einmal erinnerte er mich an ein Raubtier, das mit seiner wehrlosen Beute spielte. Nur wussten wir beide, dass ich nicht die typische Beute war.
„Meine Mutter", antwortete ich kühl, erhielt das erwartete Knurren von ihm. Die Runden die er um mich zog wurden kleiner.
Seine goldenen Iren funkelten wie von einem inneren Feuer beschienen.
„Ich habe dir schon immer gesagt, du hast etwas Besseres verdient als diese Made", zischte er, bleckte die spitzen Reißzähne.
„Ich weiß", seufzte ich, atmete tief durch.
„Ich war blind und dumm."
„Das warst du in der Tat."
Er stand nun hinter mir, so nah dass ich unter dem Geruch von kaltem Rauch diesen Hauch von Erde an ihm wahrnehmen konnte.
„Und was willst du jetzt dagegen machen?"
„Ich..."
Ich wollte ihn umbringen, aber ich konnte nicht. Nicht, wenn ich nicht den Rest meines Lebens im Knast verbringen wollte.
„Ich weiß es nicht..."
Er knurrte wieder, doch diesmal war es sanfter, beinahe schon ein Schnurren.
„Oh, ich glaub du weißt es schon", verkündete er, trat in mein Sichtfeld.
Er hatte sich leicht zu mir hinuntergebeugt damit er mit mir auf Augenhöhe war, während ein abwartender Ausdruck auf seinem Gesicht lag.
„Ich kann nicht", entgegnete ich, konnte jedoch nicht verstecken, wie mir ein angenehmer Schauer über den Rücken rann, als für einen kurzen Moment das Bild eines zerschlagenen Alex vor meinem inneren Auge erschien.
„Glaub mir, wenn ich dir sage, du kannst", gab er zurück, strich mir dabei die trocknenden Tränen von den Wangen.
„Einige schaffen es jemanden wie mich zu beschwören, aber die wenigsten vermögen es, uns zu kontrollieren, geschweige denn unser Interesse zu wecken."
„Wenn du damit sagen willst, dass ich eine dunkle Seite hab, dann kann ich dir nur sagen, dass ich davon weiß", gab ich leicht amüsiert zurück, überrascht darüber, wie seine Gegenwart es geschafft hatte, die Trauer in mir zu besänftigen.
„Das war mir schon klar", grinste er, seine goldenen Augen blitzten.
„Aber du scheinst manchmal zu vergessen, welche Macht du zu Füßen liegen hast, meine Liebe."
„Inwiefern?"
Er zischte leise, neigte dabei den Kopf.
„Beleidige mich nicht, Jessica. Ich weiß schon, du neigst dazu zu vergessen, was ich bin, aber unterschätze mich niemals."
Die Hand, die zuvor auf meiner Wange lag, wanderte an meinen Hals, drückte jedoch nicht zu.
Ich schluckte, hatte mit meiner Frage eigentlich etwas anderes gemeint.
„Das käme mir nicht in den Sinn, Lawrence. Mich interessiert es eher, inwiefern mir diese Macht zu Füßen liegt."
Erkenntnis huschte über sein Gesicht, bis ein zweideutiges Grinsen seine Fangzähne entblößte. Er beugte sich so weit vor, dass sein warmer Atem über mein Gesicht und meinen Nacken strich.
„Warum kümmerst du dich nicht um deinen Verlobten und wir finden es heraus, hm?", schnurrte er mir ins Ohr und ich atmete tief durch.
Er hatte Recht.
Mit ihm an meiner Seite konnte ich alles tun, was ich wollte.
Und wenn es bedeutete, ich wollte dieses Schwein Alex bluten lassen, dann konnte ich ihn ausbluten lassen.
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sich Lawrence wieder ein paar Schritte von mir entfernt hatte, erst als er mir die Tür zu meinem Zimmer offen hielt.
„Nach Euch, Mylady."
„Du deckst mir den Rücken?"
„Immer."

Mit meiner Entscheidung hatte eine unerwartete Ruhe von mir Besitz ergriffen.
Lawrence war dicht hinter mir, als ich den Gang entlangschritt, die Hände nicht länger zu Fäusten geballt.
Die Tür zum Zimmer meiner Mutter war noch immer angelehnt, wodurch man nur zu deutlich hören konnte, was die beiden so leise wie möglich durchzuführen versuchten.
Meine Wut kochte erneut hoch, verspannte meine Schultern, die ich mit einer kurzen Bewegung zu lockern versuchte.
Lautlos schwang die Tür nach Innen auf.
Alex hatte sich nicht darum gekümmert eine Decke über sie beide zu werfen, was den Anblick der beiden nicht gerade erträglicher machte.
Seine Hüften schlugen gegen die meiner Mutter, während er mit seinem Mund dafür sorgte, dass sie nicht zu laut stöhnten oder gar riefen.
Seine weiße Anzughose, sowie seine Unterwäsche hingen ihm an den Fußknöcheln unten, der Rest war achtlos zu Boden geworfen worden.
Lawrence hatte hinter mir ebenfalls das Zimmer betreten und ich konnte seine Verachtung für die beiden Menschen vor uns wie eine kalte Brise im Nacken spüren.
Er hatte Alex noch nie leiden können, warum war mir bisher immer ein Rätsel gewesen.
Vielleicht hatte er geahnt, dass es zu dieser Situation kommen würde.
Ich zwang meinen Blick von dem Schauspiel vor mir, heftete ihn stattdessen auf den lila-weißen Brautstrauß, den mir meine Mutter gebunden hatte.
Er war schön – weiße Gardenien und lila Nelken.
Interessanter fand ich jedoch die Vase, in welcher der Strauß stand.
Eine schwere, alte Keramikvase.
Es war ein Wunder, dass mich die beiden nicht bemerkten, als ich zu der kleinen Kommode trat, auf der mein Ziel stand.
Ohne weiter über das Nachzudenken, was ich vorhatte, hob ich den Strauß aus dem Wasser und warf ihn kurzerhand Lawrence zu, welcher ihn geschickt auffing.
Wäre ja Schade um die schönen Blumen.
Ich bemerkte nicht den nachdenklichen Blick, den er dem Strauß zuwarf.
Meine Hände schlossen sich um den Hals und den Fuß der Vase, hoben sie schwungvoll hoch.
Etwas Wasser schwappte mir auf die Hände.
Als ich mich dem Bett zuwandte, hielten die leidenschaftlichen Bewegungen dort Inne und Alex löste seine Lippen hastig von denen meiner Mutter, starrte mich aus geweiteten blauen Augen an.
„Jessica, was machst du hier?"
„Aufräumen", giftete ich, überbrückte den Abstand zwischen ihnen und mir.
Zuerst knackte es unnatürlich laut.
Dann spritze es.
Zuletzt kam der panische Schrei.
Alex war zusammen gebrochen, Blut strömte aus dem Loch in seinem Kopf, während meine Mutter wie wild zu Kreischen angefangen hatte.
Tränen standen ihr in den Augen, während ihr Gesicht jegliche Farbe verloren hatte.
Die Vase hingegen hatte nicht einmal einen Kratzer abbekommen.
Skeptisch betrachtete ich das Loch in Alex Kopf.
Irgendwie war es mir noch zu klein.
Ich hob die Vase erneut.
Diesmal knirschte es nur dumpf, mehr von seinem Kopf drückte sich ein.
Das Bettlaken sog sich langsam voll.
Meine Mutter hatte aufgehört zu kreischen, als Lawrence ihr eine Hand über den Mund gelegt hatte.
Ich schlug noch einmal zu und noch einmal und noch einmal...
Schließlich zog sich der erste Riss durch die Vase, woraufhin ich Inne hielt.
Ich wollte sie nicht zerstören und ich war mir mehr als sicher, dass Alex nicht wieder anfangen würde zu atmen.
Denn was von seinem Kopf noch über war, beinhaltete nicht genügend intaktes Material als das er damit noch leben konnte.
Obwohl er sein Gehirn vermutlich noch nie wirklich benutzt hatte.
Schwer amtend stellte ich die Vase auf den Nachttisch des Zimmers und wischte mir reflexartig die Hände am Kleid ab.
„Wie fühlst du dich?"
„Besser", antwortete ich, ein erleichtertes Lächeln im Gesicht, als sich meine Atmung langsam wieder beruhigte.
„Was hast du mit deiner Mutter vor?"
Ich runzelte nachdenklich die Stirn, musterte die blutverschmierte, nackte Frau vor mir.
„Wir brauchen einen Sündenbock, oder?"
„Mir gefällt deine Denkweise, meine Liebe", grinste Lawrence, während die Augen meiner Mutter sich vor Angst weiteten.
Bevor sie jedoch reagieren konnte, hatte Lawrence ihren Kopf bereits in beide Hände genommen (den Blumenstrauß hatte er zuvor zurück in die Vase gestellt) und hielt sie einem Schraubstock gleich fest.
Rote Funken begannen über seinen Handrücken zu tanzen, die Augen meiner Mutter rollten in ihren Kopf und schließlich brach sie bewusstlos zusammen.
„Sobald sie wieder zu sich kommt, wird sie fest davon überzeugt sein, dass sie ihn erschlagen hat, weil er sie für dich verlassen wollte", bemerkte er, richtete sich wieder auf.
Ein Fingerschnippen später und meine Fingerabdrücke auf der Vase hatten sich in ihre Verwandelt.
„Soll ich mich um das Kleid kümmern?"
Ich sah überrascht an mir herunter, schüttelte dann jedoch den Kopf.
„Mir gefällt es so."
Ein animalisches Grinsen legte sich auf sein Gesicht, als er den Abstand zwischen uns überbrückte.
Beinahe sanft strich er mir eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Siehst du, du kannst."
„Aber nur dank dir."
„Es ist mir eine Freude, meine Liebe."
Ich rollte amüsiert mit den Augen, störte mich nicht daran, dass eine seiner Hände sich um meine Hüfte gelegt hatte.
„Eine andere Frage...Was wird jetzt eigentlich aus der Hochzeit?"
Ich zuckte mit den Schultern, ließ noch einmal einen Blick über das Chaos um uns herum schweifen.
„Ich würde ungern das ganze Geld umsonst ausgegeben haben", begann ich nachdenklich, löste gleichzeitig meinen alten Verlobungsring von meinem Finger.
„Aber ohne Bräutigam können wir höchstens noch die Party feiern..."
„Hm...wenn ich dir da einen Vorschlag machen dürfte, meine Liebe...", schnurrte Lawrence und ich warf ihm einen erwartungsvollen Blick zu.

Mr. Bright schwitzte.
Nicht weil es zu heiß war...In Ordnung, es war schon verdammt warm, aber er hatte schon einmal wärmere Tage erlebt...da stand er aber zumeist nicht in der prallen Sonne...und trug keine dicken Socken...
Er schüttelte kurz den Kopf um seine Gedanken zu ordnen und atmete tief durch.
Nur weil der Trauzeuge der Braut ihm mitgeteilt hatte, dass es Änderungen gab, musste er nicht gleich den Verstand verlieren.
Andererseits kam es nicht häufig vor, dass der Bräutigam einfach nicht erschien und die Braut sich stattdessen einen anderen suchte.
Aber er würde nicht lange nachfragen.
Einfach das gleiche Programm wie zuvor und nach einem guten Stück Kuchen konnte er auch schon wieder verschwinden.
Vermutlich dachten sich das gut neunzig Prozent der anwesenden Gäste, worauf nervös gewechselte Blicke und hastig geflüsterte Unterhaltungen schließen ließen.
Besonders beschämt wirkten die Familienangehörigen des verschwundenen Bräutigams.
Irgendwie verständlich.
Er räusperte sich, als der Trauzeuge der Braut seinen schwarzen Anzug richtete und die Schultern straffte.
„Ich möchte nicht neugierig klingen, aber wer ist der Glückliche?"
Ein unheimliches Grinsen legte sich auf das Gesicht des hochgewachsenen Mannes und seine ungewöhnlichen Augen funkelten vor Freude.
„Das wäre dann wohl ich", verkündete er ruhig, wandte den Blick ab, als jemand aus den hinteren Reihen ankündigte, dass die Braut auf dem Weg war.
Mr. Bright setzte sein bestes Lächeln auf, legte die Hände zusammen.
Wie hübsch diese Braut wohl sein würde?
Er hatte schon viele Bräute gesehen, doch keine von ihnen hatte ihn auf diesen Anblick vorbereitet.
Miss Smith erschien mit schnellen und sicheren Schritten.
Ihre einst vermutlich schöne Steckfrisur war an vielen Stellen gelöst und hing ihr teilweise wild ins Gesicht.
Sie musste zwischenzeitlich geweint haben, denn auch wenn sie versucht hatte, sich ihr Make-Up abzuwischen, konnte man noch ein paar dunkle Mascara-Flecken unter ihren Augen erkennen.
Was jedoch die gesamte Gemeinschaft in schockiertes Schweigen versetzte, war der Zustand ihres Kleides.
Der lockere, weiche Stoff war nicht länger gänzlich weiß.
Dunkelrote, teils braun-rote Flecken und Spritzer verteilten sich über die gesamte Vorderseite. Und wenn diese Ähnlichkeit zu Blut nicht erschreckend genug war, so konnte man doch deutlich sehen, dass man sich mit derselben Substanz die Hände am Rock des Kleides abgewischt hatte.
Die gleiche Substanz, die noch immer teilweise an ihren Händen klebte.
Mr. Bright konnte gerade noch verhindern, dass er sich übergab, als diese Frau, die geradewegs aus einem Horrorfilm zu kommen schien, neben ihrem ehemaligen Trauzeugen, nun Bräutigam, stehen blieb und mit einem zufriedenen Lächeln dessen linke Hand mit ihrer Rechten verschränkte.
„Von mir aus können wir die Zeremonie beginnen", lächelte sie, während aus einem der Zimmer im Gasthaus ein lauter Schrei zu hören war.

Deine Idee, meine Story....Where stories live. Discover now