Kapitel 3 - Freunde?

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Er brach zusammen. Gerade noch so hatte er es in das, an den Wohnraum grenzende, Badezimmer geschafft. Das sein Mitbewohner ihn so schwach hätte sehen können, wäre ihm unangenehm gewesen. Schon so hatten die anderen genug Grund dafür, auf ihn rumzuhacken, er brauchte niemandem einen weiteren Grund geben. Sein Körper bebend kniete er vor der verschlossenen Tür und versuchte seine Schluchzer in seinen Händen zu ersticken. Wie lange hatte er schon alles rauslassen wollen, es aber nicht getan? Zu lange, das stand fest. Seine Fingernägel bohrten sich in seine Arme, hinterließen Kratzer und an manchen Stellen quoll sogar ein wenig Blut aus den Wunden. Es war dem rothaarigen egal, dass er sich gerade mehr oder weniger unterbewusst verletzte, er merkte es kaum, zu groß war der Schmerz in ihm drin.

Die Tränen liefen dem Jungen in Strömen über die Wangen, sein T-Shirt war ebenfalls schon komplett durchnässt. Am liebsten würde er alles, was sich angestaut hat rausschreien, das ging jedoch nicht. Mindestens sein Mittbewohner würde ihn hören und genau dieser war die Person die von seinem Zusammenbruch am wenigsten mitbekommen sollte. Was würde er nur dafür geben, jetzt bei einem seiner Teamkollegen zu sein. Semi oder Wakatoshi am besten, oder würden diese ihn auch verurteilen? Es war der Moment, in dem Satori realisierte, dass er niemanden hatte, dem er zu 100 Prozent vertrauen konnte, sie kannten ihn nur als den verrückten, aufgedrehten Jungen. Noch viel mehr und deutlich größere Tränen liefen dem Jungen nun das Gesicht herunter. Er war alleine. Hätte nur sich selber, sonst niemanden, und auch er selber wusste nicht, ob er sich im Notfall auf seine eigenen Entscheidungen verlassen konnte, aber seine Intuition täuschte ihn nie. Oder ziemlich selten, aber diese wenigen Fehler konnte man ja ignorieren, nicht?

Es verging einiges an Zeit, bis er sich wieder beruhigt hatte. Wie viel, wusste er nicht genau, aber es müsste fast eine Stunde gewesen sein. Er zog sich eine Jogginghose an und einen langen Pulli, jedoch fielen ihm dann die vielen, Teilweise Blutenden Kratzer an seinen Armen auf. Er wusch die Wunden schnell aus, obwohl es höllisch brannte, und ging dann zurück ins Hauptzimmer, um sich schlafen zu legen. Sein Mitbewohner war tatsächlich nicht mehr wach, er müsste sich also nicht erneut Sprüche anhören, was ihn ziemlich erleichterte. Als er sich dann endlich hingelegt hatte, könnte er aber nicht einschlafen, zu viele Gedanken schwirrten in seinem Kopf herum, und auch die Tränen drohten erneut hoch zu kommen, was er jedoch erfolgreich unterdrückte. Der Junge am Anderen Ende des Raumes könnte doch noch einmal aufwachen, und das hätte fatale Folgen für den rothaarigen.

Am nächsten Morgen wurde er nach nur wenigen Stunden Schlaf von seinem Wecker geweckt. Da Samstag war, müsste er trotz dessen, dass Wochenende war, um 8 aufstehen, da Training anstand. Müde erhob sich der Junge also und stand auf um sich aus seinem Kleiderschrank Sportklamotten zu holen, dabei bemerkte er aber wie erschöpft er war. Auch wenn er relativ lange geschlafen hatte, hat er sich aufgrund der vielen Gedanken und seiner schlechten Stimmung  nicht wirklich ausruhen können.  Er seufzte leise auf, wusste, das er heute wahrscheinlich mehr Kritik vom Trainer zu hören bekommen würde als je zuvor. Er schob seine Sorgen beiseite und machte sich, nachdem er alles gepackt hatte auf den Weg zur Turnhalle. 

Er war trotz seines frühen Aufstehens nicht der erste, sondern schon fast der letzte, der in der  Turnhalle ankam, was ihn doch verwunderte. Meistens war er der zweite oder  dritte, der ankam, heute hatte er jedoch wohl länger gebraucht als sonst, und das hatte er nicht einmal bemerkt. "Ah! Tendou-san!", hörte er den Erstklässler mit dem Pony rufen. "Du bist heute später als sonst, hilfst du mir trotzdem wieder beim Aufwärmen?" Der rothaarige sah in die Richtung des jüngeren und antwortete mit einem grinsen, "Aber klar doch!"

*Timeskip*

Als das Training zu ende war lies der Junge sich erschöpft an der Wand runtergleiten, schloss seine Augen und legte seinen Kopf in den Nacken. Er hatte wie erwartet heute mehr Fehler gemacht als je zuvor, was seinem Trainer natürlich nicht gefallen hat. Das wütende Gebrüll des Trainers war heute viel öfters auf ihn gerichtet, was den Jungen innerlich sehr stark mitnahm, nach außen zeigte er dies jedoch nicht. Er wollte nicht, dass die anderen sich um ihn sorgen machen, wenn sie das überhaupt machen würden.  Er war bisher gut alleine zurecht gekommen, und das würde sich jetzt nicht ganz plötzlich ändern. In seinen Gedanken saß Satori mehrere Minuten so da, bis  er plötzlich ganz nach Schritte hörte und eine Präsenz genau vor sich war nahm.

"Tendou.", sprach sein Kapitän ihn an, "Was war heute mit dir los?" Überrascht sah der Mittelblocker auf. Er hatte erwartet, das alle es hinnehmen würden, das heute nicht sein Tag gewesen war und sich nicht weiter darum kümmern würden. "Huh? Oh, ich hab einfach nicht gut geschlafen, morgen geht es mir sicher schon besser." Mit seiner Antwort schien das Ass sich zufrieden zu geben, denn er nickte dem an der Wand lehnenden Jungen zu und wendete sic mit den Worten: "Dann ruh dich heute aus damit du morgen wieder fit bist, und das sage ich nicht als Kapitän sondern als dein Freund." ab. 

Als Wakatoshi die Halle verließ blieb der Junge noch eine Weile so sitzen und schaute seinem Teamkameraden hinterher.  Als sein Freund, huh? So ganz folgen, wieso er das so gesagt hatte, konnte der rothaarige nicht, aber durch diese Wortwahl bewegte sich etwas in ihm. ER hatte nie Freunde gehabt, und aus dem Team hatte bisher auch nie jemand ihm so direkt gesagt, das sie Freunde sein, es war also das erste mal, das er wirklich die Gewissheit hatte, einen Freund zu haben. Er lächelte vor sich hin. Wakatohsi war wirklich etwas besonderes. Er war die eine Person, von der Satori dachte, das ohne ihn sein Leben nicht ansatzweise auch nur halb so angenehm wäre wie es momentan ist. 

Als er nach einigen weiteren Minuten dann aufstand um sich umzuziehen und duschen zu gehen bleib das Lächeln, das er  seit der kurzen Konversation mit Wakatoshi hatte weiterhin auf seinem Gesicht. Nichts konnte dieses gerade von seinem  Gesicht fegen.

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It bagan to rain || UshiTenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang