Kapitel 3

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Emilies Schreien weckte mich.

Ich drehte mich zu ihr und weckte sie. „Emilie?", flüsterte ich. Sie wirbelte herum und öffnete schlagartig die Augen. „Es war ein Alptraum, es war nur ein Alptraum", beruhigte ich sie.

Wir hatten uns im Wald, der an unser Dorf grenzte, ein Lagerfeuer gemacht und beschlossen, uns dort erst einmal auszuruhen. Ich schaute Emilie besorgt an und streichelte ihr über den Kopf. Ihre Stirn war heiß und kleine Schweißperlen liefen ihr das Gesicht runter. Die Nacht war kalt, aber nichts Ungewöhnliches für den Herbst. Emilie kuschelte sich näher an mich ran. Doch, bevor ich sie in den Arm nahm, holte ich noch ein wenig Holz, damit das Feuer nicht ausging. Emilie hatte Angst vor dem Feuer. Ironischerweise beruhigte es mich. Als ich das Holz in die Flammen schmiss, sah ich es benommen an. „Amina, kommst du?", fragte Emilie schläfrig. Ich konnte nicht schlafen, deswegen setzte ich mich so hin, dass Emilie ihren Kopf auf mein Bein legen konnte. Nach ein paar Minuten schlief Emilie sanft ein. Dieses arme Mädchen, dachte ich. Sie hat nicht nur ihre Familie verloren, sondern auch ihre Freunde, ihr Zuhause und ihr normales Leben. 

„Hallo, ist da jemand?", kam es aus der Dunkelheit hervor. Noch in Gedanken drehte ich mich um. Dort kam ein kleiner Junge auf uns zu. Er war, genau wie wir, voller Asche und anscheinend hatte er sich am Kopf verletzt. Behutsam legte ich Emilies Kopf auf den Boden, um zu dem Jungen zu eilen. „Och Gott sei Dank, wir sind nicht die einzigen", flüsterte ich mit einem erleichterten Ton. Als ich vor dem Jungen war kniete ich mich hin, um ihn besser zu sehen. 

„Geht es dir gut?", fragte ich und schaute mir dabei seinen Kopf an. Er zuckte nur leicht und nickte. „Wie heißt du?", fragte ich vorsichtig. Doch der Junge sah mich nur prüfend an, drehte sich um und sprach in die Dunkelheit. „Ihr könnt rauskommen, sie ist nett." Verwundert und erleichtert über seine Aussage, schaute ich in die Dunkelheit. Aus ihr kam ein Mädchen. Sie war ungefähr zehn Jahrealt und hatte einen kleinen Jungen auf dem Arm und hielt ein weiteres Mädchen an der Hand. Ich rannte auf sie zu und nahm dem Mädchen den kleinen Jungen ab. Sie schaute mich erleichtert an. „Danke", sagte ich zu ihr und wies mit meinem Kopf auf das Lagerfeuer.

Zu meiner Erleichterung merkte Emilie nichts von alledem, sondern schlief ruhig weiter. Der kleine Junge, den ich nun auf dem Arm hatte, war der jüngste von allen. Ich kann Kinder nicht einschätzen, jedoch war er sicherlich nicht älter als zwei. Vorsichtig legte ich ihn zu Emilie, wo er auch direkt einschlief.

 „Josh, möchtest du dich nicht auch zu den anderen legen?", fragte das älteste Mädchen den Jungen mit der Kopfverletzung. Mit einem skeptischen Blick legte er sich leise zu den Kleinen und es dauerte nicht lange da war auch er eingeschlafen. Ich sah die drei an und mein Herz schmerzte. Die zwei Mädchen setzten sich zum Feuer. Ich beschloss, sie vorsichtig zu fragen, was bei ihnen passiert sei und ob sie wüssten, wie es dazu kam.

„Ich bin Amina. Und wie heißt ihr beiden?" Durch das Licht des Feuers, erkannte man sofort, dass es Schwestern waren. „Ich bin Mona und das ist meine kleine Schwester Fiona." Erschöpft lehnte sich Fiona an die Schulter ihrer Schwester und döste langsam weg. „Danke, dass du sie gerettet hast", flüsterte ich zu Mona. „Josh, hat uns gerettet. Fiona und ich waren im Keller gefangen." Pein durchzog meinen Körper. Sie alle hatten sich gegenseitig gerettet. Und ich? Ich bin nur durch die Gegend gelaufen und hab durch Zufall Emilie gefunden. „Weißt du was passiert ist?", erkundigte ich mich vorsichtig. Mona starrte in das Feuer. Die Flammen spiegelten sich in ihren Augen. „Ich bin nachts an einemkomischen Geräusch aufgewacht und auf einmal stand alles in Flammen. Nur mein Bett nicht. Ich schlafe mit Fiona in einem, da habe ich sie schnell geweckt und bin in den Keller geflohen." Ihre Augen waren so voller Schmerz. Ich strich ihr die Haare aus dem Gesicht und sah sie an. „Du musst nicht weitererzählen, wenn du nicht willst." Doch Mona schluckte einmal und fuhr dann fort. „Ich rief nachmeinen Eltern, doch ich hörte sie nicht." Dann schaute sie nach unten. „Ich bin eine fürchterliche Tochter." Mona fing an zu weinen. „Nein, das bist du nicht. Du hast das Richtige getan", tröstete ich sie. „Ich habe meine Eltern zum Sterben zurückgelassen. Aber ich wollte meine Schwester beschützen. Wäre ich doch tot und dafür meine Eltern am Leben." Mona versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. „Hey Mona, so darfst du nicht denken. Deine Eltern wären stolz auf ihre große Tochter, die ihre Schwester und andere Kinder aus dem Chaos da unten gerettet hat." Ich wischte eine Träne von ihrer Wange und nahm sie in den Arm, bis auch sie eingeschlafen war.

Das Wispern des Windes-Man sagt, die Augen seien das Fenster zur Seele-Where stories live. Discover now