Der Anfang

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Wie würdet ihr das Gefühl beschreiben, wenn:
1) euch Jemand betrügen würde, von dem ihr dachtet, das er ein guter Freund war.
2) euch Jemand betrügen würde, von der ihr dachtet, das man ihr vertrauen konnte.
3) die Person, die euch betrogen hatte, den Bösewicht aller Bösewichte hervorrief, und dann auf euch hetzen wollte.
4) die zweite Person, die euch betrogen hatte, den Bösewicht aller Bösewichte angriff, der versuchte, euch anzugreifen.
5) die einzige Person, der ihr noch vertrauen konntet, nicht anwesend war?

Bitte, bitte, beschreibt dieses Gefühl.

Ich finde im Moment keine Worte dafür.

Ich machte einen Schritt zurück. Sollte ich die Seile der Brücke auf meiner Seite wegschneiden? Vielleicht konnte Luzifer ja Feuer daraufspeien. Aber sonst würde ich ja die Vogelmenschen verletzen, und das wollten wir ja nicht.

Ich schaute über den "grauen Baron" hinweg auf Raphael, der ausdruckslos das Geschehen betrachtete. Er schloss die Augen, und ich wusste, das er meinen Blicken auswich. Wieso zur Hela hatte er das eigentlich gemacht?!

Luzifer stupste mich sanft an. Was in Drachensprache wahrscheinlich hieß: "KÜMMER DICH NICHT UM DIESEN BLÖDMANN DER HAT ES NICHT EINMAL VERDIENT VON DIR ANGESEHEN ZU WERDEN UND UNSER PROBLEM IST JETZT DIESES GRAUE STÜCK MENSCH!"

"Du hast ja recht..." murmelte ich. Vielleicht war es ja an der Zeit, meinen Kochkünsten vortritt zu lassen.

Ich atmete tief ein. Und wieder aus. Und (ihr könnt euch jetzt Hintergrundmusik bei einem Yogakurs vorstellen - ähm, wartet, lieber nicht. Es kommt noch.) dann stieß ich einen Pfiff aus - so schrill wie es nur ging. 

Ha, ich wusste bisher nicht einmal, das ich pfeifen konnte! Also bitte. Bei uns Hexen geht man nicht einfach die Straße entlang und Pfeift, weil das einfach zu verdächtig klingt. In so vielen Filmen pfeifen Leute, wie um zu beweisen das sie unschuldig sind - was einen verdächtig macht.

Ich hörte irgendwo ein leises rascheln. 

Wheels, das Roboter-Retter-Ritter-Eichhörnchen hopste zu mir, eine kleine Tasche in den winzigen Pfoten.

Nicht nur irgendeine Tasche.

Ich nahm Wheels die Tasche ab, und kramte darin herum. Irgendwo musste es sein. Irgendwo...

Die Tasche schien heute gut gelaunt zu sein, denn sie gab mir genau das, was ich jetzt benötigte: eine Tafel Schokolade. Und nein, die Tasche hatte keinen Namen. Türen und Roboter-Eichhörnchen Namen zu geben, das war ja klar. Aber doch nicht Taschen.  

Ich brach ein Stück von der Schokolade ab, und ließ sie mir eine Weile auf der Zunge zergehen.

Das blöde an der Schokolade war, das ich sie Jahre vor gemacht hatte. Und es könnte ...  vielleicht ? Sein? Das ich die ... ähm. Funktion vergessen habe?

Egal.

Das spielt jetzt keine Rolle.

Es spielte auch keine Rolle, das diese Schokolade vielleicht von dem Gegner gegessen werden musste - also giftig war. Was für ein glorreicher Plan, erst zu essen und dann nachzudenken.

Ich wartete gespannt darauf, das die Schokolade wirkte. Ähm ... wartet... Gespannt ist nicht das richtige Wort. 

Ein warmes licht umhüllte plötzlich den grauen Baron aka Raphaels Vater. Die Schokolade musste jetzt echt mal anfangen, zu wirken...

Ich verspürte einen bitteren Geschmack im Mund. Einen Sehr bitteren. Schnell spuckte ich die Schoki wieder aus, und das rauchende Stück Schokolade blieb auf der ersten Planke reglos liegen. 

Malana - die Reise beginntWo Geschichten leben. Entdecke jetzt