Ungebetene Gäste

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"Malana, denk bitte daran, was ich jetzt sage. Du darfst aufs Dach klettern, den Herd anmachen wäre auch okay, und mache jedem, der vorbei kommt, die Tür auf. Aber mach bitte, bitte nicht deine Hausaufgaben, okay? Und vergiss nicht, dass ..."

"Mom, ich habe schon kapiert. Ich pass auf mich auf, okay? Keine Sorge." Sagte ich, und legte ihr die Hand auf die Schulter. Mann, Mütter konnten sich echt große Sorgen machen.

"Und wenn du die Gummischlangen aus der zweiten Schublade links klaust, denk daran, das du die grünen nimmst, und die mit Luzifer und Fal teilst. Hab dich lieb. Tschau!"

Schwungvoll schloss Mom die Tür. Endlich alleine.

Ich schlich zur zweiten Schublade links, und suchte mir ein Dutzend grüne Gummischlangen.

Und jetzt nur noch aufs Dach klettern ... Es tat gut, alleine mit meinen zwei Haustieren zu sein, auf dem Dache herum zu klettern, heimlich Gummischlangen zu essen, und keine Hausaufgaben machen zu müssen. Ein perfkter Tag für eine Junghexe.

Als ich die letzte Sprosse anfassen wollte, knurrte auf dem Dach jemand. Ich hasse, es, dies zugeben zu müssen, aber Luzifer konnte einen echt nerven mit dem Ich-tauche-heimlich-aus-der-dunkelheit-auf-und-werde-dich-dann-fressen-getue. Luzifer ist mein Drache. Vielleicht habt ihr euch „Hausdrachen" anders vorgestellt, ledrig und mit roten Augen und so, aber Luzifer war ziemlich anders. Er hatte schwarzes, flauschiges Fell, die alles andere Bedeckten. Mit „alles" meine ich auch wirklich „alles". Seine Flügel, seine Augen, seinen Kopf, seine Pfoten ... stellt euch einen Drachen also als haarige Katze mit Flügeln und feurigem Atem vor. Einmal, als ich noch viel kleiner war, hatte ich Luzifer, der zusammengerollt auf dem Sofa lag, für ein Kissen gehalten und mich draufgesetzt. Luzifers Atem war damals, sagen wir mal, heiß gewesen.

„Auch Gummischlangen?" fragte ich Luzifer, und warf ihm eine zu. Er fing sie in der Luft auf, und verwandelte sich schon wieser in ein Kissen – ich meinte, er rollte sich wieder zusammen.

Was für ein Angeber.

Aber wo war nun Fal, meine Katze?

„He, Fal, wo bist du jetzt schon wieder?"

Fal sprang wie aus dem Nichts auf meinen Arm, und vor schreck hätte ich fast laut aufgeschrien. Jaja, lacht ruhig, ich weiß sowieso, das es dämlich ist, sich von seinen eigenen Haustieren erschrecken zu lassen, vor allem, wenn man eine Junghexe ist.

Vielleicht sollte ich ein wenig über unsere Hexenwelt erzählen.
Es gibt, wie in der Manschenwelt auch, Schulen, Märkte, alles mögliche ... bloß, das vieles davon im Wald ist, und außerdem so platziert, das es für Menschliche Augen unsichtbar ist. Ach, und, in der Hexenwelt gibt es keine Männer. Wer hat sich die Männer eigentlich ausgedacht ?

Oh. Manche von euch werden sich wohl fragen, wie ich dann überhaupt geboren wurde. Tja, Magie halt. Sucht euch eine eigene Erklärung, oder schaut es bei Witchipedia nach, ich habe nämlich keine Ahnung, und habe auch nicht vor, Mom dannach zu fragen. Also echt.

Außerdem sind wir längst nicht so altmodisch, wie ihr denkt. Fliegende Besen? Inzwischen gibt es fliegende Häuser! Zauberstäbe? Wir haben Magische Smartphones! Und wer hat sich eigentlich diesen dummen Quatsch mit Häusern aus Süßigkeiten ausgedacht? Das lockte keine kleinen Kinder an, sondern höchstens die Ratten.

Jedenfalls wollte ich gerade Fal mit den Gummischlangen füttern, als er sich die grünste Schlange schnappte, und davonrannte. Pfft. Sture Katze.

Ich öffnete die Dachluke von außen mit einem kleinen Hexentrick, und sprang in das innere. Die Luft roch nach Marshmallows und Beeren. Oh, etwas, was ich vergessen hatte, über mich zu sagen, war -

schrrrrrrrrrrr...

Es klingelte an der Tür. Ihr denkt jetzt wahrscheinlich: wieso klingelt es nicht ding-dong, sondern schrrrrrrrrrrr? Bei Hexen-türen ist es eben so, das die Tür auch eine Laune hat. Übrigens hieß die Tür Doori. Und wenn sie schrrrrrrrrrrr klingelte, dann bedeutete das, dass die Tür angenervt war. Wen würde Doori wohl annerven?

Vielleicht der Hexenrat. Mom vergaß häufig, einige Rechnungen ab zu zahlen, was den Hexenrat öfters hier, zu unserem Schloss geführt hatte.
Oder - war es meine Mom und sie hatte ihr Handy Zuhause gelassen? Das kam auch häufig vor.

Sorry, aber ich war auch genervt, da kann ich die Gefühle der Tür nachvollziehen. Kann man nicht einen Nachmittag mal ruhig in der Zentrale sitzen, sich mit Luzifer streiten - oder eine andere Art von Spaß haben? Seufzend stand ich auf, stopfte die Gummischlangen in das Fell von Luzifer - ach, und ja, er konnte sich auch in eine Tragbare Tasche verwandeln - , und kletterte den ganzen Weg wieder nach unten.

Sollte ich nicht einfach die Türzulassen? Der Hexenrat konnte warten, genauso wie Moms Rechnungen warten konnten, oder ihr Handy. Sie hätte ja einfach ihr Handy zu sich Zaubern können, denkt ihr jetzt vielleicht. Aber Magie darf man nicht direkt benutzen, es sei den, man ist in einer Gefahrensituation. Auch einer der Sachen, die ich vielleicht erklären sollte: Magie direkt aus seiner eigenen Seele zu nutzen, ist strengstens verboten. Man muss Magie schon auf Sachen ableiten, damit man sie benutzen kann. Jeder, der direkte Magie benutzt, wird sofort vom Hexenrat aufgesucht , und dann ... Tja, Pech gehabt.

Allerdings hatte Mom gesagt, dass ich jedem die Tür aufmachen soll.

Ich seufzte, und näherte mich Doori.

Meine Hand ruhte auf dem Türknauf.

So langsam wie möglich drehte ich ihn...

...und öffnete die Tür.

Plötzlich tauchte Fal hinter mir auf, ihre Katzenhaare sträubten sich, und sie fauchte.

Ich wusste nicht, wer da vor mir stand, aber eines war klar:

Es waren ungebetene Gäste.

Malana - die Reise beginntWhere stories live. Discover now