tenth fake

8 1 0
                                    

CN: Essen (erwähnt), Tod (idiomatisch)

I am trying to be what you're dying to see
+_367

Bisher ist Harry mit der tiefsitzenden Überzeugung durch sein Leben gegangen, dass es unfassbar einfach sei, für ihn einzukaufen. Schwarze Haare, der überraschend neutrale Unterton seiner Carneolhaut, den Draco bereits das ein oder andere Mal laut klagend beneidet hat, und so leuchtend grüne Augen, dass es fast unmöglich scheint, die perfekte Akzentfarbe für ihn zu übersehen. – Wenn es jedoch nach Draco geht, ist Harry bis dato lediglich von einer Stilkatastrophe in das nächste Modedesaster geschlafwandelt.

»Auf der Hochzeit sind alle wach und es ist hell, Harry, das geht so nicht, was ist nur falsch mit Dir?«, fragt Draco, als Harry das fünfte Hemd aus einem Stapel zieht, das Dracos Ansprüchen anscheinend nicht genügt. »Hast Du kein bisschen Flair oder Stilempfinden?«

»Langsam frage ich mich, ob Du statt mir einfach Fran Drescher mitnehmen möchtest«, versucht Harry in seinen Bart zu murmeln, während er das schimmernde Hemd beäugt, das Draco gerade in die Hand nimmt, aber Draco hört ihn natürlich trotzdem.

»Fine«, korrigiert er. »Wenn ich Dich in ein Moschino-Kleid mit herzförmiger Tasche stecken könnte, würde ich es tun. Dieses ganze Prozedere wäre überhaupt nicht vonnöten.«

»Ich wusste nicht, dass die auch was anderes als Kirschen herstellen«, stellt Harry verwundert fest, statt auf Dracos Vorschlag einzugehen, weil er weiß, dass Draco das auf keinen Fall ernstmeinen kann.

Harry streckt die Hand in Überlegung nach einem pfirsichfarbenen Hemd aus, was Draco dazu bringt, missbilligend den Kopf zu schütteln. Um das Maß vollzumachen, wirft er hinterher: »Das sind Maraschino-Kirschen, Du Dackel.«

»Ist das, wie Du Deinen Freund behandelst, wenn der mal was nicht weiß? Du beleidigst ihn?«, fragt Harry und er kann sich nicht entscheiden, ob er wirklich an der Antwort interessiert ist oder Draco nur die Konsequenzen seiner Entscheidungen vor Augen führen möchte. (Und dann ist es auch noch das erste Mal, dass er Draco impliziert als seinen Freund bezeichnet. Er weiß nicht, was er daraus machen soll.)

Aber Draco wäre nicht Draco, wenn er nicht selbstgefällig grinsen und spitzzüngig entgegnen würde: »Ich sage Dackel, aber als Kosename. Verstehst Du? Quasi Dackel und in den Klammern dahinter steht zur Definition zugeneigt. Ich würde Dich doch niemals beleidigen, Babe.«

Eine kurze Pause, um seine Worte wirken zu lassen, dann schießt er noch hinterher: »Das siehst Du daran, dass ich Dich noch nie beleidigt habe, obwohl Du so viel nicht weißt. Ich bin nun mal so großzügig und barmherzig.«

Harrys linkes Augenlid sinkt nach unten und er schürzt die Lippen in einem Ausdruck von absoluter Unbeeindruckbarkeit und einer halben Flüssigunze Genervtheit. So sehr Draco ihm auch versichert hat, dass er die volle Boyfriend Experience bekommt – und Harry will keine Lügen erzählen, maßgeblich ist es fast zu gut, um wahr zu sein, wie Draco sich wie weiches Wachs an Harry herandrücken lässt, sodass Harry manchmal beinahe vergessen könnte, dass das Kratzbürstendraco ist, der seine Hand ergreift, um mit seinen Fingerspitzen zu spielen, während sie nebeneinander sitzen, oder ihm sanfte Zuneigungsbekundungen ins Ohr flüstert, wenn Harry es am wenigsten erwartet, sodass ihm schon das ein oder andere Mal das Handy aus der Hand gefallen ist, oder was auch immer er sonst gerade in der Hand hält –, letztendlich kann Draco nie ganz aus seiner Haut heraus und das äußert sich in Momenten wie diesen, in denen er (glaubt Harry) nicht unbedingt merkt, dass er ein arrogantes Arschloch ist, sondern einfach den erstbesten Gedanken ausspricht, der ihm in den Kopf schießt.

fake it 'til you make itWhere stories live. Discover now