sixth fake

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»I'm falling deeper and deeper«
[#_2977]

CN: Essen (erwähnt), Tod (idiomatisch)


Harry lässt den Abend zuvor Revue passieren. Er denkt daran, wie er den Laptop auf das Nachttischchen gestellt hatte. Er wollte in seine Jogginghose schlüpfen, doch als er sich daran erinnerte, dass Draco sie bis vor ein paar Stunden getragen hatte, hatte er sie stattdessen ans Fußende des Bettes gelegt und eine zweite aus dem Schrank geholt. Er wechselte seine Jeans gegen die Jogginghose, tauschte sein einfarbiges Shirt gegen ein weiches, ausgewaschenes, frisch nach Waschmittel riechendes Herr der Ringe-Shirt ein. Mit einigen wenigen Handgriffen hat er die DVD in das Laufwerk und anschließend sich auf das Bett gelegt. Er warf seinen Arm über die Augen und es vergingen keine zehn Minuten, bis Draco das Zimmer betrat, still die nächste Folge auswählte und sich neben Harry ins Bett legte. Seinen Kopf auf Harrys Bauch, seinen Arm über Harrys Hüftknochen drapiert, die Hand auf der anderen Seite unter seinen Rücken schiebend. Als das Intro verklungen war, murmelte Draco: »Dirk Gently ist kein Film.«

»Ich darf aussuchen, hast Du gesagt.« Harrys freie Hand fand ihren Weg in Dracos viel zu weiches Haar. (Eine Sache, die er häufig tut, wie ihm auffällt. Fast immer eigentlich, wenn sie zusammen in einem ihrer Betten liegen und Filme schauen oder Serien. Manchmal auch, wenn er auf dem Sofa in ihrer Küche sitzt, um zu lernen, und Draco mit einem Buch in der Hand zu ihm kommt und seinen Kopf in Harrys Schoß legt.)

Leises Tapsen erklang aus dem Flur und Leander streckte sein graues Näschen durch den Türrahmen und schnupperte, bevor er das Zimmer betrat und am Fußende aufs Bett sprang. Er rollte sich neben Dracos Waden zusammen und schnurrte leise.

»Ich hab Dir auch gesagt, Dir täte eine neue Brille gut. Da hast Du Dich auch dazu entschlossen, nicht auf mich zu hören«, erwiderte Draco, ein Gähnen unterdrückend. Die Hand, die nicht unter Harrys Rücken geschoben war, bewegte sich zu Harrys Gesicht und tatschte ein paar Mal bestimmt herum, wobei sie nur auf Harrys Nase und Harrys Unterarm traf. Dann nahm er sie wieder zurück. Das alles, ohne den Blick je vom kleinen Laptopbildschirm abzuwenden. »Du weißt, wie ungern ich irgendwas mit Elijah Wood schaue.«

Harry antwortete nicht. Teilweise, weil er wusste, dass er keine Antwort darauf erhalten würde, was genau Draco an Elijah Wood nicht mochte (schließlich hatte er es oft genug versucht), und zum Teil, weil er müde war und die Wärme und das Gewicht von Draco ihn sanft in den Schlaf zu lullen versuchten.

Ihm war bewusst, dass er aufstehen und seine Zähne putzen sollte, doch dann hätte er Draco von sich schubsen und aufstehen müssen. Und dafür war Harry nicht bereit gewesen. (Vermutlich rührte sein Bedürfnis nach menschlichem Kontakt daher, dass er die meiste Zeit mit seiner Ausbildung beschäftigt war und kaum Zeit für Menschen in seinem Leben hatte – außer Draco, mit dem er schließlich auch zusammenlebte. Er war schon lange solo und das letzte Mal, dass er geküsst worden war, war Monate her. Vielleicht auch schon ein paar Jahre. Neunzehn oder knapp zwanzig müsste er gewesen sein, als Susan Bones ihn auf einer Feier geküsst hatte – und er sie vielleicht ein bisschen zurück. – Was auch immer es gewesen ist, was ihn davon abgehalten hat, Draco die Grenzen ihrer Freundschaft aufzuzeigen, die bestimmt irgendwo existieren müssen, es ist am heutigen Morgen nicht verschwunden.)

Irgendwann in der Nacht wachte er auf. Der Titelbildschirm der DVD wiederholte sich in einem endlosen Lauf. Draco atmete tief und ebenmäßig. Er rührte sich erst, als Harry versuchte, sich aus seiner Umklammerung zu befreien. Leise und schlaftrunken murmelte er: »Wohin gehst Du?«

»Zähne putzen«, antwortete Harry, dann machte er ein Shhh-Geräusch, wie es Madame Pince in der Schulbibliothek immer getan hatte, wenn er sich zu laut mit Hermione und Ron unterhalten hatte. Oder besser: Wie es Madame Pince und Hermione gemacht hatten, wenn Harry und Ron sich zu laut unterhalten hatten. Obwohl Harry vermutlich sehr viel sanfter klang als die beiden es zustande bringen würden. »Du solltest vermutlich auch ins Bett.«

fake it 'til you make itWhere stories live. Discover now