Kapitel 24

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Plötzlich geht die Tür auf. Im Türramen steht ein blonder Junge ungefähr in Erens Alter. Das muss dieser Armin Alert sein. Was will der denn jetzt? Er sieht mich an, als ob er meine Reaktion abwartet, doch ich sage einfach nichts. Nach ein paar Sekunden zieht er einen Schlüssel aus seiner Tasche und kommt auf mich zu. Er öffnet damit die Gurte, die mich festhalten und geht dann ein paar Schritte von mir weg. ,,Warum tust du das?", frage ich, wärend ich meine Hansgelenke massiere. ,,Damit du Eren da rausholst. Ich will nicht, dass er stirbt.", antwortet Armin. Ich kann später über den Sinn dahinter nachdenken, denn er hat Recht. Ich muss Eren da rausholen, bevor er stirbt. Ich stehe von dem Stuhl auf und plötzlich gibt mein rechtes Bein nach. Das habe ich ja komplett vergessen. Ich stelle mich wieder richtig hin und warte ein paar Sekunden, bis ich wieder stabil stehe. ,,Wo ist er?", frage ich Armin. ,,Mir nach.", antwortet er und läuft in den Gang. Ich laufe ihm hinterher, bis er vor einer großen, grauen Tür stehen bleibt. Er schiebt den Schlüssel in das Schloss und die Tür geht auf. Ich gehe in den Raum dahinter und sehe Eren blutüberströmt auf dem Boden liegen.  Sofort renne ich zu ihm hin und knie mich neben ihn auf dem Boden. Ich sehe in sein Gesicht. Sie haben ihm von seinen Augen runter über seine Wangen tiefe Schnitte hineingeritzt. ,,Eren, hörst du mich?", frage ich leise. Eren öffnet seine Augen ein Spalt weit. ,,Le-vi.", flüstert er und seine Augen fallen wieder zu. ,,Ich hole dich hier raus." Ich hebe ihn vorsichtig hoch und gehe aus der Tür. ,,Hier.", sagt Armin und drückt mir eine Pistole in die Hand. ,,Schnell.", sagt er. Ich nicke ihm schnell zu und renne so schnell ich kann den Flur entlang, wärend ich Eren fest an meinen Körper halte. Es tut mir leid, Eren. Es tut mir alles so unfassbar leid. Ich renne immer weiter den Gang entlang, als ich plötzlich Schritte hinter mir höre. Verdammt. Ich klappe das Lager der Pistole auf und zähle 15 Kugeln. Ich hoffe, das reicht. Ich sehe über meine Schulter und sehe zwei Typen, die mir hinterherrennen. Ich nehme die Pistole in meine Hand und schieße auf sie. Getroffen. Ich renne die paar Meter zurück und schaue auf die Typen. Einer von ihnen ist der Typ, der mich neulich in diesen Backstageraum gebracht hat. Plötzlich  greift er nach meinem Bein und sieht mich an. Sofort trete ich seine Hand weg. ,,Der..Untergrund.", sagt er leise. Was? ,,Der Untergrund existiert seit Jahren nicht mehr.", entgegne ich. ,,Er ist wieder da. Du bist Teil von etwas größerem geworden." Und mit diesen Worten ist er wieder weg. Ich drehe mich wieder um und renne weiter. Das kann nicht war sein. Der Untergrund lag früher einmal unter den Distrikten. Er war der größte Treffpunkt von Kriminellen und der Geburtsort der Titanen. Es besteht auch das Gerücht, dass es eine noch größere Organisation als die Titanen gab, aber daran glaubt niemand. Vor zehn Jahren wurde der Untergrund von den Huntern zugeschüttet und damit ging die Hauptära der Rebellen zu ende. Es ist unmöglich, dass er wieder offen ist. Oder? Da sehe ich eine Tür, durch die Tageslicht scheint.  Das muss der Ausgang sein. Es scheint wie eine endlos lange Distanz, bis ich endlich die Tür erreiche. Da fallen mir die giftigen Dämpfe ein, die draußen herrschen. Ich ziehe den Kragen von meinem Hemd über meine Nase und mache das gleiche bei Eren. Ich plane, jenachdem wo wir gerade sind, zu Farlan zu gehen. Ich hoffe nur, dass wir nicht zu weit weg sind. Ich stoße die Tür auf und sehe mich um. Wir sind definitiv in Maria. Hier war ich schonmal und Farlans Hütte ist nicht weit weg von hier. Da spüre ich, wie mir die Dämpfe in die Nase steigen und mir die Kehle zuschnürrt. Ich muss schnell hier weg. Ich fange wieder an, zu rennen, obwohl ich kaum Luft bekomme. Ich weiß nicht, wie lange ich renne, bis ich endlich bei der alten Holzhütte ankomme. Mit letzter Kraft schleppe ich mich zur Haustür und klopfe dagegen. Bitte sei da, bitte sei da! Nach ein paar Sekunden geht die Tür auf und ich sehe in das Gesicht meines besten Freundes.

Alles tut weh. Was ist passiert? Ich kann mich nicht erinnern. Vorsichtig öffne ich meine Augen und sehe, dass ich in einem Raum mit hölzernen Wänden liege. Ich setze mich langsam auf und sehe an mir herrunter. Mein ganzer Körper ist in Bandagen eingewickelt, einschließlich die untere Hälfte meines Gesichts. Jetzt fällt mir alles ein. Plötzlich habe ich jede einzelne Sekunde vor Augen, in der sie mich gequält haben. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und mein ganzer Körper fängt an zu zittern. ,,Eren.", höre ich plötzlich eine vertraute Stimme sagen. Ich schaue zur Tür und da steht Levi. Sofort kommt er auf mich zu und setzt sich zu mir. Er schaut mich an, als ob er nicht sicher ist, ob er mich jetzt umarmen soll oder nicht. ,,Es tut mir leid. Das ist alles meine Schuld.", sagt er schließlich und sieht auf den Boden. ,,War es nicht.", sage ich schnell. Ich bin derjenige, der abgehauen ist. Levi ist an gar nichts Schuld. Mittler Weile habe ich mich wieder ein wenig beruhigt und denke einigermaßen klar. Das war gerade vermutlich eine paarsekündige Panikattacke oder so. Ich sehe wieder zu Levi, der immernoch auf den Boden starrt. Ich versuche mich zu bewegen, aber jede einzelne Bewegung tut schrecklich weh. Ich will einfach nur heulen und das tue ich auch. Die Verbände unter meinen Augen werden komplett nass und ich schluchze leise. Ich spüre, wie Levi vorsichtig seinen Arm um mich legt und selbst das tut scheiße weh, aber ich stoße ihn nicht weg. Ich will ihn so nah wie möglich haben, auch wenn es wehtut. ,,Es tut mir leid.", flüstert Levi. ,,Hör auf. Es ist verdammt nochmal nicht deine Schuld! Ich bin abgehauen, obwohl du gesagt hast, ich soll noch warten! Hör auf, dir die verdammte Schuld zu geben!" Ich bin lauter geworden, als ich wollte. Levi sieht mich nur perplex an. ,,T'schuldigung, ich bin nur...fuck." Ich schlage meine Hände vor mein Gesicht und heule wieder. ,,Einigen wir uns darauf, dass keiner von uns sich entschuldigt?", fragt Levi. Ich nicke vorsichtig. ,,Du solltest jetzt schlafen." Er steht auf und will gerade gehen, aber ich will das nicht. ,,Bleib bei mir. Bitte.", bitte ich ihn. Levi seufzt. ,,Na schön.", sagt er schließlich und legt sich neben mich. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und lausche seinem Herzschlag bis ich schließlich einschlafe.

Angel with a shotgun (Eren X  Levi)Where stories live. Discover now