falscher Schein

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Ich wache durch meinen Wecker aus, den ich mir gestern Abend noch gestellt hatte. Die Frage, die an diesem Morgen im Raum steht ist, sollte ich noch zu meinem Vorstellungsgespräch gehen oder nicht. Da ich bei Mia im Laden ja jetzt eine Beschäftigung gefunden hatte brauchte ich ja eigentlich nicht mehr nach etwas neuem suchen. Aber was ist, wenn ich dadurch meinen vielleicht Traumjob verpasse?
Ich schaue auf das schwarze Kleid das vor mir an meinem Kleiderschrank hängt. Mia hatte es mir in die Hand gegeben und gesagt: „Probiere dein Glück“  damit ist das Urteil doch schon gefällt oder? Ich nehme das Kleid an mich und verschwinde im Bad.
Kurze Zeit später, stehe ich frisch geduscht im Flur. Das Kleid passt immer noch so perfekt wie gestern Nachmittag. Die schwarzen schlichten Schuhe haben genau die richtige Größe. Nicht zu hoch um falsch verstanden zu werden aber immer noch hoch genug um Elegant laufen zu können. Ich nehme mir meine graue Jacke zur Hand und gehe aus der Tür. Ein leichter Wind weht als ich aus der Eingangstür trete. Nicht so kalt das ich friere, aber man bekommt trotzdem mit, dass der Hebst im Anmarsch ist. Seit meiner Zeit hier in London hatte ich sehr viel Glück mit dem Wetter. Dieses typische Englische Wetter blieb aus. Wie der Herbst allerdings wird will ich mir noch nicht vorstellen.
Mit einer Handbewegung winke ich ein Taxi heran. Beinahe sofort hält eins neben mir. Einige Vorteile hat das Frau darsein dann ja doch. Der Taxi Fahrer winkt mich ins Auto und ich steige hinten ein.
„wo soll es denn hingehen, junge Frau?“ ich nenne die Adresse und der Fahrer fährt los.
Nach ca. 20 Minuten hält das Taxi an. Der Taxifahrer zieht eine Augenbraue hoch „das müsste es sein.“ Er nennt mir eine Summe ich gebe ihn das Geld und steige aus.
Die Gegend ist nicht unbedingt das was ich gehofft hatte. Herunter gekommen ist das Wort das am besten beschreibt was ich sehe. Diese Gegend war mal schön, doch die Zeit hat ihre Narben hinterlassen. Ranken überströmen die Hauswände und das Graffiti an den freien Stellen unterstützt das herunter gekommene nur noch.
Ich schaue auf den Zettel in meinen Händen.
Nr. 48
Das muss es sein. Ich gehe an zwei Häusern vorbei bis ich vor einem Haus stehe, dass die Nummer 48 trägt. Zur meiner Freude, ist dieser Abschnitt der Straße nicht so herunter gekommen wie der Rest. Meine Absätze klappern wehrend ich mich auf die Tür zubewege. Da ich an der ganzen Tür nur eine Klingel sehe zögere ich nicht lange und drücke auf den Knopf. Eine schallende Klingel ertönt im innerem des Hauses. Die Tür wird geöffnet und eine junge Frau steckt den Kopf aus der Tür.
„ oh, bist du hier wegen des Vorstellungsgespräches?“ „ Ja, ich bin hier richtig oder?“ zu meinem Erstaunen zittert meine Stimme gar nicht. In solchen Momenten geht meine Stimme eigentlich immer mit mir durch.  
Die junge Frau öffnet die Tür jetzt ganz und streckt mir ihre Hand entgegen.
„ das freut mich. Ich bin Lola.“ Sie beugt sich leicht zu mir vor. „ ich muss dir gestehen, dass du die erste heute bist, die so aussieht als könnte sie überhaupt  lesen. Die ganzen anderen haben wir wieder nach Hause geschickt.“ Lola lächelt mich Freude strahlend an. „ komm doch rein.“ Die dreht sich auf dem Absatz um und verschwindet in einen kleinen Gang, den ich als Flur identifiziere. Fünf kleine Türen gehen von hier aus nach links und rechts ab. „ ich bringe dich jetzt erstmal zu unserem Chef. Danach zeige ich dir alles.“ Ich nicke und folge ihr weiter bis zum letzten Raum links. Lola öffnet die Tür und winkt mich hinein. „ Danke für die nette Begrüßung, Lola“  sie macht eine Abwertende Bewegung mit der Hand und drückt einmal ganz kurz meine Hand. Dann dreht sie sich um und verschwindet in den Raum daneben.
Ich atme einmal ganz tief durch und mach dann einen schritt in den Raum vor mir. An dem Schreibtisch sitzt ein Mann. Er muss so Anfang 40 sein. Leichte graue Haare kann man im Ansatz schon erkennen. Erschaut einmal kurz zu mir hoch und dann wieder auf einen Schreibtisch.
„ Setzen sie sich doch. Ich bin Lucas und leite diesen Laden hier. Wer bist du?“ unschlüssig was ich sagen soll setze ich mir erstmal auf den Stuhl, der mir angeboten wurde.
„ ich bin Jen. Also eigentlich Jennifer aber alle nennen mich  Jen.  Jennifer Thompson.“ Meinen Nachnamen auszusprechen macht mir immer noch Schwierigkeiten. „ ok Jen. Kannst du lesen?“ „ ja natürlich kann ich lesen.“  Lucas nickt „ kannst du schreiben?“ „ ja ich kann auch schreiben. Was ist das für eine Frage?“  „ ich schaue nur, welche Kompetenzen du hast.“ Ich runzle die Stirn „ aber wenn ich mich bei einer Internet Zeitschrift bei einem Vorstellungsgespräch sitze muss ich doch lesen und schreiben können. Oder nicht?“ Lucas lächelt erneut. „ da bist du aber heute die erste“ fragend schaue ich in an. Er winkt ab. „ also, du kannst lesen schreiben, dich entscheidend auch normal unterhalten und du siehst gut aus.“ Bei dem letzten Punkt steigt mir die röte ins Gesicht. „ da brauch man aber nicht gleich rot werden.“  Durch diese Bemerkung werde ich noch röteren Lucas lacht leicht auf. " wieso willst du denn hier arbeite? hast du schon vorher in diese Richtung gearbeitet?" ich fange an zu erzählen

Lucas hatte die ganze Zeit sehr aufmerksam zugehört. Jetzt steht er auf und geht um den Tisch herum.
„hiermit hast du offiziell deinen neuen Job.“  Freudestrahlend stehe ich von meinem Stuhl aus. „ das ist ja wunderbar. Danke´. Wann kann ich anfangen?“
Lucas schaut mich an und sagt: „ wir haben heute Abend eine Premiere. Wenn du willst kannst du da schon gleich dein Erstes Interview durchführen. Ich sicke dir alle genauen Daten per E-Mail“
„ ok. Wann soll ich Morgen hier sein?“ er überlegt kurz und sagt dann: „ so um 10. Dann zeigen wir dir hier alles und du kannst dich einarbeiten.“ Ich nicke gebe Lucas die Hand und verschwinde aus der Tür. Kurz bevor ich das Haus verlasse sage ich noch schnell Lola tschüs und stehe dann wieder in der Kalten Herbst Luft. Zwei Jobst an zwei Tagen, besser kann der Herbst nicht anfangen.

Ein normales Mädchen// Benedict Cumberbatch ff (Abgeschlossen)Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz