Kapitel 34

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Der Anwaltsgehilfe blieb vor Haakes Tür stehen und hob die Hand um an die Tür zu klopfen, besann sich dann aber eines besseren.

„Der Besucher ist da, Herr Haake,“ rief er.

„Rein mit ihm, wie der Selbstmordkandidat zum Strychnin sagte,“ rief Haake.

Der Anwaltsgehilfe hielt die Tür auf. Der Mann, der ihn begleitet hatte, betrat den Raum und reichte Haake seine Visitenkarte. Mit schief gelegtem Kopf studierte Haake die Karte.

Edward Ferguson

Chief Contact Assistant

General Media Enterprises Inc.

34 Washington Avenue

San Francisco

Tel.:59398-23045

Dann blickte Haake wieder auf und fragte: „Und was kann ich für Sie tun, Herr Ferguson?“

Herr Ferguson lächelte gewinnend. „Eine Menge. Zum Beispiel können Sie mir die Rechte an ‚Die Staats-AG’ verkaufen.“

Haake runzelte die Stirn. „Welche Rechte? Warum sollte ich irgendwelche Rechte an die Herren Schmidt und Braun verkaufen wollen?“

„Nein, sie verstehen mich falsch“, meine Herr Ferguson mit einem Kopfschütteln. „Lassen Sie es mich anders formulieren. Ich meine, Sie können mir die Rechte an dem Markennamen ‚Die Staats-AG' verkaufen.“

„Nein, das kann ich nicht.“

„Oh, ich werde gut zahlen, seien Sie dessen versichert.“

„Die Staats-AG steht nicht zum Verkauf, und selbst wenn, sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Ich bin nur ein bescheidener Rechts- und Linksvertreter. Sie müssten sich schon an die Herren Schmidt und Braun wenden – aber ich bezweifle, dass die ihnen zuhören würden. Guten Tag.“

„Nein, nein. Sie haben mich wieder missverstanden. Lassen Sie mich erklären. Nehmen wir an, es gäbe eine unglaublich erfolgreiche Boygroup...“

„Eine was?“

„Eine Boygroup. Eine Gruppe junger Pop-Sänger. Viele Leute mögen die Musik dieser hypothetischen Boygroup, und sie sind so begeistert davon, dass sie nicht nur CDs mit der Musik kaufen wollen, sondern auch T-Shirts mit dem Namen und den Gesichtern der Sänger, Poster, Sammelkarten, und, und, und...“

Haake war seinem Besucher einen zweifelnden Blick zu. „Sind sie sicher? Ich höre gern Mozart. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich mit einem T-Shirt herumlaufe auf dem steht 'Ich ♥ Wolfgang Amadeus'.“

Herr Ferguson nickte bestimmt. „Ganz sicher.“

Nachdenklich kratzte sich Haake am Kopf. „Ich war zu lang im Gefängnis. Du meine Güte...“

„Und wenn es jetzt eine Firma gibt“, fuhr Ferguson eifrig fort, „die T-Shirts herstellt und ihren Umsatz steigern will, dann kauft sie sich für eine gewisse Zeit die Rechte am Namen dieser Boygroup und darf künftig ihre Produkte mit dem Schriftzug und den Sängern schmücken.“

Haake sah noch immer ungläubig drein. „Und Sie wollen Staats-AG T-Shirts herstellen?“

„Aber sicher doch!“ Herr Ferguson schien ganz berauscht von der Idee. „Haben Sie eine Ahnung, wie viele Merchandise-hungrige Fans Sie dort draußen haben? Es gibt Leute, die würden sicher hunderte von Euro für ein offizielles Staats-AG T-Shirt mit der Aufschrift 'Kniet nieder, ihr Elenden, vor dem Kaiser von XYZ' hinblättern.“

Die Staats-AGWo Geschichten leben. Entdecke jetzt