Bonuskapitel 28

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Wollte er seiner Mutter einen Herzinfarkt einjagen? Ich dachte, wir hatten beschlossen ihr das erst in ein paar Tagen zu erzählen, wenn sie sich an den Gedanken gewöhnt hatte, dass wir ausziehen werden.

„Nächsten Monat schon?" fassungslos sah uns jetzt auch Valentin an und ließ mich ihn verwundert anblicken.

„Und ihr kommt erst jetzt auf die Idee uns davon zu erzählen?" gerade als Vincent etwas auf die Worte von Viktor erwidern wollte mischte ich mich ein.

„Daran bin ich Schuld. Ich wollte erst mal warten, ob wir die Wohnung bekommen und ob das mit meinem Studentenjob klappt, bevor wir die Bombe platzen lassen. Und außerdem hatte ich etwas Angst vor eurer Reaktion"

Valentin fing nach meinen Worten an zu lachen und ließ mich schon Augen rollend auf seinen Kommentar warten.

„Das solltest du auch Aayana. Mama wird Vincent deswegen in die Hölle jagen"

Apropos Maria.

Nervös blickte ich zu Maria, die nach wie vor fassungslos da saß und gerade als Peter neben ihr etwas erwidern wollte, sprang sie plötzlich auf.

„Vincent Peter Collister-"

„Mama, ich habe nach wie vor keinen Zweitnamen und erst recht nicht den von Papa" unterbrach Vincent sie direkt und ließ sie nur die Arme in die Luft werfen.

„Ich wünschte, du hättest seinen Namen als Zweitnamen, denn dann könnte ich ihn nämlich automatisch mit in die Hölle verfluchen. Wie kannst du es wagen? Es bricht mir schon das Herz, dass mein Ältester ausziehen will, aber jetzt willst du mir auch noch Aayana weg nehmen. Hasst du mich so sehr?"

Oh man, ich wusste doch, das würde keine leichte Sache werden.

„Mama, erstens ist Aayana immer noch meine Freundin und zweitens verlassen wir nicht die Stadt oder den Kontinent, sondern ziehen nur in eine eigene Wohnung. Ist es so schwer für dich zu verstehen, dass ich vielleicht etwas Privatsphäre mit meiner Freundin haben möchte? Und ich nehm sie dir doch nicht weg, du wirst sie oft genug zu Gesicht bekommen, denn glaub mir, Aayana ist die letzte hier im Raum, die ablehnen würde dich zu jedem Zeitpunkt zu treffen"

Und da konnte ich nur zustimmen.

Maria war schließlich zu der Mutter geworden, die ich mir immer gewünscht hatte.

Die ganze Collister Familie war zu der Familie geworden, die immer mir immer gewünscht hatte.

Und auch, wenn Vincent es gerade vielleicht nicht so zeigte, wussten wir beide trotz allem, dass er das Zusammenleben mit seiner Familie unglaublich vermissen würde – wir beide – aber wie er nun mal auch sagte. Wir waren nicht aus der Welt und das er mit 21 Jahren Lust auf eine eigene Wohnung hatte konnte ich ihm nun mal wirklich nicht vorwerfen.

„Aber wieso müsst ihr denn direkt ausziehen, ich meine, euch fehlt doch hier im Hotel Mama Maria an nichts. Ich will nicht, dass ihr auszieht" mittlerweile wohl eher traurig setzte Maria sich wieder und ließ das schlechte Gewissen in mir immer größer werden.

So stand ich im nächsten Moment auch schon auf und lief die paar Schritte zu Maria um mich neben sie zu setzen.

„Maria ich kann wirklich verstehen, dass das nicht leicht für dich ist. Wie auch, ich meine Vincent ist dein Sohn und ich bin seine Freundin, die ihr von Anfang an aufgenommen habt und hier wohnen lassen habt, aber wir haben diese Entscheidung nicht getroffen, um dir weh zu tun oder um dich los zu werden. Glaub mir, wir spielen mit dem Gedanken schon seit Vincents Geburtstag vor einem halben Jahr und haben seit dem immer wieder diese ganze Sache aufgeschoben, weil es immer wieder Gründe gab doch hier wohnen zu bleiben. Ob es die Tatsache war, dass wir Vitus und Vito gerne aufwachsen sehen wollen oder wir die Angst hatten, dass Valentin euch jeden Nerven rauben wird, wenn er nicht mehr Vincent oder mich ärgern kann. Oft lag es aber auch einfach nur den kleinen Rituale, wie deine Frühstücks Pancakes am Wochenende, die Filmabende oder die Ausflüge mit Vito und Vitus zum Spielplatz, die uns davon abgehalten haben uns nach Wohnungen umzuschauen. Uns ist aber dann auch klar geworden, dass uns das alles ja nicht endgültig mit unserem Auszug genommen wird. Wir sind nicht aus der Welt, Maria, wir werden trotzdem mehrmals in der Woche hier auftauchen, die Jungs werden auch weiterhin ihren Brüder Tag haben und wir unseren Mädels Tag. Es wird sich nicht alles ändern nur weil Vincent und ich nicht mehr hier schlafen werden. Wir werden trotz allem eine Familie bleiben"

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