XIX

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Pov. Colin

Ich hatte wohl das Bewusstsein verloren, denn als ich aufwachte, lag ich in meinem Himmelbett im Haus meiner Eltern. Meine Mutter saß neben mir auf dem Bett und hielt eine Tasse Tee. Ich konnte diskutierende Menschen hören.
Mein Vater und unser Familienanwalt waren am lautesten. Jims Stimme konnte ich ebenfalls hören und die von zwei Fremden.

Langsam setzte ich mich auf. Meine Mutter versuchte mich zurück aufs Bett zu drücken, aber ich stand auf und ging aus dem Zimmer. Mir war schwindelig und mein Oberkörper schmerzte wie noch nie zuvor. Vielleicht war diesmal wirklich etwas gebrochen... Nicht nur geprellt.

Ich ging den Flur entlang. Bis ich die Besitzer der Stimmen hören konnte. Sie standen unten in der Eingangshalle, von der Treppe aus hatte ich alles gut im Blick. Die Zwei fremden waren Polizisten, die versuchten die Situation zu verstehen.

Jim hatte meinen Vater echt gut erwischt. Seine Nase sah gebrochen aus, er hatte eine Platzwunde am Auge und schien nicht aufrecht stehen zu können. Vielleicht hätte ich nicht mit dem Kampfsport aufhören sollen, sondern weiter machen und mich wehren.

"... Wegen schwerer Körperverletzung und Rufmord!"

"Sie zeigen mich an wegen Körperverletzung?? Bin ich es oder Sie der sein eigenes Kind seit Jahren misshandelt?"

"Was bildest du dir ein so mit mir zu reden?! Weißt du überhaupt wer ich bin?!"

"Ein scheiß Kinderschänder!"

Mein Vater holte aus, doch bevor er traf, ging einer der Polizisten dazwischen. Er griff nach den Handschellen, legte sie dann aber wieder weg. Niemand hier will meinen Vater gegen sich haben. Jim war allein. Dachte ich.

"Wie geht es ihnen?"

Eine Polizistin in zivil kam zu mir und ich musterte sie kurz, ehe ich wieder nach unten sah. Sie schrien sich schon wieder an.

"Eine jämmerliche Vollwaise will mir mein Leben erklären?!"

Ich sah zu ihr und lächelte kurz. Ich wusste nicht wieso. Alles war irgendwie gerade so unscheinbar.

"Jim ist mein Freund und ein König. Wir wissen es seit kaum einer Woche. Eigentlich wollten wir nur für die Ferien in sein Land. Und hier die Schule beenden. Aber andere Länder haben auch gute Schulen."

"Sie wollen weg vor Ihrem Vater, weil sie Angst vor ihm haben"

"Ja."

Sie nickte und schwieg dann, ich sah sie von der Seite her an. An irgendwen erinnerte sie mich, aber ich wusste nicht an wen.
Nach ein paar Minuten weiteren Streits von unten öffnete sich die Tür und ein Mann im Anzug, mit goldenen Knöpfen und goldenen Abzeichen auf den Schultern betrat die Halle.

"Können Sie bitte das Haus verlassen? Wer sind Sie?"

"Moreno. Der Anwalt von Sir Jamey."

"Ah der Pflichtverteidiger.. Ihr Mandant will mich verklagen. Aber soviel sage ich Ihnen. Niemand glaubt einer Vollwaise wenn er mich als Partner behalten will."

Mein Vater grinste als hätte er schon gewonnen. Aber Jim war keine Waise mehr. Er hatte Macht. Mehr als ich. Komisch aber irgendwie machte es die Sache für mich leichter. Früher habe ich darum gekämpft immer der beste zu sein, jetzt... Mein Freund ist ein König und besser kann ich nicht sein, also muss ich nicht mehr kämpfen.

"Gut. Schön, dass Sie es so sehen."

Jims Anwalt kramte in seinen Manteltaschen. Wenn er sprach wirkte er todernst, aber der Blick mit dem er Jim angesehen hatte, strahlte mehr Wärme aus als ich von meinem Vater je bekommen habe. Und er war nur der Anwalt.

"Mein Mandant verklagt Sie im Namen seines Königreiches auf Rufschädigung, Schwere Körperverletzung gegenüber eines Mitgliedes der Königsfamilie, Bedrohung des Königs und Vorteilsnahme im Amt. Unterdessen werden Sie für die Behandlungskosten aufkommen und eine Einverständniserklärung unterschreiben nach der Sie mindestens 5 Kilometer Abstand von Ihrem Sohn halten und nie wieder auch nur einen Menschen verletzen. Andererseits. Sehen wir uns vor dem Internationalen Gerichtshof wieder. Ich wünsche einen guten Tag. "

Erst passierte nichts, dann ging ich die Treppe runter. An meinem Vater vorbei nach draußen. Es war Winter, ich trug einen Schlafanzug. Keine Ahnung wieso. Jim folgte mir, er redete aber ich verstand es nicht. Ich hatte einfach verdammten Druck auf meinem Kopf. Irgendwer legte mir seinen Mantel um. Er hatte goldene Abzeichen.
Dann piepte es nur noch.

Secret Love [beendet] Where stories live. Discover now