11. Tagträumereien

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Sirius Sicht

Kaum hatte ich erwähnt, dass Harry mein Patenkind ist, hat mich der alte Schniefelus doch wirklich weggezaubert. Wirklich erstaunlich, dass er noch immer so ein Miesepeter ist. Ein schwaches Schmunzeln schleicht sich auf meine Lippen. "Wer kann ihm sein mürrische Art auch übel nehmen?", spreche ich laut aus. James und ich haben es ihm nicht gerade leicht gemacht. Wir waren wirklich nicht die Nettesten ihm gegenüber. Im nachhinein fühle ich wirklich schlecht dafür.

James...

Lily...

Wie es wohl wäre, wenn ihr jetzt noch da wäret. Euer Tod hat Remus und mich einfach aus der Bahn geworfen. Und dann musste Harry auch noch bei diesen Unmenschen aufwachsen. Bei deiner Schwester, Lily. Sie war scheußlich und ihr Mann erst. Ganz zu schweigen von deren ihrem Sohn. Ich seufze wehleidig auf.

Der kleine Harry ist schon sehr groß geworden und nach eurem Tod wurde ich dann auch in etwas so wichtiges hineingezogen. Genau wie euer kleiner Spross. Zwar in nichts so überwältigendes Großes, aber auch nicht gerade in die sicherste Angelegenheit. Ich frage mich, wie der Lauf der Dinge mit euch wäre. Ob ich dann überhaupt Teil dieser Prophezeiung geworden wäre? Ob ich dann überhaupt dieses Mädchen kennengelernt hätte? Diese Asana... 

Sie hat eine ziemliche Eigenart an sich. Sie hatte keine Angst vor mir. Obwohl ich der berüchtigte Serienmörder Sirius Black bin. "Ha! Lächerlich...", spucke ich verächtlich aus, als mir das Vergangene wieder in den Sinn kommt. Als könnte ich meine wichtigsten Freunde umbringen und mich diesem irren Voldemort anschließen. Nur weil ich ein Black bin. Ich bin nicht meine verrückte Cousine Bellatrix. Sie ist ja hin und weg von ihrem dunklen Lord. Was wundere ich mich überhaupt? Sie hatte ja schon immer eine Schraube locker. Aber mich hätte es auch fast erwischt. Zwölf Jahre Askaban gehen nicht spurlos an einem vorbei. Ein kalter Schauer rennt mir über den Rücken, als ich wieder an die Zeit dachte und an die Dementoren. Der Kuss der Dementoren hat mich oft zum erzittern gebracht und mich glauben lassen, dass jetzt mein letztes Stündlein geschlagen hat. Der Aufenthalt in Askaban ist fast schon schlimmer gewesen, als mein Leben im Black Haus.

Aber diese Prophezeiung ist schon eine Sache für sich. Vor allem das Gegenstück zu der Prophezeiung zu finden ist anstrengend und wirklich nervenaufreibend. Der Orden des Phönix hat mich nur als Detektor verwendet, weil ich die andere Person erspüren kann. Aber so leicht ist das nicht. Das Kind muss einen besonderen Punkt erfüllen. Aber wie soll der überprüft werden können? Das ist nahezu unmöglich. Bisher erfüllt Asana alle Punkte, aber dieser eine ausschlaggebende Punkt ist zu wichtig, als dass man ihn missachten könnte. Das ist wie zwei Nadeln im Heuhaufen suchen und dass auch noch unter Zeitdruck. Und wenn man die Falsche erwischt ist alles vorbei. Dieser Druck ist unerträglich. Aber das ein Kind so einen Druck dann auch noch schultern muss. Wie unfair ist das Schicksal nur?

Ich stöhne genervt auf, fahre mir durch mein Haar. Wo bin ich hier überhaupt? Mein Blick schweift über die Umgebung. Es wirkt wie der verbotene Wald. Jedenfalls sind hier viele Bäume und ich habe das Gefühl, dass ich hier eigentlich nicht sein sollte. Zum Grimmauldplatz will ich aber noch nicht zurück. Ich möchte mir nicht das Gemecker meiner Mutter anhören. Noch immer frage ich mich welches Genie, aus meiner Familie, sie dort mit dem Dauerklebefluch fest gezaubert hat. Das konnte doch nur jemand mit masochistischer Veranlagung gewesen sein. Wer lässt sich denn sonst gerne beleidigen und das andauernd?

Ich verwerfe die Gedanken an meine Mutter. Meine Schritte sind klein, nicht eilig und hektisch. Ich will die frische Luft ein wenig genießen können, ehe Moody wieder kommt und wütend auf mich ist, weil ich wieder einmal abgehauen bin. Ich mag dieses Haus nicht. Ich will einfach meine Ruhe, vor diesem Ort. Dieses Anwesen erinnert mich an zu viele unschöne Momente und Vorwürfe durfte ich mir bereits mein Leben lang anhören. Ich atme tief ein und wieder aus. Meine Hand fährt über mein Gesicht. Verdammt... Wann bin ich zu so einem Jammerlappen geworden. Ich bemitleide mich selber. Wie erbärmlich. Vermutlich hängt mir Askaban noch immer hinterher. Ich wende mich von den Gedanken ab, die mich immer noch plagen und trotte durch das Laub und den wenigen Schnee, der den Boden noch bedeckt.

Ruf des Grimms (PAUSIERT)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt