3. Erinnerungen und Unheilvolles

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"Wenn du gewinnst hast du deinen Wunsch frei."

"Und wenn du gewinnst?", frage ich misstrauisch nach und betrachte ihn mit größter Aufmerksamkeit. Ein hämisches Lachen ergreift den Malfoy und er schaut mir tief in meine Augen.

"Wenn ich gewinne schuldest du mir einen Kuss..."

Wie viel Zeit ist jetzt schon vergangen? Es fühlt sich bereits wie eine Ewigkeit an, seitdem wir die Schwerter kreuzen. Lucius war wirklich nicht zu unterschätzen und er hat sich wirklich gut gehalten. Ich dachte, dass er in den letzten Jahren etwas abgebaut hat, aber scheinbar hat er weiter geübt. 

Lucius hatte mich damals zum Fechten gebracht. Als ich mit zwölf wieder einmal die Malfoys im Manor besucht habe spielten Draco und ich verstecken. Töricht. Das Manor ist riesig und es hatte Stunden gedauert, den jeweils anderen zu finden. Man konnte die ganze Zeit rumlaufen und sich perfekt verpassen. 

>X<

Ich stöhne genervt auf. Wie lange irre ich jetzt schon durch das Manor? Wo war Draco? Es war eine dumme Idee hier Verstecken zu spielen. 

Mit schweren und müden Schritten schleppe ich mich durch das Anwesen der Malfoys. Mir war nach heulen zu Mute, doch meine Eltern sagen immer, dass eine Thomson nicht weinen darf. Beherrsche dich Asana! Du bist die Erbin des Hauses Thomson. Gefühle sollen nicht gezeigt werden und wenn doch dann nur die der Überlegenheit. Ich schniefe einmal und reibe meine Augen.

Ich gehe zu einem der Fenster und schaue nach draußen. Die Sonne ging bereits unter. Ich habe keine Lust mehr. Ich wende mich ab, gehe mehrere Schritte rückwärts, um mich gegen eine Wand zu lehnen. Doch anstatt gegen die Wand zu lehnen falle ich durch diese durch und lande unsanft auf dem Boden. Ich bleibe einfach liegen und starre an die hohe Decke. 

Dann aber melden sich die Schmerzen, welche von den Endorphinen vorher zurückgehalten wurden. Der Schmerz zieht durch meinen ganzen Körper. Mein Kopf pocht unaufhörlich und jetzt laufen die Tränen unaufhörlich über mein Gesicht. Ich setze mich auf und versuche sie wegzuwischen und versiegen zu lassen.

"Du bist so eine Heulsuse, Asana. Kein Wunder, dass Mama und Papa lieber einen Sohn gehabt hätten. Mädchen weinen nur...", tadele ich mich immer noch weinend. Meine Faust schlägt auf den Boden ein.

"Na, na, na, Asana. Wirst du bitte den Boden ganz lassen?"

Ich schrecke auf und fahre um mich. Vor mir steht Lucius, welcher vor mir dann in die Hocke geht. Seine Hand legt sich vorsichtig auf meine Wange und er wischt meine Tränen mit seinem Daumen weg. Ich schluchze nochmals laut auf. Das Malfoy Oberhaupt zaubert ein Seidentaschentuch hervor und putzt meine Nase. 

"Glückwunsch, kleine Wölfin. Du hast mein Geheimversteck gefunden. Auch wenn es eine unsanfte Erfahrung war."

Ächzend richtet sich der blonde Mann wieder auf. Er hält mir seine Hand hin, welche ich ergreife. Seine Hand umschließt zärtlich meine. Mit einem schnellen Ruck zieht er mich auf meine Beine. Ich wische nochmal über meine Augen. "Geheimversteck?", frage ich ungläubig und sehe mich ausgiebig in dem großen Raum um. An den Wänden hingen viele Halterungen mit Schwertern. Menschenähnliche Puppen standen dort auch. Sie sahen so aus, als wären sie mit Watte gepolstert und würden oft mit etwas geschlagen werden. Am Ende des Zimmers war ein pompöser Kamin angebaut, in welchem Lucius ein Feuer entzündet. 

Ruf des Grimms (PAUSIERT)Where stories live. Discover now