8. Weihnachtswunder (Teil 2)

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Das Abendessen verläuft sehr ruhig und meine Eltern reden viel mit Lucius, über die Zukunft seines Sohnes. Ich bin erleichtert, dass sie mich scheinbar vollkommen außer Acht lassen und mir nur hin und wieder mal einen missbilligenden Blick zuwerfen, welche ich versuche einfach an mir vorbeiziehen zu lassen. Ihre Anfeindungen sind jedoch so offensichtlich, dass sogar Lucius seine Hand um seine Servierte verkrampfen muss, vor Wut. Wann immer er kurz vor einem Anfall steht stoße ich ihn, unter dem Tisch, mit meinem Bein an. Er erschreckt kurz, wirft mir dann einen fiesen Blick zu, ruft sich dann aber wieder zum Anstand.

"Draco ist so wohl erzogen. Mit so einem Erben kann man sich nur glücklich schätzen.", säuselt meine Mutter und schaut mich dann herablassend ab. Genervt verdrehe ich die Augen und verschränke meine Arme vor meiner Brust. War doch klar, dass es nicht lange dauern würde und sie damit anfangen würde. Draco, der neben mir sitzt, schnaubt kurz und schaut sich dann gelangweilt um. Das Thema scheint ihn auch nicht wirklich zu erfreuen. Ich bin wirklich erleichtert, dass ich nicht die Einzige bin, die sich hier zu Tode langweilt und genervt ist.

Der alte Malfoy räuspert sich und nimmt sein Glas Wein zur Hand. "Draco ist in der Tat ein hervorragender Erbe.", bestätigt er die Aussage meiner Mutter, "Ihre Tochter hingegen..."

Meine Eltern beugen sich gespannt vor, in der Hoffnung eine abfällige Bemerkung zu hören. Doch Lucius gönnt es ihnen nicht und teilt ihnen mit, dass ich den gewissen Charme und die ausgereifte Intelligenz besitze, die noch immer Draco fehlen würde. Über seine Antwort verblüfft lehnen sich Mutter und Vater kommentarlos zurück. Draco hingegen lehnt sich nach vorne und betrachtet seinen Vater beleidigt, was den alten Malfoy amüsiert auflachen lässt.

"Sehr lustig.", spuckt der Sprössling aus und wendet sich empört ab. Ich bemühe mich sehr, nicht loszulachen und stupse den eingeschnappten Jungen an. "Lass das, Asana...", zischt er giftig und ich muss schmunzeln. Er war schon so alt und noch immer ganz das kleine Kind von damals. Ich stupse ihn nochmal an und diesmal schlägt er zornig meine Hand weg. "Ich sagte: Lass das!"

Ich seufze auf, rücke meinen Stuhl zurück und erhebe mich. Meine Eltern schauen mich verwirrt an. "Wo willst du hin?", fragt mein Vater und lässt mich nicht aus den Augen. "Ich geh mit der kleinen Diva an die frische Luft, Vater.", erwidere ich erklärend, während ich meine Hand Draco hinhalte. Er beäugt diese schmollend, ehe er sie ergreift und sich von mir raus in den Garten geleiten lässt. "Vergesst nicht den Wärmezauber. Es ist kalt, draußen.", erinnert uns Lucius. Wir nicken einfach bestätigend und verlassen das Esszimmer.

"Lässt du meine Hand wieder los, Asana?"

"Wieso? Fühlst du dich unwohl?"

"Nein. Es ist nur...", Draco hält inne und bleibt stehen. Ich drehe mich zu ihm um, immer noch seine Hand haltend und hebe sanft seinen Kopf an. Seine Augen spiegeln Schmerz und Trauer wieder. Ich lass von ihm ab und gehe weiter, lasse seine Hand aber nicht los.

"Asana. Bitte. Lass los.", protestiert er weiter und ich schüttle den Kopf. "Nein, Draco. Ich lasse nicht los. Es geht dir nicht gut. Das sehe ich. Lass uns jetzt raus gehen.", antworte ich ihm und zücke meinen Zauberstab. Ich belege uns mit dem Wärmezauber und wir treten durch eine Seitentür hinaus in den Garten.

Es ist stockdunkel. Die Kälte spüren wir zum Glück nicht. Die Blumen sind mit einer schwachen Eisschicht überzogen und frischer Schnee fällt auf die Grundstücke des Thomson Anwesen. Unser Atem tritt rauchartig auf und ich erinnere mich an die schönen Wintertagen mit dem Malfoy Jungen.

Ich ziehe Draco an seiner Hand und etwas trotzig läuft er neben mir her. Stört es ihn so sehr, dass ich nur für ihn da sein möchte und ihm zeigen will, dass er nicht alleine ist? Er hat sich wirklich verändert, seitdem ich in Hogwarts bin. Und dann auch noch das nächtlich Gespräch mit Professor Snape. Was war das, was ihn so wütend gemacht hat? Es wäre so schön, wenn er endlich mit mir darüber reden würde, was ihn bedrückt. Ich bin doch wie eine Schwester für ihn, oder geht es nur mir so. Ich will ihm nur helfen, sowie er und sein Vater es immer machen. Ich bin ihnen doch etwas schuldig.

Ruf des Grimms (PAUSIERT)Where stories live. Discover now