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Am nächsten Morgen wachte ich schweiß gebaden auf. Ich hatte nicht viel geschlafen, da ich mir die ganze Nacht Sorgen um den scheiß Nerd gemacht habe. Ich hatte die Nacht viele Albträume, wie Deku in meinen Armen stirbt, wie er vor mir verblutet. Ich habe mir, ohne dass ich es wollte, unendlich viele Möglichkeiten ausgedacht, wie Deku, der Junge den Ich so lange gemobbt habe, vor meinen Augen stirbt. Es war die schlimmste Nacht, die ich je hatte.

Mein Kopfkissen war vollgeschwitzt und meine Haare nass. Dazu dröhnte mein Kopf fürchterlich und mein Mund fühlte sich trocken an. Langsam stand ich auf, doch trotzdem wurde mir kurz schwarz vor Augen und ich musste mich für einen kurzen Augenblick an meinem Kleiderschrank abstützen. Als sich mein Kreislauf wieder beruhigt hatte, machte ich mich auf ins Badezimmer. Ich wollte gerade an dem Spiegel vorbeilaufen, da erblickte ich große, schwarze Augenringe. Immernoch geschockt von meinem Anblick, erhaschte ich einen Blick auf meine Haare. Natürlich waren sie zerzaust von der Nacht, und sie glänzten nur so von dem Schweiß, und rochen auch nicht gerade angenehm. Ich war so scheiße Müde! Meine Augen schmerzten. Ich muss auch nicht in die schule, da es Samstag ist.

Schnell zog ich mich aus und stieg unter die Dusche. Ich stellte die Temperatur ganz runter und ließ nun die eiskalten Wassertropfen über meine Haut gleiten. Sonst duschte ich immer warm, aber ich brauchte jetzt eine Abkühlung. Langsam spielten sich wieder die Szenen von letzter Nacht ab. Während sich ein bleicher, blutüberströmter Deku vor meinem inneren Auge bildete, sank ich langsam in der Dusche nach unten, und saß jetzt auf dem Boden, Ich winkelte meine Beine an und starrte einfach nur geradeaus. ,,Ich will ihn nicht sehen... Ich will ihn so nicht... er soll wieder- er soll wieder lächeln..." diese Worte murmelte ich vor mich hin und wippte dabei leicht vor und zurück. Es mischte sich jetzt warmes Salzwasser, welches aus meinen erröteten, halb offenen Augen lief, mit dem eiskalten Wasser, welches sich über mir aus dem Duschkopf ergoss.

~Timeskip: Nachmittag~

Es sind einige Stunden vergangen, seid dem ich aufgestanden war. Meine Alte schlug mir schon den ganzen Tag vor, an die Luft zu gehen und Deku zu besuchen, doch ich ignorierte sie und lag nur auf meinem Bett und tat nichts. Ich hatte die ganze Zeit versucht nicht an Deku zu denken, doch meine Gedanken hingen noch immer an letzter Nacht und dem blassen, in Blut gebadetem Körper, des Jungen, dem ich so viele Schmerzen bereitet hatte. Alle Bilder von letzter Nacht waren verschwommen und ich hatte alles nur in einer noch grausameren Erinnerung im Kopf, als alles eigentlich gewesen war. Und diese Bilder verschwanden einfach nicht. Ich wurde durch ein lautes Klirren aus meinen Gedanken geholt. Ich wollte sicher gehen, dass nichts passiert war, also stand ich langsam auf und bewegte mich mit schlurfendem Schritt Richtung Küche.

Ich hatte mich nicht viel bewegt heute, weshalb ich mich ein wenig komisch fühlte, aber dennoch ging ich die Treppe runter zur Küche. ,,Mum?" flüsterte ich mit heiserer Stimme. Meine Augen hatten sich gerade so weit geöffnet, dass es leicht weh tat, aber ich konnte mich gerade nur auf Meine Mum konzentrieren. Sie stand da, überall rote Flüssigkeit auf dem Boden verteilt und ein größer Fleck auf ihrem Shirt. Ich war wie versteinert. Mein Herz fing jetzt an schneller zu schlagen, und meine Atmung wurde unregelmäßiger. Mein Mund stand leicht offen, als ich meine Mutter so sah. Sie hatte mich nicht bemerkt, da sie mit dem Rücken zu mir Stand und sich nicht rührte. Wie aus Reflex lief ich auf sie zu, nahm sie an den Schultern, drehte sie um und rüttelte sie. Warum? Ich weiß es nicht. Es war Panik. Ich hatte aufgehört auf meine Atmung zu achten, und fing schon an zu schwitzen. Vermutlich nennte man das eine Panikattacke, doch in dem Moment, hatte ich nur Gedanken über Blut und den Tot meiner Mutter, der einzigen Person, die ich nach Kiri hatte. Sie schaute mich verwirrt an. ,,Was ist Los Katsuki?" fragte sie mich jetzt und musterte meine Augen. Es mussten sich bereits Tränen in ihnen gesammelt haben, doch dies kriegte ich nicht mit. Ich schaute sie nur an, antwortete ihr nicht, aber mir viel ein Stein vom Herzen als sie weiter auf mich einredete und sich erklärte. ,,Tja ich werde wohl langsam alt, da kann ich nicht einmal ein Glas mit Tomatensaft festhalten. Tsk" sie fing leicht an zu lachen. ,,Es war Tomatensaft?" flüsterte ich jetzt und die Frage war nicht an meine Mum gerichtet, sondern diente eigentlich nur zur Beruhigung für mich selbst. Mein Atem hatte sich wieder beruhigt und ich spürte jetzt nur noch die Schweißtropfen auf meiner Stirn. Meine Mum hatte meine Worte wohl nicht gehört, da sie sich jetzt wieder umdrehte und den Boden anfing zu wischen. Ich stand immernoch fassungslos da, und überlegte was das gerade war. Es war doch nur Tomatensaft und ich hatte wirklich gedacht, meine Mutter würde verbluten? Normalerweise wäre ich jetzt einfach zurück in mein Zimmer gegangen, doch ich lief schweigend zu meiner Mutter und legte meine Arme um ihren Rücken. Das war wirklich untypisch für mich, weshalb mich meine Mutter auch sehr skeptisch anschaute, die Umarrmung dann aber erwiderte. Das war wegen Deku... das ist doch alles Dekus Schuld... Warum musste ich ihn denn finden, warum hat ihn keiner seiner Freunde gefunden, dann wäre ich so nicht. Dann müsste ich nicht dieses Trauma durchleben. Warte mal, Deku hatte doch Freunde, oder? Er war doch der netteste Junge, den ich je getroffen hatte. Natürlich hatte er welche, er hatte doch immer ein besseres Leben als ich, oder?

Nachdem ich meiner Mutter beim Aufräumen geholfen hatte, musste ich an die frische Luft. Ich machte mich also auf und lief ein bisschen durch unseren Stadtteil. Es war angenehm frische Luft zu schnappen. Ich achtete gar nicht auf den Weg, sondern lief einfach dort hin, wo mich meine Beine hin brachten. Nach einer halben Stunde des Gehens, stand ich vor einem weißen, großen Haus, mit mehrern Stockwerken. Das Krankenhaus in dem Deku war. Meine Mutter hatte mir wohl die Adresse gesagt, ich hatte dies zwar ignoriert, aber mein Unterbewusstsein hatte sich anscheinend daran erinnert. Jetzt stand ich hier und starrte auf die Krankenwägen weiter zum Eingang. Ich wollte Deku eigentlich nicht sehen. Ich wusste nicht, wie es ihm ging. Ich wusste nicht einmal, warum er zusammen gebrochen war, warum er so stark geblutet hatte. Ich wusste gar nichts, und diese Tatsache, ließ mich mich schlecht fühlen. ,,Scheiße!" rief ich, immer noch mit trockener Kehle. Ich wollte mich gerade umdrehen, da hielt mich etwas fest. Etwas in mir dring zwang mich dazu, Deku zu besuchen, aber ich wollte das doch gar nicht. Zögernd begab ich mich durch die Eingangstür, zu der Rezeption. Ich stand schweigend vor einer der Krankenschwestern, die vermutlich darauf wartete, dass ich einen Namen sagte. Nach einigen Sekunden Stille, sprach sie mich dann an: ,,Junger Mann? Wollen sie jemanden sehen?" sie war so nett. Langsam nickte ich und sie sprach weiter. ,,Wie heißt die Person denn? Ich sag ihnen dann die Zimmernummer" fragte sie mich vorsichtig. Ich brachte nur ein leises ,,Izuku Midoriya" heraus. Sie nickte, kramte kurz in ihren Akten und sagte mir dann die Zimmernummer. Mit dieser Information, ging ich langsam zum Aufzug und begab mich in den 2. Stock. Vor dem letzten Zimmer im Gang blieb ich dann stehen. Ich wagte es nicht durch das kleine Fenster an der Tür zu gucken. Stattdessen starrte ch nur auf die Klinke. Der leichte Geruch von Desinfektionsmittel stieg mir in die Nase und ich fühlte mich erheblich unwohl. Sanft legte ich meine Hand auf die Klinke und merkte jetzt erst, wie sehr meine Hand zitterte. Was war, wenn er noch schlief? Oder noch besser, was wenn er mich nicht sehen wollte? Und warum bin ich überhaupt hier? Die letzten Jahre hatte ich ihn nur ignoriert und jetzt machte ich mir über solche Sachen Gedanken? Langsam drückte ich die Klinke runter und betrat das Zimmer. Mein Blick wanderte Vom Boden zu Midoriya...

,,Dieses Gefühl"Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt