Kapitel 21

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Distrikt 3:

Lulu saß auf ihrem Bett. Neben ihr stand ihr Gepäck. Von draußen hörte Sie das Jubeln der Bewohner aus Distrikt 3. Sie machte sich Sorgen. Was würde ihr Vater sagen? Würde er Sie verstehen? Sie musste schließlich davon ausgehen, dass er gesehen hatte, wie Sie Tulip getötet hatte. Auch wenn Sie wusste, dass ihr Vater Sie liebte, war Sie sich unsicher. Was würde passieren?

Zusammen mit Pamela, Wiress und Beetee verließ Sie den Zug und quetschte sich durch die Menschenmenge. Mit gesenktem Kopf ging Sie hinter den anderen dreien her. Von allen Seiten hörte Sie die Leute wild durcheinander rufen. Das alles wegen ihr allein. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Passierte das hier gerade wirklich? Das Ganze kam Lulu so falsch vor. Und wo war bloß Dad? Sie konnte ihn nirgends finden.

Nachdem sie den Bahnhof verlassen hatten, wurden die Menschen um Sie herum weniger. Bald kamen Sie zum Dorf der Sieger. Es lag weiter außerhalb von der kleinen Stadt. Lulu sah sich um. „Wo ist Dad?“, fragte Sie. Es machte ihr Angst, dass Das nicht da war. Was wenn er nichts mehr mit ihr zu tun haben wollte? „Er wird später kommen. Er meinte er muss vorher noch ein paar Sachen von eurem alten Haus holen.“, erklärte Beetee. Naja, Lulu fand nicht, dass man ihr früheres Zu Hause, wo Sie vorher mit ihrem Dad gewohnt hatte, als richtiges Haus bezeichnen konnte. Es war eher eine einfache, kleine Hütte gewesen. Ab jetzt würde Sie in einem großen, gemütlichen Haus leben, mit der neuesten Technik. Aber hatte Sie das alles wirklich verdient? Schließlich war Sie dem Tod einige Male schon von der Schüppe gesprungen und hatte andere Menschen getötet, um das hier zu erreichen.

„Da vorne ist euer neues Haus.“, sagte Pamela und zeigte auf ein weißes Haus. An der Tür war eine Schmale Glasscheibe angebracht worden, wodurch man in den Flur hinein sehen konnte. Und darüber war ein riesiges Fenster, dass einen Teil des Flurs im oberen Stockwerk preisgab. Insgesamt wirkte alles sehr hell und neu. Lulu ging zur Tür. Verwundert suchte sie diese nach dem Schloss für den Schlüssel ab. Aber auch eine Klinke war nirgends zu sehen. „Wo ist das Schlüsselloch? Und die Türklinke?“ Pamela lächelte amüsiert und trat neben Sie. „Schon vergessen? Wir sind in Distrikt 3. Hier gibt es die neueste Technik.“ Sie nahm eine Chipkarte aus ihrer Hosentasche und steckte Sie in einen Schlitz neben der Tür. Darunter war ein Zahlenfeld. Sie tippte eine kurze Folge an Zahlen darin ein und anschließend konnte man ein leises Klicken hören. „Versuch jetzt mal die Tür zu öffnen.“, schlug Pamela vor. Lulu drückte leicht dagegen und im nächsten Moment ging die Tür langsam auf. Ein heller Flur lag nun vor ihr. An der Seite führte eine Treppe nach oben und an der Wand war eine Garderobe angebracht. Staunend setzte Lulu einen Fuß durch die Tür. Es roch modern und frisch. Als Sie weiter durch den Gang ging, offenbarte sich ihr ein riesiger hellerleuchteter Raum. Hinten rechts in der Ecke war eine lange Küchenzeile mit einer Kücheninsel zum kochen und backen. Lulu sah nach rechts neben sich. Dort stand ein großes, gemütliches Sofa. Es war dunkelgrau und an der Wand glänzte die Oberfläche eines gigantischen Flachbildfernsehers. Durch die großen Fenster schien das Sonnenlicht in den Raum und ließ alles warm und vertraut wirken. Lulu klappte der Mund auf. Mit So etwas hatte Sie nicht gerechnet. Alles war so neu und modern, ganz nach ihrem Geschmack. Und das war noch nicht alles! Hinter einer Ecke befand sich ein Schrank mit Geschirr und davor stand ein runder Esstisch. Seine Oberfläche strahlte weiß und in der Mitte türmte sich ein kleiner Berg Obst in einer silbernen Schale. „Und? Gefällt es dir?“ Lulu schloss ihren Mund wieder. „Es ist…Wahnsinn! So schön und modern. Hier will ich bleiben.“, sagte Sie und strahlte Pamela an. Beetee und Wiress kamen zu ihnen. „Wir würden dann mal zurück zu-" „-unseren Häusern gehen.“, beendete Beetee Wiress Satz. Lulu nickte „Ist gut.“ Somit ließen Sie die beiden alleine. „Dann lass uns jetzt mal nach oben gegen.“, sagte Pamela und Lulu folgte ihr zur Treppe. Sie stieg neugierig die einzelnen Stufen hinauf. Oben war es genauso hell, wie unten im Wohn- und Esszimmer. Als die beiden oben angekommen waren, erstreckte sich ein langer Flur zu beiden Seiten. Links befand sich ein Gang, mit zwei Türen. Der Flur war mit einem kleinen Tisch dekoriert, worauf eine Blumenvase stand. „Da vorne sind zwei Badezimmer.“, erklärte Pamela und zeigte zu den zwei Türen auf der linken Seite. Sie ging jedoch weiter nach rechts. Dort war ein riesiges Fenster. Lulu sah dadurch nach draußen auf den Vorplatz. „Und hier ist dein neues Zimmer.“, riss Pamela Sie aus ihren Gedanken. Sie stieß eine Tür auf. Ein riesiges Zimmer lag vor ihnen. Staunend trat Lulu ein. Vor ihr Stand ein großes Bett, mit dunkelblauer Bettwäsche. Daneben war eine riesen große Glasscheibe, wodurch man die anderen Häuser der Sieger sehen konnte. Es waren nur ein paar. Die Wände waren in grauen und weißen Farben gestrichen und die Möbel strahlten vor Sauberkeit weiß. „Ich würde dann jetzt mal runter gehen und schon mal das Abendessen vorbereiten. In der Zwischenzeit kannst du deine Sachen einräumen.“, sagte Pamela. Sie hatte mit Lulu abgemacht, dass Sie bis zur Tour der Sieger bei ihr und ihrem Vater im Dorf der Sieger wohnen würde. So könnte Sie Lulu alles über die Tour erzählen und wie Sie ablaufen würde. Sie ging also nach unten, um das Essen vorzubereiten. Lulu holte in der Zeit ihre Sachen und räumte ihr neues Zimmer ein. Zufrieden sah Sie sich um. Hier würde Sie nun Leben dürfen. Ohne irgendwelche Beschwerden oder Ängste. Sie hatte es geschafft. Jetzt stand nur noch die Tour im Wege, danach könnte Sie ihr Leben leben, so wie Sie wollte.

Sie ging zum Fenster und sah nach draußen. Die Sonne war gerade dabei unter zu gehen. Man konnte Sie nur noch halb sehen, da Sie bereits zum Teil hinter den Bäumen verschwunden war. Die anderen Häuser standen ruhig da und niemand war zu sehen. Alles schien so ruhig und friedlich. Ganz anders als im Kapitol. Jetzt merkte Lulu wieder, dass Sie es hier viel lieber mochte, als dort. Im Kapitol war alles immer so hektisch gewesen.

Sie ging wieder zu ihrem Bücherregal und räumte ihre restlichen Bücher hinein. Früher hatte Sie nur ein einziges gehabt, ihr Tagebuch. Dieses schob Sie ganz oben auf das letzte Board, so dass man es von unten nicht sehen konnte. Neben den bereits vorhandenen Büchern sortierte Sie ihre eigenen ein. Naja, eigentlich hatte Sie die aus dem Kapitol mitgehen lassen. Aber das war ihr egal. Ordentlich stellte Sie die Bücher ins Regal. Danach lief Sie nach unten zu Pamela. Auf dem Weg sah Sie durch die riesige Glasscheibe im Flur. Aufgeregt lief Sie die Treppe hinunter zur Tür. Von dem Torbogen am Eingang des Dorfes näherte sich eine Person. Lulu machte die Tür auf und lief auf die Person zu. „Dad!“, rief Sie erleichtert. Sie kam strahlend vor ihm zum stehen. Glücklich umarmten die beiden sich. „Mein Engel, ich dachte ich sehe dich nie wieder!“, sagte ihr Dad. Nach einer Weile lösten Sie sich wieder von einander. Nun sah Lulu ihn etwas unsicher an. „Was ist mit dir? Bedrückt dich etwas?“ Dad wusste immer sofort, wenn etwas mit ihr nicht stimmte. Sie sah ihn nicht an. „Bist du sauer auf mich?“, fragte Sie schließlich. Ungläubig sah er Sie an. „Nein, ich habe doch gar keinen Grund dafür. Ich bin so erleichtert, dass ich dich wieder habe.“ Sie lächelte schwach. „Ich dachte nur…das in der Arena.“ Ihr Dad zog Sie in eine weitere Umarmung. „Du konntest doch nichts dafür. Anderen Falls wärst du wahrscheinlich selber gestorben. Versuch nicht daran zu denken, jetzt wird alles besser!“ Lulu lächelte. Sie hatte ihn so vermisst. Was wenn Sie nicht gewonnen hätte? Was wäre dann aus ihm geworden? Sie wollte es sich gar nicht erst ausmalen.

„Komm, lass uns ins Haus gehen. Ich bin sehr gespannt, unser neues zu Hause zu sehen.“ Zusammen liefen Sie zurück zur Haustür. Pamela stand schon im Türrahmen und reichte Lulus Dad ihre Hand. „Hallo, ich bin Pamela. Ihre Tochter und ich heben abgemacht, dass ich bis zur Tour hier wohne. Ich hoffe das ist in Ordnung…?“ Lulus Dad schüttelte lächelnd ihre Hand. „Natürlich, das ist okay. Ich bin Yannik, freut mich.“ Zu dritt gingen Sie in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer. „Wow, das ist unfassbar!“, staunte ihr Dad. „Hier vorne ist der Esstisch. Ich habe schon den Tisch gedeckt. Das Essen müsste gleich fertig sein.“, sagte Pamela und wies zu dem runden Tisch. Lulu und ihr Dad setzten sich schon mal, während Pamela einen Topf mit Nudeln auf den Tisch stellte. Daneben platzierte Sie einen weiteren mit einer rötlichen Soße. „Mmh, Spaghetti Bolognese. Das liebe ich!“, schwärmte Lulu. Alles war perfekt. Sie befüllte ihren Teller ordentlich mit den Nudeln und nahm sich etwas von der Soße. „Guten Appetit!“, sagte Sie und begann zu essen. Es schmeckte fantastisch. So ein gutes Essen hatte Sie seit langem nicht mehr gehabt und Sie konnte von Glück reden, dass Pamela eine so gute Köchin war. Sie selber hätte bei dem Versuch die Nudeln und die Soße zu kochen wahrscheinlich die komplette Küche abgefackelt. Sie schluckte den Rest ihrer Portion hinunter und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. „Möchtest du noch etwas? Es ist reichlich da.“, fragte Pamela zufrieden. „Ja, sehr gerne. Es schmeckt wirklich super!“, bedankte sich Lulu und reichte ihr den Teller. „Was ist eigentlich genau die Tour der Sieger?“, fragte Sie nebenbei. Pamela gab ihr wieder den Teller. „Du wirst durch die Distrikte reisen und vor den Bewohnern eine Rede halten. Dabei sagst du zum Beispiel etwas über die gefallenen Tribute des jeweiligen Distriktes. Angefangen bei dem letzten. Dem zwölften. Dann geht es weiter bis zum ersten. Dein eigenes wird dabei ausgelassen und am Ende gibt es eine große Feier im Kapitol im Präsidentenpalast, nur für dich.“, erklärte Pamela. Lulu schauderte es bei dem Gedanken vor so vielen Leuten zu sprechen und dann auch noch über die Tribute. Was wenn Sie sich nicht zusammenreißen konnte und auf der Bühne zusammenbrach vor Trauer? „Wann geht es los?“ „Nächste Woche.“ „Nächste Woche schon?“, fragte Sie erschrocken. Pamela nickte. „Keine Sorge. Ich helfe dir bei deinen Reden. Das kriegen wir schon hin.“, beruhigte Sie Sie. „Geht es dir denn sonst gut?“, meldete sich ihr Dad zu Wort. Lulu sah ihn an. „Ja, ich denke schon.“, antwortete Sie. Abgesehen von ihrem Albtraum letzte Nacht und der Angst vor ihrem Auftritt vor den Distrikten ging es ihr eigentlich gut.

Nach dem Abendessen setzte sie sich mit ihrem Dad auf das Sofa und dachte über alles nach. Sie war so erleichtert es aus der Arena geschafft zu haben. Doch das nicht ohne Verluste. Was wenn jemand anderes gewonnen hätte? Jordan oder Tulip? Sofort verbannte Sie diesen Gedanken aus ihrem Kopf. „Ich bin müde. Ich gehe schon mal hoch, schlafen.“, sagte Sie und gähnte. Danach gab Sie ihrem Dad einen Kuss zum Abschied und lief nach oben in ihr Zimmer. Nachdem Sie sich fertig gemacht hatte, stieg Sie müde in ihr Bett. Es dauerte nicht lange, dann war Sie sich schon eingeschlafen.

Fear of Death | Hunger Games ffWhere stories live. Discover now