Kapitel 15

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!!!Achtung!!!
Wenn ihr eine Fobie gegen Käfer oder andere solch Tierchen dann bloß nicht weiter lesen! Dieses Kapitel hat es in sich...mir ist selber etwas unwohl geworden, als ich es geschrieben habe🤢. Danach geht es aber normal weiter😌

Lulu öffnete verschlafen die Augen. Plötzlich entfuhr ihr ein spitzer Schrei. Jordan, der die ganze Nacht Wache gehalten hatte, kam zur Hütte gelaufen und stürmte hinein. Ihm wurde leicht schlecht, als er sah, was Lulu so zum Schreien gebracht hatte. „Was ist mit ihr passiert?!“ Lulu begann zu zittern, denn es ekelte Sie an, als Sie Amina ansah. Oder eher das, was von ihr übrig geblieben war. Einzelne Stücke ihres Körpers waren weg. Wie wenn Sie einfach abgetrennt wurden. Wackelig kam Lulu auf die Beine. Aminas Gesicht war zur Hälfte zerfleischt und einzelne, abgebrochene Knochen schauten aus den offenen Wunden. Lulu brachte keinen Ton mehr heraus. Der Anblick ließ Sie krampfhaft zusammen fahren. An der Seite von den Überresten sah sie, wie sich etwas bewegte. Sie schrie ein zweites Mal auf. „Der ist Handteller groß!“, rief Sie und trat einen Schritt zurück. Auf dem blutigen Fleisch krabbelte ein riesiger Käfer herum. Ein zweiter kam dazu. Und ein dritter. Sie nagten daran und rissen einzelne Stücke aus dem Fleisch. Ein kalter Schauer lief Lulu den Rücken hinunter, als sie an die Wände blickte. Dort krabbelten noch mehr Käfer herum. Plötzlich kitzelte es leicht an ihrem Fußknöchel und mit Entsetzen musste Sie feststellen, wie einer von ihnen, gerade versuchte ihr Bein zu erklimmen. Verzweifelt versuchte Sie ihn abzuschütteln, doch es klappte nicht. Dann spürte sie ein Stechen und sofort wusste Lulu, dass der Handteller große Käfer sie gebissen hatte. Nun versuchte Sie erneut den Käfer von sich zu schütteln. Diesmal mit er Erfolg. In hohem Bogen flog er auf die Wand zu, prallte daran ab und fiel zu Boden. Er wedelte hilflos mit den haarigen, dünnen Beinchen in der Luft herum und versuchte wieder zum stehen zu kommen. Es wurden immer mehr Käfer. Doch woher kamen Sie? Jordan ergriff Lulus Handgelenk. „Komm, wir sollten von hier verschwinden.“, sagte er und zog seine Mittributin zur Tür. Doch diese wollte noch nach Aminas Rucksack greifen. „Nicht! Lass ihn hier.“, wurde Sie von Ihm abgehalten. Er ergriff wieder ihr Handgelenk und ohne nachzuhelfen folgte Lulu ihm schnell aus der Hütte. Sie liefen ein Stück über die Lichtung, bis sie bei den Bäumen angekommen waren. Sie zitterte immer noch. Sie hatte das Bild aus der Hütte immer noch vor Augen und Sie schaffte es nicht, an etwas anderes zu denken. „Amina…Sie…“, brachte Lulu bloß hervor. Jordan hielt sie an den Oberarmen fest. „Lulu sieh mich an!“ Sie blickte zu ihm auf. Wenn er jetzt direkt vor ihr stand, kam er ihr viel größer als sonst vor. „Wir dürfen jetzt nicht aufgeben. Das gerade in der Hütte war schrecklich. Nicht nur für dich.“, versuchte er ihr Mut zu machen. „Ich…ich", Lulu versuchte zu atmen und rang verzweifelt nach Luft. Amina war tot. Einfach tot. Getötet von Handteller großen Käfern, die Sie einfach bei lebendigem Leib aufgefressen hatten. Im Schlaf, ohne dass Sie etwas davon bemerkt hatte. Und das schlimmste war, dass Lulu dabei friedlich neben ihr weiter geschlafen hatte. Wollten Sie es so? Wollten die Spielemacher, dass Lulu am Leben blieb? Sonst hätten die Käfer Sie doch sicherlich auch gefressen.

Jordan legte seinen Rucksack ab und holte seine Flasche heraus. „Hier, trink etwas.“ Er drehte den Deckel ab und reichte Sie Lulu. Diese trank gierig ein paar Schlucke. Dann gab Sie ihm die Flasche zurück. „Danke", flüsterte Sie und wischte sich mit der Handfläche über den Mund. Sie schluckte kurz, um das Geschehene zu verdrängen. Es funktionierte jedoch nur halb. „Was schlägst du vor, sollten wir als nächstes tun?“, fragte Sie. Jordan nahm seine Machete in die Hand. „Wir sollten zusehen, dass wir irgendwie an Essen heran kommen. Am besten wir gehen jagen oder suchen essbare Beeren.“, schlug er vor. Lulu nickte. Sie spannte ihren Bogen und ging voran. Ihre Konzentration war nicht gerade sehr ausgeprägt. Ihr schwebten immer noch die Szenen aus der Hütte vor den Augen. Nachdem Sie zwei Rehe verfehlt hatte, versuchte Sie es bei einem Vogel. Sie schoss und traf. Der Star fiel zu Boden. Jordan sammelte Stöcker und entzündete ein kleines Feuer. Sie braten den Star darüber, bis er gar war. Dann teilten Sie ihn unter sich auf. Lulu bemerkte erst jetzt, was für einen riesigen Hunger Sie eigentlich hatte. Sie riss mit den Zähnen ein Stück Fleisch von dem Knochen und kaute. Doch dann sprang Sie auf, lief zu einem Busch und spukte das Fleisch wieder aus. „Was ist mit dir?“, fragte Jordan. Sie drehte sich wieder zu ihm. Als sie den gegarten Star am Boden liegen sah, wurde ihr wieder schlagartig übel. Sie versuchte das Gefühl zu verdrängen und schluckte ein paar Mal. „Ich weiß nicht. Mit ist plötzlich so übel und schwindelig. Als ich etwas essen wollte, konnte ich einfach nicht. Ich konnte das Stück einfach nicht hinunter schlucken.“, erklärte Sie verwirrt. Sie taumelte zu einem Baum und sank hinunter auf die Erde. „Vielleicht liegt es an dem Fleisch. Ruh dich etwas aus, ich passe auf.“, sagte Jordan und Lulu lächelte dankbar. Wann hatte Er eigentlich zuletzt geschlafen? Doch darüber war keine Zeit nachzudenken. Lulus Kopf dröhnte und Sie spürte wie das Blut in ihren Adern pochte.

Jordan sah zu ihr. Ein paar Minuten waren vergangen, seitdem Sie die Augen geschlossen hatte. Er beobachtete wie Sie sich hin und her wälzte und die trockene Erde teilweise an ihrer Jacke haften blieb. Erst jetzt bemerkte er, dass sie wieder angefangen hatte zu zittern. Schweißperlen lagen auf ihrer Stirn und ihr Gesicht war verzogen. Jordan ging zu ihr hinüber und legte ihr eine Hand auf die Stirn. Sie glühte förmlich, was daraufhin deutete, dass Sie Fieber hatte. „Hey Lulu? Was ist mit dir?“ Er versuchte Sie sanft wach zu rütteln. Sie öffnete ihre Augen nur einen Spalt breit. „Mir ist so komisch.“, konnte Er Sie reden hören. „Du hast Fieber.“, flüsterte Er. Anschließend erinnerte er sich an die Worte der Frau in der Trainingshalle:

Zehn Prozent von euch sterben an normalen Infektionen
Wie sollte Er seiner Mittributin nur helfen? Er hatte nichts. Keine Medizin. Keine Zeit für zu lange Ruhepausen. Auf einmal hörte Jordan etwas. Als er nach oben schaute, kam eine kleine Kapsel an einem Fallschirm auf Sie zu geschwebt. Er stand auf und streckte sich danach. Schließlich bekam er es mit der Hand zu packen und kniete sich neben Lulu. Ihr Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig und viel zu langsam. Hektisch drehte er den Deckel der Kapsel auf und sah ein kleines Fläschchen und eine winzige Dose darin liegen. Zuerst holte er das Fläschchen heraus. Daran hing ein Zettel:

Nehmt euch vor den Käfern in Acht, ihr Biss kann tödlich sein.       
~Finnick

Erleichtert atmete Er auf. Jordan legte die Kapsel an die Seite und öffnete Lulus Mund ein Stückchen. Dann schüttete er den Inhalt des Fläschchens in ihren Mund und schloss ihn wieder. „Du musst schlucken.“, sagte er leise. Er konnte erkennen, wie Sie die Flüssigkeit schließlich hinunter schluckte. Jetzt nahm er die Dose in die Hand. Im Innern befand sich eine dicke Salbe. Erst wusste Jordan nicht so recht den genauen Sinn dahinter zu erkennen, aber dann sah er, dass noch ein zweiter Zettel in der Kapsel lag:

Und vergesst die Bisswunde nicht! Großzügig auftragen!
~Finnick

Ratlos sah er zu Lulu. Ihr Atem ging nun gleichmäßig. Dennoch hatte Sie die Augen immer noch fast ganz geschlossen. „Hier steht, wir sollen die Bisswunde nicht vergessen. Welche Bisswunde?“, fragte Er. Lulu versuchte die Augen ein wenig mehr zu öffnen. „An meinem Knöchel…“, hauchte Sie erschöpft. Sofort zog Jordan ihr Hosenbein etwas weiter nach oben und die Wunde kam zum Vorschein. Sie war nicht besonders groß, aber Sie sah trotzdem nicht ganz harmlos aus. Schnell machte er etwas von der Salbe auf seine Finger und rieb Sie auf den Biss. „Gleich wird es dir besser gehen.“, flüsterte Er sanft. Er wartete noch kurz und dann setzte Lulu sich auch schon aufrecht hin. „Danke“, sagte Sie erleichtert. Jordan lächelte. „Bedank dich bei Finnick. Er hat uns das Gegengift und die Salbe zukommen lassen. Ohne ihn wärst du jetzt immer noch in diesem Zustand.“, lehnte Er ihren Dank ab. Finnick kannte Lulu vom Training mit Amina. Obwohl Sie aus einem anderen Distrikt kam, hatte er ihnen das Gegengift zukommen lassen.

„Was jetzt?“, fragte Sie. Jordan Strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Hier können wir nicht bleiben. Die Gefahr ist zu groß, dass die Karrieros hier vorbei kommen.“ Lulu sah hoch zu einem der Bäume. Sein Stamm war sehr breit und die oberen Äste stabil und von Blättern verdeckt, so dass man von unten nicht erkennen konnte, wenn jemand sich dort versteckte. „Lass uns doch einfach da oben drauf klettern. Der Ast über uns ist dick genug, um uns beide zu tragen.“ Nun sah auch Jordan nach oben. Er stand auf und ging um den Baum herum. „Bist du schon wieder stark genug, um nach oben zu kommen?“, fragte Er. Lulu stand ebenfalls auf und trat zu ihm. „Ich denke schon. Eine richtige Wahl habe ich eh nicht.“ Sie zeigte auf kleine Einkerbungen an dem Stamm. „Die werden uns helfen besseren Halt zu finden.“, sagte Sie und begann zu klettern. Mit nur wenigen Griffen war Sie oben auf dem Ast angekommen. Erleichtert endlich oben zu sein, versuchte Sie ihre Finger in die Rinde zu Krallen. Sie hatte zwar keine Höhenangst, aber etwas mulmig wurde ihr bei dem Gedanken daran, wie hoch Sie im Moment war schon. „Warte, ich komme zu dir!“, rief Jordan von unten. Einen Augenblick später war er auch schon oben angekommen. „Kannst du mir den mal kurz abnehmen?“ Er nahm den Rucksack von seinem Rücken und hielt ihn ein Stückchen höher. Lulu nahm ihn entgegen und hielt ihn fest, bis Jordan sich neben Sie auf den Ast gesetzt hatte. Dieser war zum Glück viel breiter, als die anderen. So hatten Sie beide darauf Platz. Jedoch nicht viel mehr, als nötig war. Lulu stellte überrascht fest, dass der Ast jetzt doch nicht mehr so breit wirkte, wie er von unten ausgesehen hatte. Sie merkte wie ihre Augenlider immer schwerer und schwerer wurden. Trotzdem versuchte Sie vorerst wach zu bleiben. „Du hast mir heute das Leben gerettet. Ich steh in deiner Schuld.“, sagte Sie. Es wurde bereits kühler und die Dämmerung begann. Dieser Tag war erheblich schneller vorbei gegangen, als der davor. Doch so lief das in der Arena nun mal. Die Spielemacher entschieden, wann was geschah und wie lange die Tage andauerten, bevor die Dunkelheit hereinbrach. „Was hätte ich sonst tun sollen?“ Lulu überlegte. „Mir dabei zusehen, wie ich sterbe. Damit wärst du dem Sieg einen Schritt näher gekommen, aber das hast du nicht getan. Stattdessen hast du mich vor dem Tod bewahrt und mir geholfen. Wieso?“ „Wieso was?“, konterte Jordan schwach. „Wieso hast du das getan?“, wiederholte Sie ihre Frage. Jordan seufzte leise. „Ich hatte nicht viel mit Amina zu tun gehabt, als ich mit ihr im Kapitol war. Trotzdem hatte ich das Gefühl Sie beschützen zu müssen. Ihr beide seid drei Jahre jünger als ich. Ich habe mich für Sie verantwortlich gefühlt, genauso wie heute bei dir. Amina hätte nicht gewollt, dass ich dich einfach sterben lasse und ich auch nicht. Das ist der Grund, warum ich dir das Leben gerettet habe.“, erklärte Er. Bevor Lulu darauf eine Antwort geben konnte, ertönte zum zweiten Mal die Hymne des Kapitols. Beide blickten in den Nachthimmel hinauf. Es erschien bloß ein einziges Bild. Lulu sah sofort nach unten, als Aminas Gesicht hell über ihr aufleuchtete. Am Liebsten wollte Sie die Geschehnisse der vergangenen zwei Tage einfach wieder vergessen. Am besten Sie würde zu Hause in Distrikt drei aufwachen und wissen, dass das alles hier bloß ein Traum war. Doch so schön das auch alles klang, so war es in Wirklichkeit nicht.

Lulu rutschte auf der rauen Rinde des Baumes hin und her. Wie sollte man es bloß schaffen auf einem Baum zu schlafen? Sie hatte nicht vor näher an Jordan heran zu rücken. Sie hatte keine Lust darauf, dass die Zuschauer im Kapitol anfingen Gerüchte über die beiden zu verbreiten. Denn auch wenn Sie sich in Jordan verlieben könnte, würde ihr das am Ende nicht viel bringen. Schließlich würde Er oder sogar Sie selbst in ein paar Tagen oder Wochen tot sein. Jordan bemerkte, wie Lulu unsicher versuchte, neben ihm eine geeignete Position zum Schlafen zu finden. Daher legte Er einfach einen Arm um Sie. Lulu hielt kurz inne und lehnte sich dann zögernd an seiner Schulter an. Schließlich rutschte Sie etwas näher an ihn heran und später schliefen beide ein.

Fear of Death | Hunger Games ffWhere stories live. Discover now