Die Festung des Bösen

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„Ihr seid spät auf", stellte eine überraschte Stimme hinter mir fest. Ich warf einen Blick über meine Schulter und erkannte Neurotaur, meinem Berater. Er war in seiner Abendrobe gekleidet, doch schien noch nicht geschlafen zu haben. Ich stand vor dem Tisch in dem Kaminzimmer und ging noch einmal jeden Teil des Planes durch. Es durfte kein Fehler geschehen.
„Wir werden bald aufbrechen", antwortete ich bloß und drehte mich wieder zurück. „Wäre das nicht ein Grund sich zur Ruhe zu begeben?", kam die Antwort des schwarzhaarigen Elben, welcher nun nähertrat. Ich antwortete nicht und faltete meine Hände hinter meinem Rücken. „Es wird schon gut gehen. Wir haben alles bedacht", versuche er mich zu beruhigen, doch das half mir nicht sonderlich viel weiter. „Wir sind noch nie wirklich tief eingedrungen in die Festung und ich kann nur etwas über die Gefängnisse berichten. Es sind zu viele Unbekannte", murmelte ich leise und fokussierte mich auf die möglichen Eingänge.
„Wir können nur einen Versuch wagen und es gibt keinen Weg an mehr Informationen." Ich zögerte und dachte nach. Natürlich kannte ich jemanden, der dort eingebrochen war und sogar Gefangene aus den Verließen befreit hatte, doch es war fraglich wie weit Legolas gehen würde. Er hatte bereits klargemacht, dass es nicht in seiner Verantwortung lag, was mit den Onodelben, wie sie sich nannten (so viel wie Entelben), geschah. Es war kein einfacher Wunsch, ihn zu fragen, ob er sich noch einmal in diese hochgefährliche Umgebung begab, doch uns alles zu erzählen, was er wusste, das war zu erwarten.
„Herrin Lóratári?" Ich zuckte kurz zusammen und sah wieder zu meinem Berater. „Ich habe vielleicht eine Idee, doch ich muss darüber nachdenken. Ich wünsche eine gute Nacht", verabschiedete ich mich schnell und nickte ihm zu. Bloß aus dem Augenwinkel konnte ich noch seine hastige Verbeugung erkennen. Ich zog mich in mein Schlafzimmer zurück, welches weiter hinten lag. Die vorderen Räume waren für enge Freunde frei zugänglich, was hier so üblich war und woran ich mich erst einmal gewöhnen musste. Es waren einige Monate vergangen und der Frühling brach gerade an. Ich hatte davon abgesehen sofort einen vernichtenden Schlag vorzubereiten. Zuerst wollte ich mich etwas mehr mit den Leuten hier beschäftigen und einen guten Plan ausarbeiten – und wie das bei Elben nun einmal war, wurde dabei nicht wirklich auf Zeit geachtet.
In meinem Zimmer angekommen, nahm ich vorsichtig meine Krone ab. Sie war einst von den Ents gefertigt worden für die erste Königin dieses Waldes. Sie war selbst zwar nicht mehr am Leben, doch durch einen Zauber veränderte sie sich von Jahreszeit zu Jahreszeit und nun blühte sie in den wunderschönsten Farben. Wie ein echter Baum klappten sich auch ihre Blüten ein, sobald es dunkel wurde und auch einen wohlriechenden Duft verbreiteten sie. Die Onodelben gaben nicht viel auf Edelsteine oder Gold, für sie zählte bloß die Natur, was auch in der Schreckensherrschaft meiner Vorgängerin so verblieben war. Auch ich hatte wahre Schönheit hier kennengelernt und konnte es kaum erwarten den Sommer zu sehen.
Doch das schien in geraumer Ewigkeit zu sein. Zuerst musste der letzte Ring aus den Fängen von Úmea befreit werden, was nicht einfach sein würde. Ich hatte mich mit dem Gedanken abgefunden, sie nicht komplett besiegen zu können, das lag in einer anderen Zeit, für jetzt war es wichtig ihr die Macht über die Ents zu entziehen.
Nachdem ich mich umgezogen hatte, setzte ich mich auf mein Bett und schloss meine Augen. Es war nicht leicht die Bäume im Düsterwald zu erreichen. Nicht nur, weil sie von einem dunklen Zauber belegt waren, sondern auch wegen der Entfernung. Ich war besser darin geworden mit den Stimmen in meinem Kopf zurechtzukommen und hatte mich an die neuen Gefühle gewöhnt. Darum schockierte es mich umso mehr, wie schlecht es eigentlich um meinen alten Heimatwald stand. Ich konnte nicht helfen, doch war mir sicher, dass er sich irgendwann erholen würde.
Es waren nur sehr wenige Ents im ehemaligen Grünwald geblieben. Ents, die erwacht waren, sobald ich zurückgekommen war. Ihre Gedanken waren immer noch wirr und langsam, doch sie erholten sich. Darum konnte ich einen von ihnen überzeugen, dem Prinzen eine Nachricht zu übermitteln. Ich war mir nicht sicher, wann diese ankommen würde, doch es war den Versuch wert. Durch den ständigen Kontakt mit Elben hatten sich die Entfrauen daran gewöhnt schneller und verständlicher zu sprechen und zu reagieren, doch die Entmänner hatten dies noch nicht getan.

Die Ringe der Cementári // Herr der Ringe & Der Hobbit FFDonde viven las historias. Descúbrelo ahora