09. FEUER UND FLAMME

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-ˋˏ *.·:·  KAPITEL NEUN ·:·.* ˎˊ-
— FEUER UND FLAMME —

* ˎˊ-— FEUER UND FLAMME —

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KAZ ging die Stufen hinunter, bewusst wen er dort antreffen würde

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KAZ ging die Stufen hinunter, bewusst wen er dort antreffen würde. Doch sein Gesichtsausdruck blieb kühl so wie immer, auch wenn es innerlich tatsächlich anders aussah. Er fand Elaine neben Jesper stehen, welche schließlich seine Präsenz wahrnahm. Sie drehte sich um und fing seinen Blick für einen Moment auf. Bezauberndes Gold traf auf Rabenschwarzes Pech.

Man sagt, dass Augen die Fenster zur Seele seien. Aber Kaz Brekkers Augen waren vollkommen unlesbar. Verschlossen wie eine Art wertvollen Schatz, den man nur mit einem besonderen Schlüssel öffnen könne. Doch was würde man in seinen Augen vorfinden?

Er hingegen wusste genau, was er in Elaine's Augen sah. Er wusste auch ganz genau, was er am vorherigen Abend in ihren Augen sah. Aber in diesem Moment, sagten ihm ihre Augen jedoch schweigend, dass es ihr gut gehen würde, bevor sie Jesper und Big Bolliger nacheilte. Er war sich aber zu hundert Prozent sicher, dass es ihr besser gehen würde, wenn sie hier bleiben würde ... hier bei ihm.

Elaine starrte auf den Eingang, durch den die beiden Jungen gerade gegangen waren. Kaz konnte sehen, dass sie Zweifel hatte, aber er befürchtete, dass sie nicht zurücktreten würde. Als ob sie seine Anwesenheit spüren konnte, sah Kaz, wie sie sich umdrehte und ihre goldenen Augen seine trafen. Er holte tief Luft und wünschte sich schweigend, sie würde zu ihm kommen, sagen, dass sie nicht bereit sei und dass sie es sich anders überlegt hatte.

Doch leider sagte ihm der Blick in ihren Augen das Gegenteil. Er sah, wie ihre Augen bei seinem Anblick weicher wurden, aber genauso schnell, wie sie seine fanden, zogen sie sich zurück und Elaine huschte aus der Tür ins Strahlende Sonnenlicht.

„Sie wird das schon schaffen, Kaz." Sagte Inej, welche Kaz und Elaine die ganz Zeit über beobachtet hatte. „Trotzdem wärs mir lieber, sie wäre hier geblieben..." Antwortete er. „Wäre doch schade, wenn ich eine meiner Investitionen verlieren würde." Er wollte sich am liebsten für diesen Satz eine selber verpassen. Investition? Sie war mehr als das, du idiot, dachte er sich. Auch Inej schüttelte ihren Kopf über seine Bemerkung.

Warum konnte er nicht einfach zugeben, dass er Gefühle für sie hatte? Schließlich war es offensichtlich. Inej stieß einen hoffnungsvollen Atemzug aus. „Ich weiß von letzter Nacht, Kaz. Du solltest es ihr sagen..."

„Ihr was sagen?" Fragte er ahnungslos. Aber alles was von Inej kam, war ein weiteres Kopfschütteln, da sie ihn zu nichts drängen konnte, beziehungsweise wollte. Ihr sagen, dass sie hätte bleiben sollen? Ihr sagen, dass ich mir Sorgen um sie mache? Er musste es von sich aus realisieren.

Antwortlos ließ das Phantom ihn auf den Stufen zurück und verschwand aus seinem Kopf. Und sobald sie weg war kehrten seine Gedanken zur letzten Nacht zurück...

Gegen Mitternacht hörte Kaz einen gedämpften Schrei. Es war zwar nicht besonders laut, aber es kam direkt aus dem Zimmer neben seinem. Er wollte seine Augen schließen, doch irgendetwas in ihm hinderte ihn daran. Dann hörte er ein leises weinen. Er wollte nicht aufstehen, es interessierte ihn nicht.

Trotzdem führten ihn seine Beine zu Elaine's Zimmertür. Und das Weinen wurde immer lauter, je mehr Schritte er machte. Sanft klopfte er mit seiner behandschuhten Faust gegen das dunkle Holz, bevor er die Tür öffnete und langsam eintrat. Es war dunkel, doch der Mond erleuchtete das Mädchen, welches am Fenster saß mit strahlendem Licht. Sie umklammerte ihre Knie und wischte sich ihre Tränen mit ihrem Ärmel weg, als sie den Jungen bemerkte.

Er sollte sie nicht so sehen. „Alptraum?" Fragte Kaz, als er die Tür hinter sich schloss. Alles was er als Antwort bekam war ein stilles „Mhm" und Kopfnicken. Langsam näherte er sich ihr und nahm den Platz ihr gegenüber ein, so wie sie es immer taten.

„Ich hör dir zu." Nickte er und ließ seinen Blick auf sie fallen. „Ich- ich hab von meiner Schwester geträumt." Begann sie und schluckte direkt. Noch nie hatte sie jemandem erzählt, was mit ihrer Familie passiert war. Nicht einmal Inej. Aber sie wusste, dass Kaz auch einen Bruder verloren hatte. Vielleicht würde er verstehen, dachte sie.

„Meine Familie hatte sehr viel Geld, wir- wir waren reich, hoch angesehen. Und das war das Problem. Mit Geld macht man sich Feinde..." Es war eine Ansicht, der Kaz nur zustimmen konnte. Dennoch war seine größte Begierde eines Tages der reichste Mann Ketterdams zu werden. Um Feinde machte er sich allerdings keine Sorgen.

„Mein Vater hat sich geweigert mit einem Mann, einen Handel abzuschließen, mehrmals sogar. Stattdessen hat er es einem Waisenhaus gespendet. Und naja, der Mann war nicht sehr erfreut darüber. Als meine Eltern an einem Abend fort waren, hat meine große Schwester mich noch zu Bettgebracht, mir meinen Teddy gegeben und mir was vorgelesen. Da war ich 6. Mitten in der Nacht hab ich ihre schreie gehört. Als meine Augen aufgingen, war alles dunkel und da war dieser stickige Rauch. Ich hab kaum Luft bekommen und meine Augen haben so fürchterlich gebrannt. Meine Schwester hat mich gepackt und aus dem Zimmer getragen. Plötzlich stand der ganze Flur- ... alles stand in Brand. Überall war Feuer. Ich hatte so große Angst."

Sie hielt inne und atmete tief ein und aus. Kaz Augen studierten sie stets, doch er blieb ruhig und hörte ihr weiter zu. „Wir haben es fast raus geschafft ... aber dann- dann ist die Treppe eingestürzt. Und die Decke. Ich lag am Boden, hab nach hinten geguckt und hab sie da unter dem brennenden Haufen gesehen. Ich hab sie versucht, rauszuziehen aber es ging einfach nicht. Ihre Hand war so heiß, ihre ganze Haut war schon fast weggebrannt. Sie hat die ganze Zeit geschrieen, ich solle sie zurücklassen aber ich konnte es einfach nicht ... und dann ist nochmal etwas herunter gefallen. Direkt auf ihren Kopf. Ich hab ihr Gesicht nicht mehr gefunden, nur ihren Arm. Aber- Aber sie hat ihn nicht mehr bewegt. Und sie hat auch nicht geantwortet, als ich ihren Namen geschrien hab. Immer und immer wieder hab ich nach ihr gerufen. Ich hab wirklich versucht sie rauszuziehen, aber es ging nicht, ich-"

Und schon wieder spürte Elaine an ihrem ganzen Körper, diese unangenehme Hitze, die sie so dermaßen verabscheute. Flammen, Feuer und Hitze ließen sie erzittern und waren pure Folter für sie. Doch bei Kaz war es genau andersrum. Kaz verabscheute Frost, Eis und Kälte ... Und genau aus diesem Grund nahm er seinen Mut zusammen und zwang sich ihre zitternden Hände festzuhalten. Ihre Tränen machten einen Halt, sobald sie das kühle Leder spürte. Sofort fühlte sie sich sicherer, es war als hätte er sie aus dem Feuer gezogen.

„Du hast keine Schuld, Elaine." Sprach Kaz ruhig. Sie hatte weder an ihrem Tod schuld, noch hätte sie ihre Schwester rechtzeitig retten können. Und genauso hätte er auch Jordie niemals retten können... „Die Feuerwehr hat unser Haus gelöscht und am Ende haben sie ihre Leiche rausgetragen. Ich hab sie da, auf der Liege gesehen. Komplett schwarzverkohlt, nur ihr Arm. Nur ihr Arm war noch erkennbar ... ich konnte einfach nicht glauben, dass das meine Schwester ist." Kaz Herz schmerzte, so komisch es auch klang. Er wusste genau, wie sie sich fühlte. Dies tat er wirklich. Doch er wollte, dass sie weiß das sie nicht alleine ist. Jeder führt insgeheim einen Kampf mit sich selbst oder seiner Vergangenheit, von dem kein anderer etwas weiß. Heilung braucht seine Zeit.

Doch auch jedes Feuer war Löschbar. Es brauchte nur die richtige Technik und Strategie. Kaz mochte vielleicht ein Meister im knacken von Schlössern und Rätseln sein, doch Elaine war seiner Meinung nach das Schwierigste und schönste Rätsel von allen...

✓ | 𝐆𝐎𝐋𝐃𝐄𝐍 𝐄𝐘𝐄𝐒, kaz brekkerWhere stories live. Discover now