13. GENUG FÜR DIESEN AUGENBLICK

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-ˋˏ *.·:· KAPITEL DREIZEHN ·:·.* ˎˊ-
— GENUG FÜR DIESEN AUGENBLICK —

* ˎˊ-— GENUG FÜR DIESEN AUGENBLICK —

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KAZ & ELAINE fanden sich wie am Vortag auch, in seinem Zimmer wieder

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KAZ & ELAINE fanden sich wie am Vortag auch, in seinem Zimmer wieder. Diesmal jedoch brach Elaine schließlich zusammen, sobald die Tür geschlossen wurde. Die schrecklichen Erinnerungen an jede Prügelei kamen zu ihr zurück und der Gestank des Ravkan, füllte ihre Nase wieder. Am liebsten wollte sie auf der Stelle erbrechen. Sie konnte immer noch seine Berührungen auf ihr spüren. „Es tut mir so leid." Mit Tränen sah sie zu Kaz hoch. „Ich..." Ihre Stimme verstummte in ihrem Mund. „Nein, nein, schon in Ordnung. Ich bin ehrlich gesagt überrascht, dass du so lange durchgehalten hast." Kaz seufzte ein wenig und bedeutete ihr, sich zu ihm ans Fenster zu setzten. So wie sie es immer taten.

Er stieß das Fenster auf, um frische Luft hereinzulassen, in Hoffnung es würde ihre Gedanken frei machen. Elaine setzte sich, als Kaz eine Hand auf den Rahmen des Gebäudes über seinem Kopf legte. Die Wut in seinen Augen war verschwunden, als er ihre müden Gesichtszüge studierte. Auf ihrem Gesicht bildete sich ein markanter Bluterguss und ein kleiner Schnitt unter ihrem Auge. Sein Kiefer schloss sich wieder, als seine Augen zu ihrem Nacken wanderten, wo ein Umriss von Big Bolliger's Fingern ihren Nacken quetschte.

Elaine wandte sich unter seinem Blick, als sie spürte, wie sich ihr Gesicht erhitzte. Aber er sagte immer noch nichts. Er wusste ehrlich gesagt nicht, was er sagen sollte ... Schließlich sah Elaine ihn endlich an und sie bemerkte, wie er scharf Luft holte. Es waren ihre Augen, Gold wie immer.

„Schau, ich weiß was du denkst. Mir geht es jetzt gut. Ja, ich habe den Kerl fast verloren, aber ich meine diese verdammte Frau-" begann Elaine. „Ich mach dir keine Vorwürfe." Unterbrach Kaz sie. „Das musst du nicht tun. Hör auf." zischte Elaine. Kaz schien etwas überrascht über ihren Ausbruch zu sein, ließ sie aber fortfahren. „Du musst mich nicht wie ein Baby behandeln. Ich weiß, dass ich es vermasselt habe, aber die Tatsache, dass du mich wie ein kleines Kind behandelst, wird nichts von alldem in Ordnung bringen. Wir haben den Job erledigt, ich bin erstarrt. Das passiert mit Leuten wie mir. Ich bin nutzlos, Kaz. Ein hoffnungsloser Fall. Und genau deswegen versteh ich immer noch nicht, warum du mich ausgewählt hast!" Erklärte Elaine frustriert und stand auf. „Ich bin kaputt. Und für mich wird es immer so sein! Vielleicht wird es mir irgendwann besser gehen, aber der Schmerz wird immer noch bei mir sein. Ich habe meine Familie seit Jahren nicht mehr gesehen, ich wurde von ekelhaften Männern misshandelt. Ich bin ganz und gar..."

„Deine Augen." sagte Kaz leise und unterbrach sie.

„W- was?"

„Es waren deine Augen. Deshalb habe ich dich ausgewählt.  Du hattest irgendwas in dieser Nacht an dir. Es..." Er hielt einen Moment inne und trat einen zögernden Schritt näher an sie heran. Elaine konnte fühlen, wie schwer ihr Herz in ihrer Brust schlug. „Es erinnerte mich an mich selbst, als ich jünger war." gab Kaz zu. Sie waren jetzt beinah Brust an Brust und er sah mit seinen dunklen Augen auf sie herab. Nun war er derjenige der für einen Moment die Augen schloss. „Es erinnerte mich daran, als mein Bruder starb und wer die Person war, die ich damals war. Ich- ich hab seinen Körper als Floß benutzt. Seine Leiche ... Den ganzen Weg zurück zum Festland." Kaz holte zittrig Luft, fuhr aber fort. „Aber du. Du warst wie ich. Du warst das kleine Kind, das unter den schlimmsten Bedingungen ums Überleben kämpfte. Du warst diese Person, die nicht verdient hat, was die Welt auf dich geworfen hat. Die Person, die niemanden hatte, der ihn beschützte. Die Person, die absolut niemanden hatte."

„Kaz..." flüsterte Elaine. Er öffnete die Augen und sah wieder Tränen über ihr Gesicht laufen. Kaz hob eine Hand und hielt inne. Dann holte er tief Luft und zog seinen Handschuh aus, um seine schlanken Hände freizulegen. Elaine hatte sie immer von weitem gesehen, wenn es nur sie waren, aber noch nie so nah. Sie bemerkte die kleinen Narben, die seine Finger und seine Handfläche schmückten. Genau wie meine, dachte sie.

Kaz's Hand berührte ihre und sie bemerkte, dass er leicht zitterte. Elaine wollte sich bewegen, ihre Hand schnell wegziehen, weil sie wusste, dass er sich unwohl fühlte. Sie wollte ihn nicht in diese Position bringen. Aber ein anderer Teil von ihr wollte sehen, was er als nächstes tun würde. Würde er ihre Hand festhalten? Ihre Haut begann zu kribbeln, wo seine Finger schwebten.

Kaz wollte das tun. Er wusste, was er tat und dieses kranke Gefühl stieg ohne seine Handschuhe in seinem Magen auf.  Bilder von Jordies Leiche gingen ihm durch den Kopf, aber er starrte einzig und allein in ihre goldenen Augen. Sie waren voller Wärme, nicht das kalte Wasser, das ihn fast umgebracht hätte. Seine Gedanken schrieen und baten ihn, sein Sicherheitsnetz wieder anzuziehen, aber er wollte sie fühlen. Und er wollte, dass sie ihn fühlte. Nicht die Maske aus kühlem und rauem Material, die sie leicht an die rauen Hände in ihrer Vergangenheit hätte erinnern können.

Elaine wagte es nicht, sich zu bewegen. Sie ließ Kaz einfach tun, was er brauchte. Und ehe sie es wusste, verschränkten sich ihre kleinen Finger. Es war nicht besonders viel, aber das machte nichts. Seine braunen Augen blieben stets auf ihr gerichtet und betrachteten, die kleinen Makel, die sie nur noch mehr besonders machten – die Narbe neben ihrem Auge, ein Schnitt an ihrem Kinn, die Brandnarben an ihren Unterarmen. Eine Träne lief ihre Wange hinunter und Kaz zog in Betracht, sie mit seinem Daumen wegzuwischen... doch er konnte es einfach nicht. Stattdessen nahm er das dunkelrote Einstecktuch, welches er an der Brust trug und wischte ihre Tränen weg, so vorsichtig wie möglich.

Elaine hatte gesehen, was seine Hände einer Person antun konnten, aber mit ihr waren sie sanft. In diesem Augenblick war er nicht der Bastard der Barrels, sondern Kaz Brekker.

Kaz Brekker. Der Junge, in den sich Elaine Novak hoffnungslos verliebt hatte...

Und sie war das Mädchen mit den goldenen Augen, für das er, auch wenn er es niemals zugeben wollte, Hals über Kopf schwach war...

Er war überrascht und froh, dass sie nicht unter seiner Berührung zusammenzuckte, aber so leicht diese Augen dieses Ertrinkungsgefühl wegschmolzen, waren sie immer noch nicht genug. Elaine spürte, wie kalte Luft um sie herum strömte und sie sehnte sich nach diesem Gefühl der Wärme. Aber sie wollte es nicht erzwingen.

„Es wird einige Zeit dauern..." sagte Kaz leise. Sie wusste, was er meinte. Und er wusste, dass sie es tun würde. „Ich weiß, ich auch..." flüsterte sie mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Kaz's Mund verzog sich ein wenig zu einem Lächeln, als er sah, wie die Helligkeit, das strahlen in ihren Augen zurückkehrte. Und für diesen Moment waren sie in der Gegenwart des anderen zufrieden und verlangten weder mehr als das, was sie in genau diesem Moment geben konnten.

✓ | 𝐆𝐎𝐋𝐃𝐄𝐍 𝐄𝐘𝐄𝐒, kaz brekkerWhere stories live. Discover now