fünfunddreißig

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i just wanna be counting stars with you

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i just wanna be counting stars with you

ICH habe einen Tinnitus.

Nerviges Piepen ist mein einziger Begleiter, während ich stumm auf meinem Bett sitze und Löcher in die Luft starre. Meine Gedanken kreisen um Yannik, denn wenn ich mich nicht bald von Australien ablenke, drehe ich durch.

»Hier«, Hannas Stimme durchbricht die Stille und das Piepen gerät in den Hintergrund, als sie sich zu mir setzt und mir eine warme Tasse Tee in die Hand drückt. Dankend nehme ich sie an. Es ist Sommer, aber mir ist unendlich kalt.

Ihr Körper strahlt eine beruhigende Wärme aus und ich entspanne mich etwas. Ich bin ihr sehr dankbar, dass sie sofort gekommen ist, sobald sie meine Nachrichten gelesen hat. Obwohl es sechs Uhr morgens ist. An einem Mittwoch.

Draußen geht gerade die Sonne auf und ihre Lichtstrahlen kämpfen sich mit aller Macht durch die kleinen Löcher meines grauen Rollos, um meine Nase zu kitzeln.

»Nett habt ihr's hier«, versucht Hanna, ein Gespräch aufzubauen. »Du hast dein Zimmer wirklich hübsch eingerichtet.«

Ich nicke stumm. Mit meiner linken Hand fahre ich abwesend die fliederfarbenen Blumenmuster meiner Bettdecke nach, auf der wir sitzen, während mir eine Träne über die Wange läuft.

Die Finger meiner rechten Hand umklammern krampfhaft die Tasse und das nervige Piepen holt mich erneut ein. Wie von selbst versinke ich in Gedanken und vergesse für einen Moment ganz den dampfenden Tee in meiner Hand. Als ein brennender Schmerz meine Haut durchzuckt, werde ich brutal wieder daran erinnert. Ich zucke zusammen, der Tee schwappt über, landet auf meiner Bettdecke und färbt sie rot ein. So ein Mist.

»Oh nein, Raya!« Hanna nimmt mir die Tasse aus der Hand und stellt sie auf meinen Nachtschrank. »Hast du dich verbrannt?«

Ich sitze ein paar Sekunden lang reglos auf dem Bett und warte darauf, dass meine Beine anfangen, zu schmerzen. Doch das tun sie nicht. Sie sind immer noch ziemlich taub vom Klettern. Nur meine Handinnenflächen brennen ein wenig. Aber es ist auszuhalten. Also schüttele ich langsam den Kopf, als Antwort auf Hannas Frage.

Sie nickt erleichtert, dreht die Decke um und wirft mir das trockene Ende über die Füße. »Das können wir später saubermachen«, sagt sie entschieden und der Ton in ihrer Stimme lässt keinen großen Raum f Diskussionen über. »Hör mal, Raya. Ich habe mir in der letzten halben Stunde wirklich große Mühe gegeben, keine Fragen zu stellen, aber ich kann mich einfach nicht länger zurückhalten: was ist passiert? Bitte rede mit mir. Du siehst furchtbar aus.«

»Danke.«

Sie seufzt ergeben. »So war das nicht gemeint. Und das weißt du auch. Ich mache mir bloß Sorgen um dich! Du schreibst mir zehn panische SMS an einem Mittwochmorgen, machst mir komplett übermüdet und ausgelaugt die Tür auf und sagst kein Wort. Deine Augenringe haben Augenringe, Raya. Und wenn –«

Wir gegen das ChamäleonWhere stories live. Discover now