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du hältst an deinem handy und ich fühl mich einsamziehst an deiner kippeund ich ziehe weiter

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du hältst an deinem handy
und ich fühl mich einsam
ziehst an deiner kippe
und ich ziehe weiter

ZUSAMMEN mit meinem alkoholfreien Ipanema lasse ich mich auf das schwarze Ledersofa fallen. Ich seufze laut, aber das hört natürlich niemand. Die Musik dröhnt in meinen Ohren, mein Herz schlägt im selben Rhythmus wie der Bass. Ich sinke in die kühle Lehne zurück und lasse meinen Blick durch den großen Raum schweifen. Weil die Couch auf einer Anhöhe steht, habe ich einen guten Überblick.

Hanna, Livi und Valentina haben sich vor gut zehn Minuten verzogen, um sich etwas zu Essen zu holen. Die unverblümte Italienerin aus unserem Semester ist als Letzte bei Hanna eingetrudelt, kurz bevor wir uns auf den Weg zur Party gemacht haben. Viel hatte ich bisher nicht mit ihr zutun, aber sie scheint jemand zu sein, der nie ein Blatt vor den Mund nimmt. Ich finde sie ziemlich witzig. Sie bleibt einem im Gedächtnis, mit der braungebrannten Haut, dem hübschen, verschmitzten Lächeln und den wilden, schokobraunen Haaren. Von den zahlreichen Ringen, Ketten und Armbändern, die sie trägt, will ich gar nicht erst anfangen. Man hört sie meist schon kommen, bevor man sie sieht, so laut klimpert ihr Schmuck. Aber er steht ihr. Die goldene Farbe schmeichelt ihrem dunklen Teint.

Außerdem fühle ich mich durch ihre Anwesenheit inzwischen nicht mehr ganz so underdressed. Denn, entgegen aller Erwartungen, hat sie ihren Schmuck nicht mit einem eleganten Abendkleid kombiniert. Stattdessen trägt sie eine schwarze, ausgefranste Jeans, dunkelblaue Turnschuhe und ein fliederfarbenes T-Shirt mit der Aufschrift: PLANTS ARE FRIENDS.

Ich sehe mich im Club nach Lana um. Sie steht nicht mehr an der Bar, wo sie die letzte halbe Stunde mit mir verbracht hat, bevor ich mich dazu entschieden habe, mich zurückzuziehen. Inzwischen sitzt sie auf Lennarts Schoß und steckt ihm die Zunge in den Hals.

Ich lege den Kopf schief und schaue ungläubig zu ihnen rüber. Lennart sieht aus, als wäre er einer Modezeitschrift entsprungen. Er ist mit einer beachtlichen Körpergröße und breiten Schultern gesegnet und stets perfekt gestylt. Bisher konnte ich nur Markenklamotten an seinem Astralkörper erkennen. Seine Wangenknochen sind zum anbeten, genau wie die meerblauen Augen und die kleinen Lachfalten, die sich um seine Mundwinkel herum bilden, wenn er etwas lustig findet.

Leider weiß er ganz genau, wie gut er aussieht. Sein selbstsicheres Lächeln erkennt man schon aus kilometerweiter Entfernung. Trotzdem scheint er ganz nett zu sein. Insofern ich das beurteilen kann. Viel gesprochen hat er bisher nicht. Er war meistens damit beschäftigt, Lanas Mandeln mit seiner Zunge abzutasten.

Die beiden passen wirklich hervorragend zusammen. Der eine perfekter als der andere.

Als Lennarts Hand in Richtung Süden wandert, wende ich mich ab. Die zwei sind nicht die einzigen, die wild rumknutschen. Beinahe jeder Dritte aus meinem Semester ist am Fummeln oder wird befummelt. So habe ich mir Studentenpartys immer vorgestellt, von daher bin ich nicht sonderlich überrascht.

Wir gegen das ChamäleonWhere stories live. Discover now