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i wanna be king in your story

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i wanna be king in your story

ICH stoße einen frustrierten Schrei aus, als ich den hochgeklappten Toilettendeckel am Morgen sehe und mich gelbliche, kleine Flecken rund um die Schüssel herum spöttisch anlächeln. Mit polternden Schritten stampfe ich über den knarrenden Dielenfußboden im Flur und reiße Cans Zimmertür auf.

»Wenn man nicht zielen kann, sollte man nicht schießen!«, fauche ich geladen und sehe viel zu spät, dass mein halb spanischer, halb türkischer Mitbewohner nicht alleine im Bett liegt. Neben seinen dunklen Locken kann ich kurze, helle Haare entdecken, die einen starken Kontrast zu seiner schwarzen Bettwäsche darstellen.

Weil mein zweiter Mitbewohner Noel die Nacht überall nur nicht hier verbracht hat, kann ich halbwegs gut eingrenzen, wer seine schlechte Zielgenauigkeit an unserer armen Toilettenschüssel ausgelassen hat.

Zielstrebig gehe ich auf Cans Bett zu und reiße die Decke weg. Weil ich mich mental schon darauf vorbereitet habe, splitterfasernackte Körper vorzufinden bin ich nicht überrascht, als zu erst der eine blanke Hintern und dann der zweite zum Vorschein kommt.

Ich gebe Can einen unsanften Nackenklatscher und bewerfe seinen Freund im Anschluss mit Klopapier, das ich extra aus dem Badezimmer mitgebracht habe, damit die Jungs ihre Sauerei selbst wegmachen können.

»Ich weiß nicht, wer von euch beiden für das Dilemma im Bad verantwortlich ist und das ist mir ehrlich gesagt auch egal. Aber irgendjemand wird jetzt diese Flecken aufwischen und dieser jemand bin nicht ich!«

Da ich schon seit Ferienbeginn in der WG wohne und sowohl Can als auch Noel inzwischen besser kennengelernt habe, gehe ich wesentlich offener mit ihnen um, als mit meinen Kommilitonen aus der Hochschule. Sobald ich jemandem vertraue, lässt meine Nervosität nach und ich werde langsam aber sicher zu dem quirligen Menschen, der ich eigentlich bin.

»Warum genau habt ihr nochmal ein Mädchen bei euch einziehen lassen?«, stöhnt Lion, Cans Affäre, genervt und tastet missmutig nach der Rolle, die ich ihm an den Kopf geworfen habe.

»Ich wäre auch angeekelt wenn ich einen Penis hätte«, zische ich warnend. Ein Blick auf meine Armbanduhr verrät mir, dass ich noch vierzig Minuten Zeit habe, bis die erste Vorlesung losgeht. Hanna und ich wollten uns zehn Minuten vorher in der Eingangshalle treffen. Mir bleibt also nicht mehr viel Zeit um mich fertigzumachen und zur Hochschule zu fahren.

»Wenn du einen Penis hättest, wären die Flecken von dir«, murmelt Can gestresst in sein Kopfkissen.

Zu meiner großen Erleichterung wuchtet Lion sich im Sekundentakt seufzend aus den vielen Kissen hoch und läuft so, wie Gott ihn geschaffen hat, an mir vorbei in den Flur.

»Du könntest deinen Bettgeschichten ruhig mal Manieren beibringen«, sage ich zu meinem Mitbewohner und verschränke die Arme vor der Brust.

»Und du könntest ruhig mal normal sein«, beschwert Can sich. Noch immer hat er sein Gesicht in einem Kissen vergraben. Muss er heute gar nicht zur Uni? Im Gegensatz zu mir studiert er Mediengestaltung im dritten Semester.

Wir gegen das ChamäleonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt