sechsunddreißig

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komm raus aus dem wasserlauf wieder loskein ziel, keine zukunftmach einfach los

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komm raus aus dem wasser
lauf wieder los
kein ziel, keine zukunft
mach einfach los

HANNA bleibt bis Mittwoch Abend. Die Vorlesungen schwänzen wir, denn wichtige Pflichtveranstaltungen finden heute sowieso nicht statt.

Den ganzen Tag über verschanzen wir uns in meinem Zimmer, trinken Tee, schauen High School Musical und bewundern die talentierten Darsteller.

Meine Freundin versucht mehrfach, mich auf die vergangene Nacht anzusprechen, doch ich blocke so lange ab, bis sie es endgültig aufgibt.

Um zwanzig Uhr macht sie sich dann auf den Weg nach Hause. Natürlich erst, nachdem ich ihr mehrmals versichert habe, dass ich auch alleine klarkomme. Ich weiß nicht, ob sie mir glaubt. Schließlich kann ich mir selbst kaum glauben. Aber nach einem kurzen hin und her lässt sie sich dann doch überzeugen.

Sobald sie weg ist und ich die Wohnungstür hinter ihr schließe, fühle ich mich so verdammt alleine, dass es mir die Luft zum Atmen raubt.

Einen Moment lang spiele ich mit dem Gedanken, sie anzurufen und zu bitten, zurückzukommen. Aber ihre Schwester ist zu Besuch und da möchte ich sie nur ungern für mich beanspruchen.

Ich schlürfe eine Weile ziellos durch die Wohnung, doch meine Mitbewohner sind beide ausgeflogen. Um dreiundzwanzig Uhr halte ich es dann nicht länger aus, ziehe meine Schuhe an, werfe mir eine dünne Jacke über und mache einen Spaziergang.

Stundenlang laufe ich durch die Straßen Hamburgs. An mehreren Nachtclubs, Menschenmengen und Hauspartys vorbei, bis zur U-Bahn-Station. Ich nehme die erstbeste Bahn, die ich finden kann und fahre damit bis zur Endhaltestelle. Dort steige ich aus. Der Bahnhof ist verlassen. Ich laufe ein paar Minuten umher und versuche mich zu orientieren. Dann  suche ich nach der richtigen Bahn, die mich wieder zurück nach Hause bringt. Sie ist ebenfalls menschenleer und so habe ich mal wieder die Zeit, mich mit dem auseinandersetzen, was passiert ist.

Doch inzwischen kann ich überhaupt nicht mehr klar denken. Das Chaos in meinem Kopf hat katastrophale Ausmaße angenommen und so bin ich meinen panischen, wirren Gedanken hilflos ausgeliefert.

Den Donnerstag über hänge ich noch mehr durch. Ich habe seit achtundvierzig Stunden nicht mehr geschlafen und bin dementsprechend schlapp und unmotiviert.

Den ganzen Vormittag über liege ich regungslos im Bett und starre meine fleckige Decke an. Das Frühstück habe ich sausen lassen, genau wie das Mittagessen, was zu meinem großen Leidwesen nicht an meinen Mitbewohnern vorbeigegangen ist. Und so steht Can um siebzehn Uhr mit Pancakes und dampfendem Tee in meinem Zimmer. Auch er versucht, mir ein paar Details aus der Nase zu ziehen, doch ich bin nicht in der Lage dazu, zu sprechen und so sitzen wir einfach nur stumm beinander und essen.

Nach einem halben Pancake ist mir jedoch so schlecht, dass ich den Teller ergeben von mir schiebe. Ich kriege einfach kaum etwas runter. Nervosität schlägt mir auf den Magen und mir ist seit Stunden schon übel.

Wir gegen das ChamäleonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt