1. Kapitel

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"Emma!" hörte ich eine laute Stimme durch meine Tür rufen. Die Stimme, die mich seit meinem 16. Geburtstag jeden Morgen aus dem Schlaf schrie. Jason kam mit einem breiten Grinsen in mein Zimmer "Steh auf Sonnenschein, es ist schon zehn Uhr" sagte er und zog mir die Bettdecke weg. "Glaub mir Jason, irgendwann ersticke ich dich im Schlaf" grummelte ich ihn an, als ich schweren Schrittes aus meinem Zimmer ging. Lachend folgte er mir in die Küche und setze sich an seinen normalen Platz. "Du musst anfangen deine Rolle im Rudel ernst zu nehmen, Emma" hörte ich ihn dann hinter mir sagen. "Ich hab noch nicht mal meinen Kaffee gehabt und du fängst schon wieder damit an. Du weißt, dass ich nie in einem Rudel leben wollte. Beziehungsweise in so einem Großen". Als ich mich umdrehte, hatte Jason einen ernsten Ausdruck im Gesicht, "Das weiß ich. Aber da Mom und Dad nicht mehr da sind, müssen wir das jetzt übernehmen. Sie hätten gewollt, dass du im Rudel die Rolle der Luna einnimmst. Wenigstens bis ich sie gefunden habe". Ich wusste, dass Jason verzweifelt nach einer Luna suchte, nicht nur weil ich einfach nicht dafür geschaffen war, sondern weil er einsam war. Das würde er nur nie zugeben."Ich versuch ja mein Bestes, aber das ist nicht das Leben, was ich mir vorgestellt habe. Ich möchte die Welt sehen, andere Kulturen erforschen. Aber als Luna kann ich das alles nicht". Nachdem meine Eltern vor sechs Jahren ermordet worden waren, wollte ich einfach nur noch aus dem Rudel. Nicht für immer aber ich brauchte Abwechslung. "Emma du kannst nicht vor deinen Pflichten davonlaufen. Grade jetzt nicht, wo ich mich mit anderen Alphas treffe. Wenn ich weg bin, musst du auf das Rudel aufpassen. Das Rudel braucht dich." Mit einem letzten Blick verließ er die Küche und ließ mich mit meinem kalt gewordenen Kaffee zurück. Der perfekte Anfang in den Tag.


Emma

Nachdem ich meinen Kaffee weggekippt hatte, ging ich schlecht gelaunt aus dem Haus. Nach einigen Schritten hörte ich die Stimme von Jasons Beta, Derek hinter mir "Emma! Warte mal kurz!". Was haben heute alle mit dem Schreien? Ich bin nicht schwerhörig. Mit einem tiefen Seufzer drehte ich mich zu ihm um. Immer wenn Derek etwas möchte, hatte es etwas mit Jason zu tun. "Was ist denn? Ich hab keine Zeit" "Ach wirklich? Was hast du denn so wichtiges zu tun?" fragte er mich mit einem hinterhältigen Lächeln. "Mädchenkram" Mädchenkram? Wow Emma, Antwort des Jahres! Als ich Dereks lautes Lachen hörte, wusste ich, dass er mir das nicht abgekauft hatte. "Mädchenkram? Du? Komm schon Emma dich interessiert Mädchenkram nicht. Dafür kenne ich dich zu lange". Gut damit hatte er recht, aber zugeben würde ich das nicht. Sein Ego war sowieso schon so groß wie ein Fußballfeld. "Zufälligerweise schon. Also was willst du?" So schnell wie man ihn zum Lachen bringen konnte, konnte er auch wieder ernst werden. Das war eine Sache an Derek, die ich zu schätzen wusste. Er war immer dann ernst, wenn es wichtig wurde. "Jason hat mir erzählt, dass er sich mit den Alphas trifft und ich denke du solltest mitfahren. Damit du siehst, was bei einem Treffen alles besprochen wird. Und ich dachte mir, du würdest dich freuen mal hier raus zu kommen". In dem Moment wusste ich wieder, warum ich Derek als Freund hatte. Er sorgte sich immer um jeden. "Hab ich dir schon mal gesagt, wie sehr ich dich liebe? Endlich komme ich mal raus aus dem Rudel" sagte ich mit einem riesigem Lächeln im Gesicht. Lachend antwortete er " Ja ich bin toll. Und jetzt komm, Jason bereitet schon alles vor". Als ich ihm in Jasons Büro folgte, wusste ich noch nicht wie sehr sich mein Leben nach diesem Treffen ändern sollte.

Keylen

"Was hat er gesagt?" fragte ich meinen Beta, Alex. "Wir sollen in sein Revier kommen? ER will doch was von MIR" brachte ich mit einem Grollen heraus. Alex sah mich mit einem nervösen Blick an, aber dieser Alpha Jason machte mich wütend. Vor einigen Wochen bekam ich einen Anruf von seinem Beta, er wolle sich mit mir treffen. Und nicht nur mit mir, mit allen Alphas die in dieser Region lebten. "Sag ihm ich will mit seinen Problemen nichts zu tun haben. Ich habe Besseres zu tun." Alex nickte und verschwand aus meinem Büro. Seufzend lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und schloss die Augen. Wenn dieser Jason etwas will, muss er zu mir kommen. Ich würde ihn mir anhören und ihn dann wieder weg schicken. Mit zu vielen Alphas auf einem Haufen endet es nur in einem Blutvergießen...

Emma

"Planänderung. Wir fahren zu ihm, Derek hol den Wagen, wir fahren in einer Stunde los." Nachdem Derek los lief, schaute ich Jason mit einem fragenden Gesichtsausdruck an "Wo fahren wir eigentlich hin? In wessen Revier?" Nach einem kurzen Zögern hörte ich meinen Bruder sagen "Alpha Keylens Revier". Danach sagte ich einige Zeit gar nichts mehr. Alpha Keylen ist in der Werwolf Welt eine Legende. Als ich noch klein war hat mir mein Vater immer die Geschichte erzählt, wie der Krieg zwischen Werwölfen und Rogues verhindert wurde. Keylens Vater hatte sein Rudel in den Krieg geführt, als Keylen einen Weg fand, ein Blutvergießen zu verhindern. Noch jung wie er war, hat das niemand erwartet. Er wurde gefeiert, aber man hat ihn nie lächeln sehen. Er zog sich zurück und als sein Vater starb, übernahm er das Rudel. Seitdem ist sein Rudel das stärkste und größte Rudel, das es gibt. Er wird als herzlos und kalt beschrieben, aber zu Gesicht bekommen hat ihn seit Jahren niemand mehr. Zu sagen ich wäre nervös, wäre untertrieben. "Wir sind gleich da" hörte ich in dem Moment meinen Bruder sagen. Wir fuhren jetzt seit Stunden und langsam hielt ich es nicht mehr aus. Dereks Musik Geschmack ist der Gleiche, wie der meines Vaters. "Euch sagen wie ihr euch zu benehmen habt muss ich glaub ich nicht mehr, Derek pass auf Emma auf. Ich will nicht, dass sie alleine herumläuft. Und Emma, bitte sei nicht frech. Mach keine Witze und um Gottes Willen provoziere niemanden, ok?" fragte er mich mit einem flehenden Gesichtsausdruck. "So schlimm bin ich nicht! Außerdem provoziere ich niemanden." Derek und Jason sahen sich an und dann wieder zu mir. "Emma du provozierst selbst die Katze von unsern Nachbarn" sagte Jason zu mir, als ich ihn mit einem beleidigten Ausdruck ansah. "Schon gut ich mach nichts." Leise grummelnd machte ich die Augen zu. Das Treffen wirkte auf einmal nicht mehr sehr spannend.

Soul SavingWhere stories live. Discover now