17. Kapitel

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Emma

"Emma, lauf!", rief meine Mutter. Panisch suchte ich nach einem Ausgang, sah aber nur Rauch und Körper auf dem Boden um mich herum. Ich hielt mir die Hand vor Nase und Mund und versuchte mit der anderen, mich an der Wand zu stützen  "Mum!", rief ich hustend, doch nur das Knistern des Feuers antwortete mir. Meine Hand schloss sich um einen Türgriff und ich zerrte, die Tür aber rührte sich nicht. Ich kam nicht raus. Tränen stiegen mir in die brennenden Augen und meine Hand rutschte vom Griff. Auf den Knien kniff ich die Augen zusammen und versuchte noch einmal, einen Ausweg zu finden. Der Rauch und die Tränen ließen mich die Figur, die auf mich zukam, erst erkennen, als sie wenige Meter vor mir anhielt. Ich hob den Kopf, konnte ihn aber nicht lange halten und keuchte vor Schmerzen, als der Rauch durch meine Finger in meine Nase stieg. "Du hättest auf deine Mutter hören sollen, Kleine. Aber keine Sorge, wir haben uns um deine Eltern gekümmert", hörte ich den Mann vor mir sagen, bevor er leise lachte und mich weinend auf dem Boden liegen ließ. In dem Moment realisierte ich, dass er mich zum Sterben zurück ließ... Keuchend setzte ich mich im Bett auf und holte zitternd Luft. So saß ich einige Minuten, bis sich mein Atem wieder beruhigt hatte und schob mir meine Haare aus dem Gesicht. Die Träume haben vor einigen Nächten angefangen, die Nächte wurden immer kürzer. In solchen Nächten würde ich stundenlang an die Decke gucken, daher schob ich die Decke von mir, den leeren Platz neben mir nicht beachtend. Keylen war die letzten Tage immer mehr in sich zurück gekehrt und schlief kaum noch. Die Nächte, in denen er mich im Arm hielt waren kurz, da er sobald ich eingeschlafen war, das Schlafzimmer verließ und in sein Büro ging. So bekam er meine nächtlichen Probleme nicht mit und ich fand ihn morgens, Haare zerwühlt, an seinem Schreibtisch. Seufzend ging ich ins Bad und spritze mir Wasser ins Gesicht, die Frau im Spiegel sah müde und fertig aus. Blaue Augenringe zierten mein Gesicht und mein normalerweise braunes Gesicht war blass. Concealer, mein neuer bester Freund. Nachdem ich mich in eine Jeans und Pulli gezwängt hatte, lief ich auf Keylens Büro zu. Die Tür stand einen Spalt offen und ich sah Keylen, mit seinem Handy in der Hand, am Kamin stehen. Einen Arm ausgestreckt, den Kopf hängend, sah er in das Feuer. Ich klopfte leicht an der Tür und ging einen Schritt in den Raum hinein, "Hey". Er sah kurz auf, wendete sich dann aber wieder dem Feuer zu, Hey". Ich machte noch einen Schritt, blieb dann aber wieder stehen, "Möchtest du auch frühstücken? Ich dachte mir wir könnten in die Stadt fahren", versuchte ich es. Als ich keine Antwort bekam, holte ich tief Luft und versuchte es erneut, "Oder wir gehen laufen? Wir könnten auch nur einen Film gucken, wenn du möchtest". Zuerst dachte ich er würde wieder nichts sagen, aber er drehte sich um und sah mich an, "Heute kann ich nicht, Emma". Damit ging er zu seinem Tisch und setzte sich, die Zettel vor ihm offensichtlich interessanter. Ich verstand ja, dass er sich um die Rogues kümmern musste, dass es ihn störte, keine riesigen Fortschritte machen zu können. Vor einigen Tagen hatte er nach langem Suchen etwas Auffälliges gefunden und hatte mit Alex zusammen einige Leute darauf angesetzt, jemanden auswendig zu machen, da Keylen sich um die Rudel kümmern musste, die immer unruhiger wurden. Alle wollten etwas von ihm und das Warten auf Informationen versetzte ihn in eine ungute Stimmung. Ich versuchte zu helfen, wo ich konnte und saß mit Alex zusammen, um ihn ein wenig zu entlasten, wenn er sich mit Keylen irgendwo verbarrikadierte. Wofür ich kein Verständnis hatte, war, wie Keylen anfing, uns mehr und mehr zu vergessen.Er reagierte kaum auf mich und wenn, dann schob er mich immer mehr von sich. Gewollt oder nicht, das ging so nicht weiter. "Ich weiß, das höre ich schon die ganze Woche". Als er nicht einmal aufsah und nur etwas auf ein Blatt Papier schrieb, riss ich es ihm unter dem Stift weg und schmiss das Blatt auf den Boden. Mit verschränkten Armen sah ich ihm zu, wie er den Stift ablegte und langsam seinen Kopf hob. Wir starten uns einige Sekunden an, bevor er sprach, "Was genau sollte das?". Mir fiel der Mund auf,   und ich ließ die Arme sinken, "Was das sollte? Ich bin deine Gefährtin, das ist los. Seit Tagen behandelst du mich wie irgendetwas, was du nicht mehr loswirst. Und weißt du was? Das habe ich nicht verdient. Wenn du mich nicht hier haben willst, dann fahre ich wieder nach Hause.", damit drehte ich mich um und stürmte aus dem Raum. In der Küche nahm ich mir noch eine Flasche Wasser, bevor ich in den Wald lief. 


Alex

Stirnrunzelnd sah ich zu, wie Emma in den Wald lief. Von meinem Fenster aus hatte man einen direkten Blick auf das Grundstück, auf das ich geguckt hatte, als ich sie aus der Tür stürmen sah. Ich konnte mir denken warum, da ich mit dem Grund seit Tagen in seinem Zimmer arbeitete. Nach dem "Ausflug" in das andere Rudel vor einigen Wochen hatte ich gedacht, dass Keylen sich bessern würde. Ich hatte die beiden gefunden, als sie zusammen auf dem Sofa eingeschlafen waren und wie er sie ansah, wenn er sich unbeobachtet fühlte. Aber wir sprachen hier von Keylen, daher hätte ich es besser wissen müssen. Ich hatte bemerkt, wie er anfing in seine alten Verhaltensmuster zu fallen. Wenn man bei Keylen behaupten konnte, er hätte irgendwelche Muster. Dass er nicht sah, wie Emma jeden Tag müder aussah, war eines der Sachen, die ich nicht verstand. Täglich schlich sie im Haus herum wie eine Leiche, die ihren Sinn suchte. Da Keylen nicht besser aussah als sie, wunderte es mich nicht, dass sie aneinander geraten waren.

Mit den durchgearbeiteten Akten in der Hand machte ich mich auf die Suche nach ihm. Er stand am Fenster und sah in Richtung Wald, in der Emma verschwunden war. Ich sagte nichts, als ich mich neben ihn stellte. "Sie hat gesagt, sie würde mich verlassen", sagte er leise, die Stirn gerunzelt. Er würde es nicht zugeben, wie sehr das an ihm zerrte daher sagte ich, "Sie wird schon wieder kommen". Keylen nickte zwar leicht, stimmte mir aber nicht zu. "Was soll ich machen?", fragte er mich nach einigen Minuten Stille. "Geh ihr nach. Rede mit ihr". Er sah mich kurz an, drehte sich wieder um und öffnete die großen Glas Türen. Mit einem Satz war er unten und ging mit großen Schritten Emma hinterher.



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Monate später auch wieder ein, kurzes, Lebenszeichen. Nach dem Abschluss Stress kam dann der Gesundheitsstress, an dem ich noch immer arbeite, daher wollte ich nicht weiterschreiben, bevor es mir nicht wieder halbwegs gut ging. Eine gute Sachen hatte das Ganze aber, ich hab endlich mal wirklich Zeit, alle meine Bücher zu lesen, die ich hier horte und in den Tiefen meines Bücherregales vergessen hatte ;)  

xx Michelle


Soul SavingWhere stories live. Discover now