16. Kapitel

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I'm still alive!!!

Keylen

Wir waren vor zwei Wochen wieder zurück gekommen und hatten keine Fortschritte gemacht. Nachdem wir angekommen waren, hatten Alex und ich uns in meinem Büro an die Arbeit gemacht. Wir durchsuchten alte Akten und benutzten das Internet, um an Daten zu kommen, aber wir fanden  nichts hilfreiches. Frustriert warf ich die Mappe, die ich momentan in den Händen hielt, vor mir auf den Tisch. Genervt fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare, bevor ich die Mappe wieder nahm. Fotos über Fotos von kriminellen Wölfen der letzten zehn Jahre zu durchforsten war mein Alltag geworden. Immer nach etwas suchend. Ein Name, Straftat. Irgendetwas. Auf meinem Tisch lag ein Haufen Mappen, die ich mir später nochmal genauer ansehen werde. Ich suchte noch einige Zeit weiter, bevor ich das Licht ausmachte und die Tür hinter mir schloss. Mit den Mappen unter dem Arm ging ich den dunklen Gang entlang in Richtung Wohnzimmer. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, hatte sie es sich dort bequem gemacht und gesagt, "Ich mache einen Film Marathon". Ich hatte genickt und war gegangen. Jetzt legte ich die Mappen auf einen kleinen Tisch in der Vorhalle und ging weiter. Emma lag auf dem Sofa, Beine und Arme von sich gestreckt und schnarchte. Mit einem Lachen ging ich zu ihr und nahm ihre Hand. Das Schnarchen hörte auf und sie öffnete die Augen, wenn auch nur halb, "Hmm?", murmelte sie verschlafen. Ihre Position sah nicht sehr bequem aus, daher schob ich meine Arme unter sie und hob sie hoch. Emma war in der Zeit, in der ich sie die Treppe hoch in mein Schlafzimmer gebracht hatte, wieder eingeschlafen. Jetzt lag sie dort auf dem Bett und ich ging an meinem Tisch die letzten Mappen durch. Mord, Überfälle, Raub und Hinterziehung konnte man so gut wie auf jeder Seite nachlesen, aber das war nicht das, was mich auf einer Seite anhalten ließ. Der Mann auf dem Foto war dreißig Jahre alt, hatte schwarze Haare und sah dem Rogue, den wir gefangen hatten, kaum ähnlich. Aber der Name ließ mich in meinem Stuhl aufrecht sitzen. Ich suchte in meiner Hose nach meinem Handy und rief Alex an. "Keylen?", antwortete der mir nach dem zweiten Klingeln. "Alex, wie hieß der Rogue mit Nachname?, fragte ich ohne eine Begrüßung. Eine kurze Pause, dann, "Ich glaube Erikson, warum?". Ich legte die Mappe hin und lehnte mich auf meinem Stuhl zurück, "Ich habe ihn".

Emma

Eine leise Stimme weckte mich auf und ich drehte mich zu ihr um. Keylen stand mit den Rücken zu mir am Fenster und sprach schnell in sein Handy, "Erikson ist der Rogue, den wir gesucht haben. Es passt alles. Herkunft, Geburt, alles. Ja, mach das. Gut, beeil dich, wir müssen uns um ihn kümmern. Ja, bis dann". Er nahm das Handy vom Ohr und atmete tief aus. Ich sah ihn noch einige Sekunden an und wollte etwas sagen, aber da drehte er sich zu mir und und setzte sich neben mich, "Hey", sagte er und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich zog an seinem Arm und lächelte ihn an, als er halb auf mir landete, "Hey". Er lachte leise und grummelte an meinem Hals, "Ich muss mich un den Rogue kümmern", rührte sich aber nicht. Ich fühlte seinen Atem auf meiner Haut und ich antwortete, "Du arbeitest seit Tagen Keylen, du brauchst eine Pause". "Ich bin ein Alpha, ich muss mich um sowas kümmern". Stirnrunzeln strich ich ihm mit einem Finger über die Augenringe, "Nicht bis zur Erschöpfung, das bringt niemandem was". Er rollte auf den Rücken und sah an die Decke, "Ich habe schon viel länger ohne Schlaf ausgehalten Emma, das stört mich nicht." Ich setzte mich auf und sah ihn an, "Mich aber. Ich verstehe, dass du Verantwortung hast, aber ich sehe dich vielleicht zweimal am Tag und nenn mich selbstsüchtig, aber ich will auch ein bisschen Aufmerksamkeit. Ich kann mich gut selbst beschäftigen, aber irgendwann wird auch mir langweilig."  Ich fummelte an der Decke rum, als ich ihm ins Gesicht sah, "Mach eine Pause, bitte. Wir müssen ja nicht weit weg, wir können ja auch spazieren gehen". Keylen warf einen Blick auf die aufgeschlagene Mappe, sah mich dann aber wieder an, "Natürlich, wenn du das möchtest". Ich schüttelte den Kopf, "Es geht hier nicht nur um mich, du bist zwar ein Alpha, aber auch du darfst eine Pause machen". Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und legte sein Handy auf den Nachttisch. Als er aufstand, streckte er mir seine Hand entgegen, "Komm". Ich ließ ihn mir helfen und stand dann vor ihm. Das zögern, bevor er seine Hände an mein Gesicht legte, entging mir nicht. Ich war zwar seine Gefährtin, aber er musste sich noch an all das gewöhnen und ich wusste, dass es noch eine Weile dauern würde, bis er sich dabei wohl fühlte. "Ich wollte nicht, dass du dich alleine fühlst. Ich mache jetzt eine Pause." Er bewegte meinen Kopf leicht hin und her, "Was auch immer du machen willst, machen wir". Damit hatte ich nicht gerechnet und ich hob eine Augenbraue, "Alles?". "Ja", sagte er und nickte. Ich grinste, "Dann lass uns in die Stadt gehen".



Keylen schloss den Wagen ab und nahm meine Hand, "Wohin?". Ich sah mich in der Einkaufsstraße um und zeigte auf einen Laden, "Den, ich brauche neue Hosen". Ich zog ihn hinter mir her in den Laden und steuerte auf die Jeans Abteilung zu. Eigentlich brauchte ich keine, aber wen interessierte das schon? Mich nicht. Ich ließ seine Hand los und fing an, mich durch die Jeans zu arbeiten, "Zu hell, zu groß, was ist das für eine Farbe? Die ist gut...wie viel soll die kosten?!", murmelte ich vor mich hin, Keylen neben mir. So ging es einige Zeit weiter, bis ich mich für mehrere entschieden habe. Er setzte sich vor den Kabinen auf eine Bank und wartete, während ich frustriert schnaubte und die nächste Jeans anprobierte. Hatte ich erwähnt, dass ich Jahre brauchte, um eine passende Jeans zu finden? Jedes mal freute ich mich auf was neues, aber da ich nach dem ersten Versuch meistens schon so genervt war, gab ich schnell auf und war dann den ganzen Tag frustriert. Grund für eine menge Eis, denn wenn die Jeans schon nicht passen, warum dann abnehmen? Das war meine logische Erklärung, für die mich mein Bruder schon des Öfteren geärgert hat. "Emma?", sagte Keylen von der anderen Seite der Tür. "Was?", jap, die schlechte Laune meldete sich. Er machten die Tür auf und sah auf den Hocker, auf den ich mich grummelnd gesetzt hatte. "Was machst du da?", fragte er mit einen Blick auf den Haufen Klamotten vor mir. "Sitzen, wie du siehst", sagte ich säuerlich. Er sah noch einmal auf den Haufen, nahm die Klamotten und ging. Nach einigen Minuten, die ich in der Kabine verbracht hatte, klopfte es leicht an der Tür und Keylens Arm erschien, einige Sachen in der Hand. "Hier, probier das.", sagte er noch, bevor er die Tür wieder schloss. Mit einem seufzen probierte ich die Sachen an und stellte mit Überraschung fest, dass fast alles passte. Lächelnd sah ich in den Spiegel und begutachtete mein Outfit. Eine rote Bluse und eine blaue, enge Jeans. "Und?", fragte Keylen. Ich öffnete die Tür und und lächelte, "Was denkst du?". Er ließ seinen Blick über mich gehen und machte einen Schritt nach vorne, so dass er mit in der Kabine stand. Er ließ seine Hände an meine Hüfte wandern und ich lehnte mich in seine Richtung. "Perfekt", sagte er an meinem Ohr, bevor er mir einen Kuss auf den Mund drückte. 


Keylen bestand darauf zu bezahlen, obwohl ich mich aufgeregt hatte, aber er hatte mich mit einem, "Ich bin dein Gefährte, du brauchst nichts bezahlen", abgespeist hatte und der Verkäuferin mit einer ernsten Miene seine Karte in die Hand gedrückt hatte. Jetzt liefen wir nebeneinander, er mit der Tüte, die Straße entlang zu einem Restaurant. "Woher wusstest du, dass die Sachen passen würden?", fragte ich. Er sah mich von der Seite an und sagte dann, "Ich gucke dich oft genug an, um zu wissen, welche Größe du brauchst". Erstaunt sah ich ihn an, sagte aber nichts.

Nach unserem Essen für er uns wieder zurück und wir guckten einen Film, er auf der Couch und ich saß an seinen Beinen, auf den Film konzentriert. Er drahte den ganzen Film über eine Strähne meines Haares um seine Finger, sagte aber nichts. Kurz vorm Ende sah ich zu ihm hoch und fragte, "Wie fandest du den Film?". Er drehte weiter meine Strähne und lächelte leicht, "Ich habe nicht viel übrig für Filme, aber dir machen sie offensichtlich Spaß". "Das hättest du sagen sollen, wir mussten keinen Film gucken". Er schüttelte den Kopf und beugte sich vor, hob mich auf seinen Schoß und sah mir in die Augen, "Nein, er war gut." Nach ein paar Sekunden fügte er leise hinzu, "Die Pause war eine gute Idee, danke". Ich strich ihm über die Wange und legte meinen Kopf auf seine Schulter, "Natürlich".

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