|12| Hochmut kommt vor dem Fall

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Ich grinste Harry breit an. Er würde mir tatsächlich einen Besen in die Hand drücken!
Ich nahm ihn lächelnd entgegen und setzte mich darauf und stieß mich ab, wie ich es bei Harry und Ron beobachtet hatte.

Ich hatte große Mühe, mich am Besenstiel festzuhalten. Der kalte Wind sauste mir um meine Ohren und meine Hände wurden kalt und steif.

"Ich fliege!", grinste ich den übrigen Spielern von Gryffindor zu. Tom verdrehte die Augen, ließ den Blick aber nicht von mir weggleiten. Ich flog direkt neben ihn. Das Steuern des Besens fiel mir noch immer schwer und meine Flugbewegungen waren ruckartig.

"Sieh' mal Tom, ich flieege!", lachte ich. Toms Haar war vom Flugwind ganz zerzaust. Er hatte die Brauen wütend zusammen gezogen. "Clark, dich sollte man nicht in die Nähe eines Besens lassen", knurrte der.

Ich schmollte kurz. "Es ist ja schön, dass du dir Sorgen um mich machst, aber ich schaukle das Kind schon!", kicherte ich. Tom riss die Augen auf und starrte mich dann finster an.

"Ich mache mir keine Sorgen um dich!", protestierte der große Dunkelhaarige entrüstet.

"Was auch immer", sagte ich in einem Singsang. Ich flog noch weiter hoch.

Ganz am Rande bekam ich Harry mit, wie er mir zu rief, ich sollte wieder runter kommen. Ich duckte mich gerade noch rechtzeitig, als ein Klatscher geschossen kam. "Clark, komm' da sofort wieder runter! Du hast deinen Freund gehört!"

Tom schwebte neben mir. Ich ignorierte ihn und flog weiter. Ich genoss es, das Adrenalin durch meine Venen rauschen zu spüren. Der Flugwind brannte ähnlich an meinen Wangen, wie Toms Hände auf meinen Hüften, vor drei Tagen.

Ich musste dieses Bild aus meinem Gedächtnis streichen. Selbst jetzt, wenn ich nur daran dachte, fühlte ich, wie ich rot wurde.

Ich flog noch ein Stückchen weiter nach oben. Ich wollte die Wolken spüren und durch sie hindurch fliegen. "Schöne Aussicht, nicht?" Ich fuhr herum. Draco saß lässig mit einer Hand auf dem Besen. Ich rollte mit den Augen. "Was willst du, Draco?" Der Blonde leckte sich über die Lippen und zog seinen Zauberstab hervor. "Was ich will? Ein Schlammblut, wie du, das dazu noch absolut talentlos ist, gehört hier nicht nach Hogwarts", rief er mir zu.

"Was hast du vor, Draco?", fragte ich ihn alarmiert. "Nichts großartiges. Nur ein Schlammblut fallen sehen!", höhnte er und bewegte seinen Zauberstab. Ich verstand die Worte, die er sagte, doch in meinem Gehirn waren sie nicht angekommen. Fest stand, dass ein starker Windhauch kam und mich so vom Besen drückte, dass ich mich zweimal um die eigene Achse drehte und schließlich nur noch mit beiden Händen am Besen hing.

Mein Herz fühlte sich an, als würde es gleich aus meinem Brustkorb ausbrechen. Mein Atem ging schwer und meine Hände waren schwitzig geworden. Ich hing mutterseelenallein hier in keine Ahnung, wie vielen Metern Höhe und niemand dort unten würde mich hören, geschweige denn schnell genug sein, um mich aufzufangen.

Fieberhaft versuchte ich den Besen zu mir auf mein Niveau herunterzuziehen. "Fu-uchs", fluchte ich. Das hatte ich jetzt davon, unbedingt Besen fliegen zu wollen. "Hilfe!", schrie ich, weil ich einfach so verzweifelt war. Das musste mit dem Grimm gemeint sein! Es musste einfach!

Ich blickte nach unten. Doch da war die dicke Wolkendecke. Ich war froh, dass man nicht weiter runter schauen konnte!

Als ich einen roten Punkt anfliegen sah, hätte ich vor Freude weinen können. "Tom!", schrie ich dem großen Gryffindor zu. Mein Gesicht erhellte sich. "Du bist keine Gefahr für andere, sondern vor allem für dich selbst", rief er mir zu.

3-7

Dieses Mal hatte er leider recht. Ich hatte mich maßlos selbst überschätzt. War einfach zu weit nach oben geflogen. Und Draco. Ich hätte mir denken müssen, dass er irgendetwas versuchen würde.

ᴘᴏʀᴛᴇ-ᴍᴏʀᴛ [ᴛᴏᴍ ʀɪᴅᴅʟᴇ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt