Freiheit

190 6 3
                                    

Innert einem Tag kann ein ganzes Leben zerstört werden. Innert einer Nacht alles vernichtet was man liebt. Alles könnte so schön sein. Gäbe es nicht Menschen und Kreaturen der Dunkelheit. Ohne Gewissen ohne Gnade. Nur auf der Welt um zu vernichten.

Mir war klar, dass er mich nicht mehr sehen wollte. Ich verstand nun auch, weshalb er es nicht mehr wollte. Und das nur wegen einem Traum. Ein Schnauben erklang und ich erschrak. "Iss das", knurrte er. Er stellte ein Teller vor mein Gesicht. Wie kalt ist er nur geworden. Wie abscheulich? "Wie soll ich?", krächzte ich. Er sah auf mich herab: "Wie wär‘s wenn du deine Hände benutzt?" Fand er das etwa lustig? Von dem Mann den ich früher mal so gemocht hatte war nichts mehr übrig. "Ich meine es ernst, benutz deine Hände", sagte er ohne irgendeinen Unterton. Ich wollte ihm den Gefallen nicht tun. Eher würde ich hier auf der Stelle verhungern. "Ich werde dich gehen lassen. Unter einer Bedingung, du wirst mich nicht mehr suchen. Auch nicht Brian zu liebe. Ich werde gehen. Lebe wohl mea dulcis", flüsterte er. und verschwand in der Dunkelheit. Ich brach in Tränen aus. Nicht weil er verschwunden ist, sondern wie er verschwunden ist. Genau so ist er vor fünf Jahren gegangen. Mit einem Unterschied vor fünf Jahren hatte er mich zum Abschied geküsst. Ich lag immer noch im Dunkeln. Abrupt begann ich auf zu stehen. Es funktionierte tatsächlich. Er hatte nicht gelogen. Eine weitere Träne rann mir aus den Augen. Ein kleiner Funke von Hoffnung machte sich in meinem Bauch breit. Hoffnung ... Zitternd hob ich den Teller an meine Lippen. Ich kippte den ganzen Inhalt in einem Zug hinab. Erschöpft liess ich mich auf den Stuhl sinken. Ein seltsamer Gedanke kam mir. Was ist wenn das Ganze doch kein Traum gewesen ist? Entschlossen stand ich auf. Ich musste Brian finden, oder besser nicht ...

Lange irrte ich durch die dunklen Höhlengänge bis ich den Ausgang fand. Ich stand nun in einem idyllischen Wald. Die Sanftheit trügt, dass wusste ich. Er war auch sanft gewesen. Einen Augenblick lang glaubte ich, ich könnte all dem einfach entfliehen. Ein schöner Gedanke der so abrupt vernichtet wurde wie er aufgetaucht ist. "Isalm, ich hab sie gefunden!", rief Brian laut. Brian ... Brian war schuld an all dem. Brian hatte mich um Hilfe gebeten. Ohne Brian wäre ich nicht hier. Brian kam aus einem Gebüsch auf mich zu gestürmt. "NEIN! Brian lass mich. Lass mich in Ruhe. Bitte", meine letzten Worte waren nur noch ein wimmern. "Wieso? Verdammt was ist mit dir passiert? War er es?", Brian überging meine Bitte einfach. "Brian geh, geh bevor ich dich töte!", schrie ich ihn an. Auf der Stelle blieb er stehen. Verblüfft sah er mich an: "Du wolltest uns helfen, Weisst du noch? Und jetzt willst du mich töten?" "Bitte Brian geh! Ich kann es dir nicht erklären geh einfach. Bitte", mir blieb nichts anderes übrig als ihn vor keine andere Wahl zu stellen. "Nun, Isalm wir gehen. Auf nimmer wieder sehen", knurrte er und verschwand im Wald. Isalm dicht auf seine Fersen. Ich sackte auf dem Boden zusammen. Mein Kopf schmerzte. Wie unrecht er hatte. Ich hatte noch weniger als er. Er hatte mich, aber ich hatte noch nicht einmal ihn. Alleine und Volkommen ausgemergelt sass ich in dem kleinen idyllischen Wald. Idyllisch das ich nicht lache. Ich war frei. Frei in einem verdammten Irrgarten aus Bäumen.

Die Oberfläche mag glänzen, doch was darunter liegt kann grausam sein. Grausamer als alles was du kennst. Ein kleiner Wald wird zum angsteinflössenden Folterinstrument. Also nicht alles was glänzt ist auch darunter aus Gold. 

Des Rächers letztes OpferWo Geschichten leben. Entdecke jetzt